19. Art Dubai: Die Konkurrenz wächst

28. Apr. 2025 in Kunstmarkt

Art Dubai 2025 im Hotelressort Medina Jumeirah. Foto: Spark Media for Art Dubai

Die 19. Art Dubai findet in einem Moment großer Herausforderungen statt – nicht zuletzt dank der wachsenden Konkurrenz in der Region und eigenen Expansionsplänen. 

Messen sind in der Krise. Der Handelsplatz für Kunst allein reicht nicht mehr als Geschäftsmodell. So werden mehr und mehr zu Unternehmen mit einem ganzjährigen Programm. Das versuchte die Art Basel, die neben den Kunstmessen weltweit ein sündteures „Stadtprogramm“ entwickelte – erfolglos. Auf kleinerer Flamme und vor allem zunächst lokal ausgerichtet praktiziert es die Art Dubai Group. Mit der Designmesse, Dubai Public Art, Dubai Collection und dem exklusivem „Art Salon“ mit monatlichen Treffen ist das Unternehmen mittlerweile tief in dem Emirat verankert. Jetzt soll die internationale Expansion folgen. Der erste Schritt führt zum Nachbarn: In Saudi-Arabien wird die 2013 in Dubai begonnene Design-Messe Mitte Mai als Downtown Design Ryadh Premiere feiern.

Foto: Cedric Ribeiro/Spark Media for Art Dubai

Das Flagschiff aber bleibt weiterhin die Art Dubai. 2007 gegründet, ist es bis heute die wichtigste Kunstmesse des Nahen Osten bzw. Westasiens, wie die Region hier zunehmend genannt wird. 120 Galerien, darunter 30 Neuzugänge, nehmen heuer teil, wie gewohnt in den Sälen der märchenhaft gestalteten Hotelanlage Madinat Jumreiah gleich am Persischen Golf, der hier Arabischer Gold heisst.

Heile Welt der 19. Art Dubai trotz Krisen

Die großen Kristallluster in den beiden Hallen, die künstlichen Wasserkanäle vor der Terrasse, die Aussicht auf den wenige Meter entfernten Burj Al Arab, das perfekte Klima im Frühjahr mit viel Sonne und moderaten Temperaturen um 30 Grad – all diese Details verschaffen der Messe seit Beginn an jene außergewöhnliche Atmosphäre, mit der die Messe erfolgreich ist. Dabei gab es durchaus schwierige Jahre, als die traditionell zahlreichen Kunden aus dem Libanon wegen des ausgesetzten Flugverkehrs kaum anreisen konnten. Selbst die Baukrise 2008/09 konnte der Messe nichts anhaben. Denn die Art Dubai schafft es, das Gefühl einer heilen Welt zu vermitteln – selbst wenn jetzt rundherum mit dem Ukraine- und dem Gazakrieg die Bomben fallen.

Zukunftssicherheit in Dubai

Art Dubai 2025, Gallery Chemould Prescout Road, Indien, mit Werken von Mithu Senn. Foto: Cedric Ribeiro/Gehty Images for Art Dubai

Aber funktioniert das auch in dem geballten Chaos unserer Tage, in denen noch der von den USA geführte Zollkrieg hinzukommt? Fragt man die regionalen Galerien und Sammler, sind sich alle einig: Absolut! Denn anders als in Europa herrsche in den Emiraten eine kompromisslose Zukunftssicherheit. Das zeigt auch der Immobilienmarkt, der so stark boomt wie schon lange nicht mehr. Verdichtung und Expansion sind die Stichworte, Dubai wächst immer schneller, mittlerweile schon gen Landesinnere in die Wüste hinein. Dazu trägt auch die neue Regelung für die Aufenthaltsgenehmigung bei. Früher nur Expads mit Jobgarantie vorbehalten, können mittlerweile auch Selbstständige Visa beantragen, erzählt Chafa Ghadar.

Sie hat ihr Atelier in Al Quoz nahe des Galerienviertels Alserkal Avenue. Vier Künstlerinnen teilen sich die Adresse 8th Street. Ihre Ateliers sind mit improvisierten Wänden abgeteilte Nischen. Die Mieten für Wohnungen seien sehr hoch, erfahren wir, und Atelierräume kaum zu finden – was Künstler und Designer nicht davon abhält, nach Dubai zu ziehen. „Dubai ist so sicher, wir müssen nicht einmal die Tür oder das Auto abschließen“, betont ein Sammler. Wie so viele andere, die aus der Medien- oder IT-Branche kommen, kauft er regelmäßig auf der Art Dubai ein. Sein Schwerpunkt ist Kunst der Region.

