2. ART INTERNATIONAL in ISTANBUL 2014

06. Okt. 2014 in Kunstmesse

Benjamin Appel, Istanbul

„In Istanbul ist Platz genug für zwei Kunstmessen,“ ist sich Sandy Angus sicher. Letztes Jahr gründete der erfahrene Messebetreiber die Art International Istanbul. Aber es hagelte Startprobleme. Denn dem Platzhirschen Contemporary Istanbul (CI) gefiel die neue Konkurrenz gar nicht. Eine Klage folgte, die noch heuer den vollen Namen der jungen Messe verhindert. Also heißt es auch zur 2. Ausgabe schlicht Art International (AI).

Karl Karner, Istanbul

Anders als auf der im November stattfindenden CI dominieren auf der AI westliche Aussteller. Von den 77 Galerien aus 24 Ländern kommen 50 aus Europa, darunter allein fünf aus Österreich. Aus der Türkei sind es zwar nur zwölf, dafür aber durchwegs mit hochkarätiger Kunst. Rampa etwa zeigt Werke der türkischen Grande Dame Gülsün Karamustafa, deren Preise sich in den letzten Jahren verdoppelten und unter 25.000,- kaum mehr zu kaufen sind.

Gülsün Karamustafa, Mermaid. c Rampa

Aber nicht nur der Name, auch der zentral gelegene Ort musste zur ersten Ausgabe 2013 in letzter Minute geändert werden. Obwohl das Halic Congress Centre eine gut halbstündige Taxifahrt vom Zentrum entfernt ist, waren schließlich alle mit dem Ausweichquartier mehr als zufrieden: Direkt am Wasser, gegenüber vom berühmten Friedhof Eyup am Goldenen Horn gelegen, findet hier jetzt also auch die 2. AI statt.

Halic Congress Centre Istanbul

 

Stand Leila Heller, NY

Wie im letzten Jahr lässt auch heuer die Messearchitektur immer wieder Blicke auf die Umgebung offen, wofür die Wiener Galerie Mario Mauroner in ihrem Stand gerne wieder weniger Hängefläche in Kauf nehmen. Begeistert ist auch die Wiener Galerie Raum mit Licht, die heuer erstmals teilnimmt und gleich zu Beginn eine Serie der jungen Österreicherin Karin Fisslthaler an einen türkischen Sammler verkaufen konnte. Drei Werke von Daniel Pitin aus der Charim Galerie (Wien) gehen nach Doha und Krinzinger verkaufte sofort eine Fotografie von Marina Abramovic an einen der größten lokalen Sammler.

Stand Galerie Krinzinger, Wien

Aber die Galerien sind hier nicht nur mit Zeitgenössischem angereist. Auch Klassiker wie Joan Miro, Henry Matisse oder für stolze 290.000,- Euro ein Werk von Frank Auerbach (Andipa Gallery, London) werden angeboten.

Wie bei jungen Messen häufiger kann man leichte Unsicherheit bei manchen Galerien feststellen. Denn wer hier was kaufen wird, ist noch unentschieden. Einerseits wird auf die finanzstarken türkischen Sammler gesetzt, die während der Messetage ihre Privatmuseen und auch -häuser großzügig für Interessierte öffnen und zeigen, auf welch hohem internationalen Niveau hier gesammelt wird. Andererseits werden auffallend viele europäische Sammlergruppen über die Messe geführt. Heuer haben sich zudem deutlich mehr Interessierte aus dem Nahen Osten angemeldet, erzählt Messe-Direktorin Dyala Nusseibeh, und im nächsten Jahr will sich das Messe-Team auf Russland und Indien konzentrieren – eine Region, aus der bisher noch keine Galerie an der AI teilnimmt.

Stand Lisson Gallery, London

Aber Messegründer Angus ist zuversichtlich über die Bedeutung der AI. Innerhalb des vollen Messekalenders will er die AI als wichtigsten Termin im September positionieren, Istanbul sei ein Standort, an den jeder gerne reise.

Team der Art International: Hüseyin Avunduk, Sandy Angus, Dyala Nusseibeh, Stephan Ackermann (vlnr). Foto SBV

Gleichzeitig arbeitet er bereits an einem neuen Projekt. Angus gründete 2008 die Art Hongkong, verkaufte die Messe 2012 an die Art Basel und gab jüngst überraschend die Gründung seiner neuen Messe „Art Central“ in Hongkong bekannt.

Tatsächlich habe er den Plan für eine zeitgleiche Satellitenmesse schon vor zwei Jahren gehabt, das sei bereits in dem Kaufvertrag mit der Art Basel festgehalten worden und geschehe in einem offenen Dialog mit dem Konkurrenten, erklärt er mir im Interview in Istanbul. „Wir wollen keinen Schaden anrichten.“ Abgemacht sei auch, dass die Standpreise der neuen Messe 80% von jenen der Art Basel betragen müssen. Etwa 100 vor allem junge Galerien werden teilnehmen, die eine Hälfte aus Asien, die andere aus westlichen Ländern. Die größte Herausforderung sei der Ort. Denn in Hongkong gibt es kaum entsprechende Räume, weswegen sie ein temporäres Zelt aufstellen werden – eine enorm kostspielige Konstruktion, wie er betont.

1. Art Central, Hongkong 2015

Aber ähnlich wie in Istanbul sieht Angus auch in Hongkong noch ein enormes Potential.

Art International, 24.-27.9.2014

veröffentlicht in Die Presse 27.9.2014