Vienna Contemporary 2017

25. Sep. 2017 in Kunstmarkt, Kunstmesse

 

Vienna Contemporary 2017, vlnr Dimitry Aksenov, Christian Steinbrecher-Pfand, Rengar van Heuvel. Foto HJ Kamerbeek

Vienna Contemporary 2017, vlnr Dimitry Aksenov, Christian Steinbrecher-Pfand, Rengar van den Heuvel. Foto HJ Kamerbeek

Seit Monaten ist im Gespräch, dass die Stadt Wien die Marxhallen verkaufen will. Dann brach dort vor zwei Wochen auch noch ein Feuer aus. Aber nichts konnte die Vienna Contemporary erschüttern. Pünktlich eröffnete dort jetzt die 6. Ausgabe der internationalen Kunstmesse. 110 Galerien aus 27 Ländern finden sich hier zusammen, darunter 38 aus Österreich, 19 aus Deutschland und 32 Galerien aus Osteuropa. Gastland ist Ungarn, für das die drei Galerien konzeptuelle Werke aus den 1960er und 70er Jahren in einer museumsreifen Präsentation zeigen.

Julian Mullan, Die Stadt

Julian Mullan, Die Stadt

Aber dieser Rückblick ist die Ausnahme auf der Messe, die sich auf hohem Niveau als Schatzgrube für Entdeckungen erweist, und das erfreulich oft zu Einsteigerpreisen. Die Wiener Galerie Nathalie Halgand zeigt Julian Mullans fotografische Erkundigungen der Stadt (ab 1200 Euro). Mullan sucht banale Orte, an denen er beiläufige Bildmotive findet, verwandelt Reflexionen auf Bäumen oder Hauswänden, sparsame Farbspiele, bildhafte Strukturen durch starke Ausschnitte und zu „99,9 Prozent“, wie er einräumt, ohne digitale Nachbearbeitung in spannungsvolle Bilder.

Riitta Päiväläinen, Galerie Taik Pesons

Riitta Päiväläinen, Galerie Taik Pesons

Die finnische Galerie Taik Persons Fotografien der Helsinki School mitgebracht, die bereits bei 1500 Euro beginnen. Die Fotografinnen suchen ihre Motive in den Wäldern und am Meeresufer, begnügen sich aber nicht nur mit der Bildwahl: Nach stundenlangen Wanderungen flicht Anna Reivilä mit Seilen merkwürdige Fesselungen um Steine, Bäume und Eisstücke. Riitta Päiväläinen webt Tücher wie riesige Spinnenweben zwischen Bäume und über Bäche. Beide heben damit die Grenze zwischen Fotografie und Land Art auf. Am Stand der Moskauer Galerie Iragui dagegen kommen die Konflikte unserer Zeit in den Blick. Zerfetzte Hemden hängen auf Bügeln, kombiniert mit Lampen in weißen Müllsäcken. Catherine Charreyre thematisiert damit die Situation von Migranten, die Überlebensversuche und Neuerfindungen der eigenen Identität (ab 550 Euro).

Kay Walkowiak, Galerie Zeller van Almsick, Vienna Contemporary 2017

Kay Walkowiak, Galerie Zeller van Almsick, Vienna Contemporary 2017

Überhaupt gibt sich die heurige Vienna Contemporary erfreulich jung und experimentell. Dazu tragen wesentlich die beiden kuratierten Sektionen Solo mit dem Schwerpunkt Skulptur und Zone 1 mit Einzelpräsentationen junger Künstler bei. Dort zeigt die Wiener Galerie Zeller van Almsick fünf mit minimalen Farbstreifen versehene Boxsäcke von Kay Walkowiak. Der Galerist spricht von „Malerei, die Walkowiak konfrontativ angeht“ (je 5500 Euro).

Galerie Miryam Charim, Dorit Magreiter, Johan Göthe, Vienna Contemporary 2017

Galerie Miryam Charim, Dorit Magreiter, Julian Göthe, Vienna Contemporary 2017

Aber auch einige der Wiener Platzhirschen entschieden sich für Experimente. Am Stand von Miryam Charim sind Dorit Margreiters monochrome Belichtungen (ab 6000 Euro) inmitten von Julian Göthes wandgroßen Seilverspannungen platziert (15.000) – zwei Methoden, zweidimensionale Räume zu schaffen. Kunst sei in der „DNA von Wien“, sagte Messeeigentümer Dimitry Aksenov auf der Pressekonferenz und betonte, alles daran zu setzen, „die Kunstmesse weiter zu entwickeln“ und noch stärker mit Wien zu vernetzen. Und er hat große Pläne: Er möchte die Vienna Contemporary zu einer der „Top 5 Messen in den nächsten fünf Jahren entwickeln“. Und Geschäftsführer Rengar van den Heuvel stellt klar: „Wir sind hier um zu bleiben.“
Kunst sei in der „DNA von Wien“, sagte Messeeigentümer Dimitry Aksenov auf der Pressekonferenz und betonte, alles daran zu setzen, „die Kunstmesse weiter zu entwickeln“ und noch stärker mit Wien zu vernetzen. Und er hat große Pläne: Er möchte die Vienna Contemporary zu einer der „Top 5 Messen in den nächsten fünf Jahren entwickeln“. Und Geschäftsführer Rengar van den Heuvel stellt klar: „Wir sind hier um zu bleiben.“

Die Vienna Contemporary (21.-24.9.2017) schloss mit 29.767 Besuchern.
veröffentlicht in: Die Presse, 21.9.