Regionalität als große Plus der Art Dubai

Dieser Fokus ist auch das große Plus dieser 19. Art Dubai. Denn hier können geballt spannende historische und zeitgenössische Künstler entdeckt werden. Auch die heurige Ausgabe setzt auf diesen Fokus mit überraschend vielen Galerien aus Indien, Teheran und sogar aus Ramallah. Zuhause im Westjordanland können sie nicht mehr vor Ort verkaufen, erzählt die Galeristin von Gallery One. Daher sei die Art Dubai enorm wichtig für sie – und das große Interesse an den frühen Ölbildern und Fotografien der 1940 geborenen, palästinensischen Malerin Laila Shawa bestätigen das.

Wenig Big Names, fließende Grenze zum Dekorativen

19. Art Dubai 2025. Foto: Cedric Ribeiro/Spark Media for Art Dubai

Zu den wenigen Big Names auf dieser Messe gehören die Bilder des indischen Modernen M.F. Hussain, der von 1913 bis 2011 in Indien, später in Dubai und Doha lebte. Die Feindseligkeiten wegen seiner Darstellungen nackter Gottheiten hatten ihn ins Exil getrieben. Rund drei Millionen Euro kosten seine Bilder aus den 1990ern. Ansonsten liegen die Preise sehr moderat zwischen 15.000 bis 70.000 Euro wie die sofort ausverkauften farbenfrohen, geometrischen Bilder der jungen Malerin Ghizlane Agzenaï der La Galerie 38 aus Marokko – die Grenze zur Dekoration wird hier oft flexibel gehalten.

Neue Konkurrenz in Riad

Talk_ The Value of the Past is a Measure of the Future. Al Mousa Center, Art Week Riyadh 2025, Courtesy Visual Arts Commission, Saudi Arabia

Gerade im regionalen Segment erhält die Art Dubai jetzt aber eine neue Konkurrenz. Denn auch Saudi-Arabien setzt seit kurzem vehement auf Kultur und Kunst. Im April fand die erste Art Week Ryadh statt. Das zentral gelegene, ehemalige Einkaufszentrum Al Mousa wurde eine Woche lang mit 20 Galerien und täglichen Vorträgen, Bastelworkshops und Diskussionsrunden zum niedrigschwelligen Kunstzentrum für alle. Das Ziel: Kunst soll nahbarer, weniger elitär wahrgenommen werden. Im neu entwickelten Jax Destrict nahe des historischen Fort Diriyah stellten 45 internationale Galerien, darunter auch Krinzinger aus Wien, Künstler der Region aus – ausgewählt von einem Kuratorenteam. Es sei eine „kuratierte Auswahl“, benennt es das internationale Kuratorinnen-Team, präsentiert in einer beeindruckend innovativen Standarchitektur mit gefächerten Wänden und perfekter Ausleuchtung jedes einzelnen, teilweise Biennale-tauglichen Werks.

Art Week Riyadh 2025, ‘At The Edge’, Galleries Curated Selection, Courtesy Visual Arts Commission, Saudi Arabia


Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Veranstaltung in den sorgfältig hergerichteten, ehemaligen Lagerhallen in Riad zu einer Kunstmesse wird. Spannend ist dabei, ob als privatwirtschaftlicher Satellit oder ähnlich wie die Abu Dhabi Art staatlich finanziert. Auf diese aktuellen Entwicklungen zu reagieren wird Aufgabe der jüngst berufenen Art Dubai-Direktorin Dunja Gottweis.

Hohe Herausforderungen

Im März zog die geborene Österreicherin von New York nach Dubai. Sie bringt Erfahrungen aus ihrer zwölfjährigen Mitarbeit an den Art Basel-Messen ein, zuletzt war sie Mitglied des Führungsteams der Art Basel. Ihre Aufgaben reichten von konzeptuellen Überlegungen, Verbesserungsvorschlägen, Galerienauswahl bis zum Standplan – alles Bereiche, bei denen diese 19. Art Dubai durchaus Bedarf zeigt. Die nächste Art Dubai wird unter ihrer Leitung stehen und es bleibt zu hoffen, dass sie das Niveau der Messe wieder deutlich erhöht. Und ein entsprechendes Budgets für neue Ideen bekommt, um bei so viel finanzkräftiger Konkurrenz mitzuhalten.