BMW und UBS auf der Art Basel 2016

13. Jun. 2016 in Kunstmarkt

Cao Fei // BMW AG, Cao Fei Studio

Cao Fei // BMW AG, Cao Fei Studio

Nächste Woche startet die 47. Art Basel. Es ist die wichtigste Kunstmesse für moderne und zeitgenössische Kunst. Über 280 Galerien nehmen daran teil, letztes Jahr kamen in den sechs Messetagen 98.000 Besucher. So erfolgreich die Messe ist, wäre das sechstägige Programm doch ohne Sponsoren nicht möglich. Zu den ältesten Partnern gehören BMW und UBS. Heuer chauffiert der Autohersteller nicht nur wie jedes Jahr die VIP-Gäste, sondern präsentiert auch Abigail Reynolds (repräsentiert von Rokeby, London) als  Gewinnerin der neuen BMW Art Journey. Und auch erste Entwürfe für das 18. Fahrzeug der BMW Art Car Collection. Dafür gastiert BMW im UBS Forum in Basel – damit treffen zwei Sponsoren der Art Basel zusammen, die ihr Kunstengagement höchst unterschiedlich anlegen.

Alexander Calder, BMW Art Car, 1975 - BMW 3.0 CSL. BMW AG

Alexander Calder, BMW Art Car, 1975 – BMW 3.0 CSL. BMW AG

Der erste BMW Art Car wurde 1975 von Alexander Calder gestaltet, „aber nicht als Marketingidee, um die Marke BMW in die Kunst zu bringen. Wir verdanken die BMW Art Car-Reihe der Leidenschaft von Hervé Poulain, französischer Rennfahrer, Auktionator und Freund internationaler Künstler,“ erklärt Thomas Girst. Er ist Leiter des Kulturengagements von BMW und rückt auch gleich die Begriffe zurecht: „Wir sprechen grundsätzlich nicht von Sponsoring, sondern von Partnerschaft, Kooperation oder Engagement. Das Wort Sponsoring ist etwas negativ konnotiert und zeugt einzig von einem monetären Transfer von A nach B. Bei uns geht es aber nicht um Transaktionen, sondern um Interaktion und partnerschaftliche Zusammenarbeit.“

Andy Warhol, BMW Art Car, 1979 - BMW M1 Gruppe 4 Rennversion (c) BMW AG

Andy Warhol, BMW Art Car, 1979 – BMW M1 Gruppe 4 Rennversion (c) BMW AG

Die Zusammenarbeit mit Künstlern begann also mit dem BMW 3.0 CSL, der schnell zum Liebling auf Rennstrecken wurde. Es folgten Frank Stella, Roy Lichtenstein, Andy Warhol. 1999 schrieb Jenny Holzer „What I Want“ auf die Motorhaube, 2010 färbte Jeff Koons den BMW M3 GT2 bunt ein – dieses Modell musste allerdings nach 60 Runden wegen technischer Probleme aus dem Rennen herausgenommen werden.

06.06.-13.06.2010 Le Mans (FR), Andy Priaulx (GB), Dirk M¸ller (DE), Dirk Werner (DE), No 79, Team BMW Motorsport, BMW M3 GT2 Art Car designed by Jeff Koons, 2010 Le Mans 24 Hours (LM24). © BMW AG

06.06.-13.06.2010 Le Mans (FR), Andy Priaulx (GB), Dirk M¸ller (DE), Dirk Werner (DE), No 79, Team BMW Motorsport, BMW M3 GT2 Art Car designed by Jeff Koons, 2010 Le Mans 24 Hours (LM24). © BMW AG

Zum 40jährigen Jubiläum von BMW ART CAR und zugleich 100jährigem Firmenjubiläum heuer wurden erstmals zwei Künstler gleichzeitig eingeladen: Cao Fei für das 18., John Baldessari für das 19. ART CAR. Im Gespräch mit Karim Habib, Leiter Design BMW Automobile, stellte die Künstlerin Cao Fei am 15.6.2016 erste Entwürfe für die Gestaltung des BMW M6 GT3 vor: „Ein wichtiges Thema des 21. Jahrhunderts ist die Tatsache, dass wir praktisch ein ‚Niemandsland‘ betreten – ein Leben geprägt von autonom fahrenden Autos und Flugzeugen sowie virtueller Realität. Meine Absicht ist es, das Themenfeld ‚Auto‘ zu erweitern und mich dabei neuen Ausdrucksformen zu widmen. Ich beziehe das nicht nur auf mich als Künstlerin, sondern auf die gesamte Öffentlichkeit,“ wird Cao Fei in der Pressemitteilung zitiert.

John Baldessari Design Studie // BMW AG

John Baldessari Design Studie // BMW AG

Und John Baldessari: „„Für mich ist das ‚Auto‘ eine Ikone der zeitgenössischen Kultur. Ich habe vor diesem Projekt bereits Skulpturen geschaffen, aber das Art Car ist in gewisser Hinsicht meine erste wirkliche Kooperation. Was darin begründet liegt, dass ich das Auto selbst nicht designt habe – ich habe vielmehr mit den Designern des Autos zusammengearbeitet. Ich glaube die Herausforderung liegt darin, etwas zu erschaffen, das in seinem Verständnis nicht auf eine Perspektive beschränkt ist, sondern aus einem ganzheitlichen Blickwinkel funktionieren muss. Meine bunten Punkte sind mittlerweile zu einer Art Markenzeichen von mir geworden, also musste ich sie unbedingt mit aufnehmen. Damit mache ich Werbung für mich selbst.““
Außer den BMW Art Cars und den Gemälden von Gerhard Richter in der Münchner Firmenzentrale besitzt BMW keine Sammlung namhafter Künstler. „Sammlungen findet man eher bei Unternehmen, die damit ein ´visual void´ füllen, wie Banken, Dienstleister. Solch eine visuelle Leerstelle hat BMW ja nicht, weil man mit der Marke herausragend designte Autos in Verbindung bringen kann,“ formuliert Girst vorsichtig.

