Interview mit Anne Vierstraete, Art Brussels 2018

23. Apr. 2018 in Kunstmarkt, Kunstmesse

Henk Visch, Das Kino, 2011, Bronze. Tim Van Laere Gallery. Foto Art Brussels

Henk Visch, Das Kino, 2011, Bronze. Tim Van Laere Gallery. Foto Art Brussels

SBV: Die Art Cologne hat heuer einen Tag vor der Art Brussels eröffnet – ist das eine Konkurrenzsituation?
Anne Vierstraete: Für uns nicht. Die Galerien müssen sich zwar entscheiden, aber für die Sammler vor allem aus USA und Asien ist diese Nähe gut. Zusammen mit Daniel Hug von der Art Cologne haben wir klar kommuniziert, dass die beiden Städte ja nur zwei Autostunden voneinander entfernt sind – das wissen manche nicht.
SBV: Liegen die beiden Eröffnungen absichtlich so nahe beisammen?

Solo-Preis für Nicolas Party am Stand von Xavier Hufkens. Foto David Plas

Solo-Preis für Nicolas Party am Stand von Xavier Hufkens. Foto David Plas

Anne Vierstraete: Nein, das ergibt sich aus den Notwendigkeiten der beiden Messen. Letztes Jahr fiel die Art Cologne ja mit dem Berliner Gallery Weekend zusammen, was ein großes Thema wurde. Dadurch sind sie dieses Jahr auf unsere Daten gekommen. Am Anfang hat mich das irritiert, aber jetzt sind wir zufrieden. Wir haben auch kooperiert, haben manche Sammler nach Köln gefahren.
SBV: Dieses Jahr nehmen mehr belgische Galerien als je zuvor teil, wie kommt das?

Anne Vierstraete, Foto David Plas

Anne Vierstraete, Foto David Plas

Anne Vierstraete: Das haben wir als Geschenk zum 50. Geburtstag so gewollt, es ist eine Hommage. Denn die Art Brussels wurde 1968 von 11 belgischen Galerien gegründet. Mit den 46 belgischen Galerien möchten wir zeigen, wie differenziert und qualitätsvoll die Szene im Land ist.

Discovery-Preis für Georgina Gratix, Mexiko, in der Galerie SMAC, Südafrika. Foto David Plas

Discovery-Preis für Georgina Gratix, Mexiko, in der Galerie SMAC, Südafrika. Foto David Plas

SBV: Die Discovery-Sektion ist mit 33 Galerien gegenüber 30 im Vorjahr vergrößert, war das geplant?
Anne Vierstraete: Wir haben das 1968 entwickelte Profil der Messe bis heute behalten, und dazu gehört vor allem die Positionierung als Entdeckermesse. Denn belgische Sammler kaufen gerne Künstler, bevor sie bekannt sind. Erst hieß diese Sektion First Call, seit 2005 Discovery, hatte lange 10 bis 14 Galerien. Aber seit wir hier in den Tour & Taxis-Hallen sind, wächst diese Sektion deutlich.
SBV: Geschrumpft dagegen ist die Rediscovery-Sektion, an der 2016 noch 15 teilnahmen?
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Anne Vierstraete
: Wir haben von Anfang an die Bestimmung dieser Sektion sehr streng definiert und lassen nur Projekte zu, die Kunst aus der Zeit von 1917 bis 1987 zeigen und noch nicht zum Kanon des Kunsthandels gehören. Dieses Jahr entsprachen diesen Kriterien und unseren Ansprüchen an die Qualität nur die vier Galerien, darum ist es kleiner.
SBV: Kann es sein, dass diese Sektion bald nicht mehr sinnvoll ist, weil nicht mehr so viel rückwärtig zu entdecken ist?
Anne Vierstraete: Diese Sektion ist für die Galerien natürlich eine Herausforderung, denn die Künstler müssen ja erst auf dem Markt platziert werden, um sie verkaufen zu können. Vielleicht kommt einmal der Moment, wo wir in der Tat sagen, dass die Einreichungen eine eigene Sektion nicht mehr rechtfertigen. Aber dieses Jahr bin ich sehr zufrieden mit den vier Projekten, die wirkliche Wiederentdeckungen zeigen. Die Art Brussels soll ein scharfes Profil haben, aber auch Diversität zeigen.
SBV: Herzlichen Dank für das Gespräch!