Sankt Georg, MAC Grand Hornu, Belgien

20. Dez. 2015 in Ausstellungen

2015-11-17 18.27.31 Kopie

Kaum ein Heiliger wird in derartig vielen Städten und Ländern als Schutzpatron verehrt wie Sankt Georg. Manche halten die Legende des drachentötenden Märtyrers sogar in Volksfesten lebendig wie in der belgischen Kleinstadt Mons, wo der Kampf seit dem Mittelalter jedes Jahr aufgeführt wird.

G. Penone, MAC // SBV

G. Penone, MAC // SBV

2015 ist Mons europäische Kulturhauptstadt. Passend dazu zeigt das Museum MAC in Hornu eine große Ausstellung rund um Sankt Georg. Für „Man, Dragon and Death“ gelang es dem Museum, rund 80 einzigartige Leihgaben zusammenzustellen. Die älteste Darstellung ist ein ägyptisches Textilfragment aus dem 7. Jahrhundert, die jüngsten Beiträge sind von zeitgenössischen Künstlern eigens für die Ausstellung entstanden. Dazwischen entfaltet sich die Kunstgeschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse. Zwar zeigt nahezu jedes Bild und jede Skulptur dasselbe Motiv, doch die Unterschiede sind überraschend groß. Im 14. und 15. Jahrhundert als Soldat mit Rüstung und Helm dargestellt, veränderte sich Sankt Georgs Erscheinung im 16. Jahrhundert zu einem Dandy mit Federhut. Manche Werke sind wunderbar detailliert ausgearbeitet wie Tilman Riemenschneiders Holzskulptur von 1490, andere roh wie die frühe lebensgroße, naive Darstellung, die aus einer kleinen Kirche in Frankreich stammt.

Tintoretto, St. Louis, St. Georg u. die Prinzessin, 1551-1552

Tintoretto, St. Louis, St. Georg u. die Prinzessin, 1551-1552

Tintoretto dagegen interpretierte die Legende als eine eher obszöne Geschichte zwischen Georg und einer lasziven Prinzessin mit dem Drachen zwischen ihren Beinen. Meist jedoch sticht der wagemutige Held von seinem Pferd auf ein Wesen, das selten größer ist als ein Hund und oft an ein Krokodil erinnert. Erkennbar ist Georg immer an dem roten Kreuz, denn er war Schutzheiliger der Kreuzritter. Am Ende konfrontiert uns diese beeindruckende Ausstellung mit der zentralen These und d.h. mit einer Bildverweigerung: Guiseppe Penones zwei Meter lange Graphit-Zeichnung zeigt nur eine Stirn. Georg und der Drache mögen Künstlern jahrhundertelang als Bildmotiv gedient haben. Aber tatsächlich hat das Paar immer nur in der Vorstellung existiert.

Guiseppe Penone, 2015

Guiseppe Penone, 2015

MAC, Grand Hornu, bis 17.1.2016

Ein heiliger Georg vor Luc Tyumans, St. George, 2015

Ein heiliger Georg vor Luc Tyumans, St. George, 2015

veröffentlicht in: NZZ, 19.12.2016