KunstWELTmarkt Asien?

27. Jan. 2014 in Kunstmarkt

China ist berühmt für Kalligraphien. Aber einige sind eigens angefertigte Fälschungen. Denn damit wird der Vorwurf der Korruption umgangen, da es sich ja nur um ein wertloses Geschenk unter Geschäftspartnern handelt. Dann allerdings wird das Geschenk in den Handel gegeben und zu einem unerwartet hohen Preis gekauft – von einem Partner des Partners.

Eko Nugroho, ‚We are Factories For Ourselves‘, Edition of 35, 30×25 cm, Relief print on Fabriano 100% cotton paper, Singapore Tyler Print Institute

Würde die gefälschte Kalligraphie anschließend vernichtet, wäre das nur eine kuriose Methode, wie in China Gesetze umgangen werden. Tatsächlich aber spricht man bei kleineren Auktionshäusern von bis zu 80% Fälschungen der begehrten Tuschearbeiten. Ein anderes Problem dieses Marktes sind die – gerne auch von den Einreichern – vie zu hochgesteigerten Auktionslose, die nie bezahlt werden.

Der chinesische Kunsthandel wird immer wieder als große Verheißung genannt. Uneingeschränkt kann man den Zahlen offensichtlich nicht trauen. Trotzdem beeindrucken die puren Zahlen: USD 6.9 Billionen wurden 2013 durch die Kunstauktionen der vier großen Häuser in China eingenommen. Zusammen mit dem Standort Hongkong sind die Verkäufe seit April 2013 um 60% gestiegen. Sotheby´s meldete allein für die 40 Jahre-Asiengeschäfts-Jubiläums-Auktion in Hongkong im Oktober 2013 einen Gesamtumsatz von USD 542 Millionen – fast doppelt so viel wie die USD 280 Mio. in ihrer Frühjahrsauktion. Und Chriestie´s verkaufte im April 2013 in ihrer ersten Auktion in Shanghai Picassos Portraitmalerei „Homme Assis“ für USD 1.9 Mio und ein Mobile von Alexander Calder für USD 1.5 Mio.

Ist China also ein Zukunftsmarkt oder ist das alles nur ein Zahlenspiel, das herbeigerechnet wird? Eines ist unbestreitbar: Hongkong ist heute der drittgrößte Auktionsmarkt nach New York und London. Aber nicht nur China, ganz Asien legt enorme Wachstumsraten hin, und das nicht nur für Traditionelles. Laut einer Analyse von Artprice werden seit 2011 stolze 45 % der weltweiten Auktionen für zeitgenössische Kunst in Asien erwirtschaftet. Im Spitzensegment des Marktes für zeitgenössische Kunst kamen zwischen 2011-2012 erstaunliche 49% der 500 erfolgreichsten Künstler aus Asien und generierten im selben Zeitraum 35% der Auktionslose. Laut Katalog der Kunstmesse Art Stage stammten im Jahr 2012 94% der verkauften Werke in Singapur von asiatischen Künstlern, davon allein 36% aus Indonesien.

Eko Nugroho, Double Social Behaviour, Edition of 35, 30×25 cm; Relief print on Fabriano 100% cotton paper, Singapore Tyler Print Institute

In Ländern, die in unseren Köpfen noch immer von Touristenklischees besetzt sind, eröffnen Künstler Ausstellungsräume, vergeben Stipendien und auch Ateliers an ihre jungen Kollegen. Auch in Asien erzielen die Werke zeitgenössischer Kunst mittlerweile Höchstpreise. So ging auf der Auktion im Oktober 2013 in Thailand eines der buddhistisch inspirierten Werke von Chalermchai Kositpipat auf USD 70.000,- hoch. Im November 2013 meldete das Auktionshaus Henry Butcher Art in Malaysien die Rekordsumme von 155.000,- USD für ein frühes Bild des dortigen Starkünstlers Ibraham Hussein. Im selben Jahr startete in Makati City, der Finanzmetropole der Philippinen, die erste Art Fair Philippines, die heuer wieder im Februar mit 23 hauptsächlich lokalen Galerien eröffnet. Das größte Marktpotential und die lebendigste Kunstszene allerdings sind in Indonesien, wo Werke von Künstlern wie Eko Nugroho oder Entang Wiharso bis zu 300.000,- USD kosten. Wer sich einen Überblick verschaffen will, dem sei die heuer im Juni stattfindende, 3.Art Jog in Yogyakarta empfohlen, die sich bereits einen legendären Ruf erworben hat. Denn dort werden nicht Galerien, sondern Künstler eingeladen – die eigens für die Messe neue Werke schaffen.

Eko Nugroho, Freedom is Above, Edition of 35, 30×25 cm; Relief print on Fabriano 100% cotton paper, Singapore Tyler Print Institute

Asien hat ein enormes Potential und es herrscht eine unglaubliche Aufbruchsstimmung, was heuer auch deutlich auf der 4.Art Stage (16.-19.1.2014) – an der auch die beiden Wiener Galerien Hilger und Krinzinger teilnahmen – zu spüren war. Die 2011 vom ehemaligen Art Basel-Direktor Lorenzo Rudolf gegründete Kunstmesse in Singapur bot acht Länder-Plattformen an, die als kuratierte Verkaufsausstellungen einen Überblick über die Kunst des Kontinents gaben. Mit den 158 Galerien gilt die Art Stage als Brücke zwischen den vielen, verschiedenen Kulturen der Region. Asien sei kein homogener kultureller Raum und die einzelnen Kunstszenen wissen kaum etwas voneinander, erklärt Rudolf. 45.700 Besucher kamen heuer. Noch sind es vorwiegend nationale Kunstmärkten, aber das Interesse der Sammler reicht immer häufiger über die Landesgrenzen hinaus. Auch wenn man also den Zahlen der chinesischen Auktionen gegenüber kritisch bleiben kann, die steigenden Kunstmarktumsätze in Asien und die ungeheure Bedeutung und Dynamik der Kunst auf diesem Kontinent ist unbezweifelbar.