Bound to Fail – Christie´s Capsule Sale: Ergebnisse + Blitzanalyse

09. Mai. 2016 in Kunstmarkt, News

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Für den Start der Frühjahrssaison kündigte das Auktionshaus Christie´s am 8. Mai einen „Capsule Sale“ an. In der Modebranche wird damit eine außerordentliche Kollektion in geringer Stückzahl bezeichnet. Im Kunstmarkt soll mit der Wortneuschöpfung wohl der Eindruck von Exklusivität gesteigert werden. Nur 39 Werke kamen unter den Hammer, die unter dem Titel „Bound To Fail“ ökonomisches Scheitern thematisierten, darunter Bruce Naumans Skulptur „Henry Moore, Bound to Fail“ (6-8 Mio Dollar), Martin Kippenbergers lila Frosch am Kreuz (700.000-900.000 Dollar) und Maurizio Cattelans „Him“, eine knieende Hitlerfigur (10-15 Mi0 Dollar). Kuratiert war die Zusammenstellung von Loic Gouzer, Christie´s deputy chairman für Nachkriegs- und Zeitgenössische Kunst. Er erklärte, er wolle von einem kuratorischen Standunkt aus einmal auf die „flip side“ des Erfolgs im Aktienmarkt zeigen – die Gefahr des Scheiterns durch radikale künstlerische Ideen? Ob das bei einem solch hohen Preissegment Mega-Ironie oder Berufsblindheit war?
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Jetzt also die Ergebnisse: Insgesamt brachte die Auktion inkl. Aufpreise 68.33.337 Euro. Cattelans „Him“ erzielte einen bisherigen Höchstpreis für den italienischen Künstler: 15.037.403 Euro. In einer Dreier-Auflage entstanden, ist diese Version der Artist´s Proof, der bei der Galerie Massimo De Carlo in Mailand erworben worden war.
Jeff Koons „One Ball Total Equilibrium Tank“, 1985: 13.371.732 Euro
Bruce Naumans „Henry Moore Bound to Fail“, 1970, (6-8 Mio $): $ 6.997.000 (6.121.165 Euro)
Richard Prince, Drink Canada Dry, 1991 (3-4 Mio $): 3.637.000 $ (3.181.746 Euro)
Christopher Wool, 2005: 2-3 Mio $): $ 2.045.000
Rosemarie Trockel, Made in Western Germany,1987 ($1.5-2 Mio): 1.805.000 $ (1.579.063 Euro)
Martin Kippenbergers lila Frosch „Zuerst die Füße“ ging auf 1.325.000 $ (Euro 1.159.146) hoch. Liegen blieb ein Werk von Sigmar Polke aus den späten 1960ern mit Kartoffeln auf einem Gittermuster aus Holz und Stahl (Schätzpreis 1.2-1.8 Mio $).

Fischli & Weiss

Fischli & Weiss

23 Lose blieben unter dem oberen Schätzpreis, darunter Julian Schnabel (What Once Denoted Chaos is Now a Matter of Record, 1981; 800.00-1.2 Mio $ geschätzt; 965.000 $ inkl. Aufpreis!), aber auch eine 14teilige Arbeit von Fischli & Weiss (Tür mit Reinigungsmitteln), die der jetzige Besitzer laut Provenienz bei David Zwirner kaufte (300.000-400.000 $ geschätzt / $ 281.000).

Christopher Wool

Christopher Wool

Auch Christopher Wools Siebdruch von 2005, gekauft bei Gagosian, blieb unter den Erwartungen (2-3 Mio. $ geschätzt / 2.045.000 $).
Unerwartet hoch ging Marcel Duchamps Lithographie L.H.O.O.Q. , 1964, 15/35 Exp.: geschätzt auf 400.000-600.000 $, zahlte jemand dafür 1.205.000 $. Wenn man aus den Ergebnissen etwas lesen will, dann sicher die Tendenz, dass die Auktionshäuser ihre Schätzpreise sehr hoch ansetzen – und die Kunden nicht gewillt sind, um jeden Preis mitzuhalten. Bedenkt man, dass die meisten Kunden solcher Auktionen eh Händler sind, dann könnte der Auktionsmarkt am Preislimit angekommen sein. Aber was das für den Kreislauf Sammlung – Galerie – Händler – Auktionshaus – Händler bedeutet, ist damit noch nicht beantwortbar. Nur eines ist gewiss: Galerien im mittleren Marktsegment sind nicht mehr Teil dieser Gewinnmaschine.