Ausverkauf

07. Apr. 2016 in News

Foto creative commons

Foto creative commons

Und der Ausverkauf geht weiter – jetzt lässt der WDR 48 Kunstwerke aus dem Besitz der Rundfunkanstalt bei Sotheby´s versteigern. Angekündigt wurde das bereits im März 2014. Bis dahin wusste kaum jemand, dass der WDR aus den Gebührenmitteln über 600 Kunstwerke angekauft hatte. Intendant hatte damals die Sammlung auf schlappe 3 Millionen Euro geschätzt.

Kirchner,Berglandschaft mit Almhütten // reproarte.com

Kirchner, Berglandschaft mit Almhütten // reproarte.com

Jetzt werden in London und Paris Ölbilder von Max Beckmann, Ernst-Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Papierarbeiten von Erich Heckel, Christian Rohlfs und Ernst-Wilhelm Nay unter den Hammer kommen – wieso fallen die eigentlich nicht unter das neue Kulturschutzgesetz? Im Gegenteil: Die Landesregierung stimmte sogar dafür, zwei der bedeutendsten Werke eben nicht in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes aufzunehmen – da wäre die Begründung doch wirklich interessant!
Sicher jedenfalls ist, dass schon wenige Werke die 2014 genannte Gesamtsumme übersteigen werden, etwa mit Max Beckmanns 70×50 cm kleinen „Möwen im Sturm“ von 1942 – auch wenn dieses Bild nicht zu den wichtigen Werkes des Expressionisten gehört (geschätzt auf 900.00-1.3 Mio Euro). Und wird Kirchners „Berglandschaft mit Almhütten“ (1921) in dem Konvolut sein, oder konnte das Ausfuhrverbot durchgesetzt werden? Es war 1956 für 8000 DM gekauft worden, 1997 auf 800.000 DM geschätzt. (Zusatz: Laut der WELT vom 27.4. heißt die „Berglandschaft“ „Alpweg“ und geschätzt auf 774.00-1 Mio Euro).

Kirchner,Berglandschaft mit Almhütten // reproarte.com

Kirchner,Berglandschaft mit Almhütten // reproarte.com

Warum wird überhaupt ausverkauft? Ja, natürlich – das „Kerngeschäft“: WDR-Intendant Tom Buhrow erklärt es so schön: „Angesichts unserer schwierigen Haushaltslage wollen wir uns ganz auf unseren Kernauftrag konzentrieren: ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Programm anzubieten. Wir werden die Werke nun wie geplant unter professionellen Bedingungen und zu einem angemessenen Preis verkaufen.“ Und zum „Kernauftrag“ gehört der gelebte Umgang mit Kunst offenbar nicht. Walter Vitt, der in den 1980er Jahren als Kunstbeauftragter für den WDR tätig war, wurde in der Rheinischen Post im Juni 2015 zitiert: „Das, was die Kunstwerke bei einer Auktion einbringen können, sind Peanuts gemessen an dem, was der WDR braucht.“ Im selben Monat schrieb Rose-Marie Gropp in der FAZ  von dem Verkaufsplan und erwähnte, dass es gute Angebote für die Sammlung von vier deutschen Auktionshäusern gäbe, wo dann auch die Mehrwertsteuer im Land bleiben würde, und übrigens auch die Gewerbesteuer. Offenbar war aber das Angebot von Sotheby´s attraktiver – denn nur Geld zählt.

WDR Bürogebäude Haus Berlich, Köln // Foto Raimond Spekking, wikimedia

WDR Bürogebäude Haus Berlich, Köln // Foto Raimond Spekking, wikimedia

Will wer mehr wissen? Pressekontakt: Ingrid Schmitz Stellv. Unternehmenssprecherin Telefon 0221 220 7111 ingrid.schmitz@wdr.de