Africa Basel – Wir sind eine Nischenmesse

29. Mrz. 2025 in Kunstmarkt

Africa Basel’s venue Ackermannshof, looking towards Hotel Les Trois Rois. Courtesy Art Africa Basel



Schon viele Messen versuchten sich als Parallelveranstaltung zur Art Basel. Jetzt kommt eine weitere hinzu, die den Schritt wagt, sich auf eine Nische zu spezialisieren: zeitgenössische Kunst aus Afrika. