TBA21: Von Wien über Prag nach Warschau nach Madrid?

09. Jan. 2019 in News

Francesca Habsburg, Gründerin von TBA21. wikipedia, Foto Wolfgang H. Wögerer, Vienna, Austria, 2012

Francesca Habsburg, Gründerin von TBA21. wikipedia, Foto Wolfgang H. Wögerer, Vienna, Austria, 2012

Vor einem Jahr kündigte die Stiftung TBA21 von Francesca Habsburg in einer großen Meldung an, bald mit dem Nationalmuseum Prag zu kooperieren. Ein Großteil ihrer Kunstsammlung sollte dem Haus für fünf Jahre geliehen werden. Damit endete zugleich ihr Engagement in Wien. Von 2012 bis 2017 hatte die 2002 gegründete Stiftung in dem ehemaligen Atelier von Gustinus Ambrosi im Augarten ein spannendes Programm präsentiert. Ausgangspunkt waren immer Werke aus der Sammlung, wenn etwa Carsten Höller ein sich drehendes Bett zeigte, dass man für eine Nacht inklusiv psychoaktiver Zahnpasta mieten konnte. Einmal wurden siebzehn KünstlerInnen eingeladen, neue Werke zum Thema Seltene Erden beizutragen, und Olafur Eliasson ließ hier erstmals seine „Green Light“ genannte Lampe von Flüchtlingen zusammenbauen. Die Abschiedsausstellung widmete Habsburgs dann ihrem neuen Thema: die Bewahrung der Ozeane. Damit beginnt übrigens auch ihr Engagement in Venedig. Der Bürgermeister der Lagunenstadt überlässt ihr die historische Kirche San Lorenzo unweit des Arsenale-Geländes. Statt einer Miete finanziert Habsburg die Renovierung und ein temporäres Programm. Ihre Sammlung allerdings findet dort keinen Platz, also suchte Habsburg nach Alternativen.

Jiří Fajt und Francesca Habsburg, 2017 // Martin Pollack

Jiří Fajt und Francesca Habsburg, 2017 // Martin Pollack

So kam es zu der Kooperation mit Prag. Als Ausstellungsort für die oft raumfüllenden Werke wurde damals das Salm Palais genannt. Aber die Räume in dem klassizistischen Palastgebäude blieben leer. War es all die Monte wegen Umbau geschlossen? Auf Nachfrage sendet die Presseabteilung des Museums eine kurze Erklärung: Statt der Sammlungsaufstellung seien ab Herbst 2018 „strategische Installationen von zentralen Werken der TBA21 Sammlung“ geplant, verbunden mit einer Bildungsinitiative, heißt es darin. Aber auch dieses Projekt scheint gescheitert, noch ist kein einziges Werk in dem Museum aufgestellt worden. Im Gegenteil, am 2. Dezember eröffnete hier der erste Teil der Reihe „Salm Modern“ (bis 1.12.2019), eine Kooperation mit der Staatlichen Kunstsammlung Dresden (SKD) und der privaten Sammlung Hoffmann Berlin, die im Frühjahr 2018 dem deutschen Museum ihre Sammlung von rund 1200 Werken geschenkt hatten.

Werden sich bald beide Sammlungen die kleinen Räume des Palais teilen? Nein. Die Kooperation ist abgesagt. In Prag wird erzählt, die Kosten seien zu hoch geworden, eine Einigung kam nicht zustande. Die offizielle Stellungnahme von TBA21 über die in New York sitzende Pressestelle deutet an, dass die interaktiven multi-media Installationen wohlmöglich nicht in die Räume passen. Jedenfalls werden „keine weiteren Leihgaben in nächster Zeit“ erwarten, wird mitgeteilt. Stattdessen hält TBA21 jetzt an der Akademie der Bildenden Künste Prag die erfinderisch betitelte „Class of Interpretation“ für 25 Studierende ab. Das Thema wird lose dem Fach Curatorial Studies zugeordnet, ist allerdings kein akademischer Lehrgang und damit auch ohne Abschluss. Im Wintersemester finden vier Vorträgen von Künstlern und Kuratoren statt, die über ihre Arbeit reden – nachzulesen auf der Internetseite von TBA21. Laut Presseagentur gibt es ein „rigoroses Curriculum“ mit „Feldarbeit, Ausstellungen, Publikationen“. Auf der Internetseite der Akademie sind allerdings nur spärliche Informationen zu finden. Als Voraussetzung für dieses Angebot heißt es: „Wir suchen motivierte Studenten (…) egal was ihr Hintergrund sei.“

Aber gab es da nicht noch eine weitere Kooperation, die die geborene Thyssen-Bornemisza letztes Jahr für ihre Stiftung ankündigte? Eine Kooperation mit dem Museum on the Vistula in Warschau? Als Zweigstelle des Museum of Modern Art Warschau sollte der Pavillon von Adolf Krischanitz an der Weichsel für „gemeinsame Ausstellungsprojekte“ aufgestellt werden, wie es in der Pressemeldung im März 2017 hieß. Ursprünglich als Kunsthalle Wien gebaut, diente der Pavillon später als Berliner Kunsthalle. Im Besitz von TBA21 befindlich, gab es zuletzt Pläne für eine Aufstellung in Wien, kurz wurde über einen Standort beim 21er Haus am Hauptbahnhof nachgedacht, aber nichts konnte umgesetzt werden. Stattdessen sollte das Gebäude also in Warschau landen. Tatsächlich wurde der Pavillon an der Weichsel aufgestellt und eröffnete letztes Jahr mit der von TBA21 bereits angekündigten Schau „The Beguiling Siren Is Thy Crest“. Im Pressetext dazu findet sich TBA21 jedoch mit keinem Wort erwähnt. Dafür ist jetzt die nächste und offenbar finale Kooperation beschlossen: Auf ihrer Facebook-Seite berichtet Francesca Habsburg von dem gerade unterzeichneten Vertrag für das auf vier Jahre ausgelegte TBA21-Programm mit dem Museo National Thyssen-Bornemisza in Madrid.