Installationsansicht Francesco Clemente, Salvation, 1987 in der UBS Lounge auf der Art Basel in Miami Beach 2015. Foto Alberto Venzago

Installationsansicht Francesco Clemente, Salvation, 1987 in der UBS Lounge auf der Art Basel in Miami Beach 2015. Foto Alberto Venzago

Während bei dem Autohersteller die künstlerisch gestalteten Rennwagen durch die Welt touren, setzt UBS auf eine Kunstsammlung. Die Bank gehört seit 1994 zu den Hauptsponsoren der Art Basel, denn Kunstmessen „sind der Bereich, wo unsere Kunden sind. Wir wissen durch hausinterne Recherchen, dass unsere Kunden die Art Basel besuchen. Und auch wir kaufen hier für unsere Sammlung an – es ist der beste Weg, den Kunstmarkt zu unterstützen, wenn man bei Galerien kauft,“ erklärt der Leiter der UBS Art Plattform Peter Dillon.

Installationsansicht Lucian Freud, UBS Lounge, Art Basel 2016 // SBV

Installationsansicht Lucian Freud, UBS Lounge, Art Basel 2016 // SBV

Im Laufe der Geschichte der UBS schlossen sich Banken zusammen und wurden Banken übernommen, die oft eigene Kunstsammlungen aufgebaut hatten. Im Jahr 2000 kamen mit dem US-Vermögensverwalter Paine Webber rund 900 erstklassige Werke vor allem der US-Nachkriegskunst dazu. Kurz wurde überlegt, die Kunst zu verkaufen. Doch stattdessen wählten Experten die besten Werke aus, die seit 2004 unter dem neuen Label „UBS Art Collection“ mit den eigenen Beständen zusammengefasst sind.
art-collection2Heute umfasst die Sammlung rund 35.000 Werke, die großteils auf die Filialen aufgeteilt sind. Es wird stetig erweitert, aber „ein bis zwei größere Werke pro Jahr“ auch verkauft: „Werke, die unserer Meinung nach nicht ganz hineinpassen, manchmal, weil es aus der Zeit vor 1960 stammt, häufiger aber, weil es sehr, sehr große Werke sind, die schwierig zu handhaben sind, oder weil wir ein sehr großes Konvolut des Künstlers besitzen. In den 1970er Jahren gestaltete Carlos Cruz-Diez, einer der wichtigsten Künstler Lateinamerikas, ein ganzes Gebäude für uns in der Schweiz. Die Decken, die Wände, sogar die Parkplätze waren Teil davon. Einiges haben wir dem Haus der Konkreten Kunst in Zürich geschenkt, zwei der größten Stücke verkauft – und wir haben noch immer viele,“ erzählt Stephen McCoubrey, UBS Art Curator Europa und Asien. 2013 versteigerte Sotheby´s Cruz-Diez´ sechsteiliges Wandbild „Physichromie UBS Rouge“ für 845.000,- Dollar inklusiv Aufpreis.

Don´t Shoot The Painer, Werke aus der UBS Art Collection in der Galleria d´Arte Moderna, Mailand 2015

Don´t Shoot The Painer, Werke aus der UBS Art Collection in der Galleria d´Arte Moderna, Mailand 2015

Wie wird bei UBS angekauft? „Wir haben ein hochkarätiges Komitee, zwei Externe und drei Interne, die zwei bis drei große Ankäufe pro Jahr bestimmen. Die anderen Anschaffungen entscheiden Kunstprofis aus dem Team der Bank. Wir haben eine Abteilung, die auf sämtliche Aktivitäten im Bereich der Sammlung spezialisiert ist, von den Hängungen in kleinen Filialen bis zu großen Ausstellungen in Museen und Verkäufen,“ erklärt McCoubrey. Aber warum investiert die Bank in Kunst? „Das war Anfangs kein geplanter Prozess. Es ist eine mit vielen geteilte Leidenschaft – auch mit unseren Kunden. Um die Jahrtausendwende wurde uns klar, dass wir wohl die beste Sammlung zeitgenössischer Kunst einer Großbank besitzen – und das wollen wir zelebrieren und öffentlichkeitswirksam weiterführen.“ Und Dillon ergänzt: „Wir evaluieren unsere Aktivitäten bzw. das Geld, das wir dafür ausgehen, durchaus. Ein einfacher Weg, das abzuschätzen, ist auf der Art Basel zu sehen: Wir haben rund 3000 Kunden, die unsere Lounge in der Woche besuchen, sich hier treffen, Kunst kaufen, sich austauschen.“ Dort hängen dann auch ausgewählte Werke, heuer der Pop Art und des Abstrakten Expressionismus. Mit den Art Cars verwandelt BMW Rennstrecken in Ausstellungen und UBS die Lounge in ein Museum.
veröffentlicht in: Die Presse, 12.6.2016