SPARK ART FAIR – eine neue Kunstmesse in Wien

26. Jun. 2021 in Kunstmarkt

Spark Art Fair Vienna 2021

Spark Art Fair Vienna 2021. Foto: Kurt Prinz/Spark Art Fair Vienna

 

Der Stillstand ist beendet, das Messekarussell beginnt sich langsam wieder zu drehen. Nach monatelanger Zwangspause startet in Wien jetzt die erste, internationale Kunstmesse. Spark Art Fair Vienna nennt sich der Neuzugang, laut Eigentümer Renger van den Heuvel eine „Antwort auf die veränderten Zeiten“. Ein Weitermachen wie bisher kam für ihn nicht in Frage, stattdessen entwickelte er ein neues Konzept: 71 Galeriestände sind luftig-locker über die Marx Halle verteilt. Gezeigt werden ausschließlich Solopräsentationen, alle Stände sind gleich groß – eine Entscheidung, die hoffentlich imitiert wird. Denn in der Prä-Pandemie-Zeit waren die Messen zuletzt weltweit in eine Sackgasse geraten: In den allzu hierarchischen Standarchitekturen waren die Platzhirsche groß und zentral platziert, die jungen Galerien an den Rand gequetscht. Damit blieb für junge Kunst immer weniger Raum, zu teuer waren die großen Stände, zu klein die Kleinen.
Mit dem SPARK-Konzept könnte jetzt eine Weiche gestellt werden: Alle Galerien zahlen gleichviel, 3.500 Euro netto. Kein Vortragsprogramm, keine VIP-Verwöhntouren, keine Sammler-Horden, die aus dem Ausland eingeflogen werden, um sich hofieren zu lassen. „Wir wollen den heimischen Markt stärken“, betont van den Heuvel. Er war zuvor Geschäftsführer der Kunstmesse Vienna Contemporary (VC), die bisher in der Marx Halle im Herbst stattfand und deren heurige Ausgabe noch völlig unklar ist, bisher steht zwar ein Termin fest, aber kein Standort – keine ideale Situation, um Galerien zur Anmeldung zu motivieren. Zudem ist der Herbst bereits jetzt schon dicht besetzt mit den Terminen der großen internationalen Messen in Paris (FIAC), London (Frieze) und Basel (Art Basel).

Spark Art Fair Vienna 2021

Spark Art Fair Vienna 2021. Foto: Kurt Prinz/Spark Art Fair Vienna

Der Termin der Spark Art Fair jetzt zu Sommerbeginn mit massiv gelockerten Covid-Maßnahmen dagegen ist perfekt. Und das Konzept überzeugend – aber braucht Wien wirklich eine neue Kunstmesse? Gerade erst fand die Art Austria in einem Zelt im Museumsquartier statt. Auch auf der ursprünglich auf Antiquitäten spezialisierten WIKAM in April wurde Kunst angeboten. Aber damit ist nur ein kleiner Teil des Kunstmarkts abgedeckt. Tatsächlich hat die Spark Art Fair eine Nische entdeckt, die in dieser Zeit wichtiger denn je ist: junge und hochkarätige Kunst, die zu entdecken ist. Das behaupten zwar viele Messen, aber in der Dichte der vielen Solo-Präsentationen wird hier dieser Anspruch auch eingelöst – und damit übrigens die „Schlüsselrolle von Galerien als Entwickler und Förderer der Künstler“, wie van den Heuvel bei der Pressekonferenz erklärte. Mögen Sammler und Museen neue Kunst für sich entdecken, so sind es doch nur die Galerien, die diese langjährig betreuen und damit die Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg stellen. Diese Struktur wird besonders deutlich in der Messe-Sektion Post-War – eine der drei Bereiche, die von externen Kuratoren zusammengestellt wurden. Verantwortlich für die Nachkriegskunst ist Sabine Breitwieser, ehemalige Direktorin des Salzburger Museums für Moderne Kunst. Sie sieht diese Zeit „als nicht abgeschlossen“, wie sie beim Rundgang erklärte. So finden sich hier die kaum bekannten Werke von Ulay (KÖNIG Galerie, Berlin) aus den frühen 1970er Jahren. Als Ex-Partner von Marina Abramovic ist er berühmt, sein eigenes Werk dagegen war bisher kaum sichtbar.

Spark Art Fair Vienna 2021, Stand von KOW mit Anna

Spark Art Fair Vienna 2021, Stand von KOW mit Anna Boghiguian. Foto: Kurt Prinz/Spark Art Fair Vienna

Großartig die bühnenhafte Schablonen-Skulptur von Anna Boghiguian „Back to the roots“ (2019) bei KOW (Berlin), in der sie die Tradition von Handelsstrassen thematisiert. Die 1946 geborene Künstlerin war in Europa lange kaum bekannt, hatte auf der documenta 2012 ihren ersten großen Auftritt, war in Venedig und Istanbul auf Biennalen zu sehen – aber nur von einem kleinen, reisefreudigen Fachpublikum. Jetzt ist Boghiguian dank der Kunstmesse auch einem breiteren Publikum zugänglich.
Die zweite, von Tevz Logar kuratierte Sektion steht unter dem Titel „Perspectives“ und ist unter die Hauptsektion gemischt, der von Marlies Wirth (Kuratorin am MAK, Wien) Teil zeigt 12 Positionen der Neuen Medien- und Digitalen Kunst – ein schwieriges Feld, das gerade durch den zweifelhaften Investorenhypes um NFTs (Non Fungible Token) diskutiert wird – deren künstlerischer Wert allerdings kaum der Rede wert ist. Aber auch hier ist die Definition offen, die Werke von Malte Zander bei die Gallery AAAA (Wien) spielen gerade mit der fließenden Grenze: Die Bildmotive stammen aus dem Internet, sind aber auf eine ganz klassisch auf Keilrahmen aufgespannte Leinwand gedruckt. Der Schwerpunkt der Spark Art Fair allerdings liegt auf Neuproduktionen, viele Werke sind bisher nicht gezeigt worden oder sogar eigens für die Messe geschaffen – ein Konzept, das van der Heuvel mit den nächsten Ausgaben noch ausbauen will. Er spricht von der Messe als „Plattform für Produktionen“, die nächsten Ausgaben sollen im März stattfinden, die Termine sind schon bis zum Jahr 2027 gebucht.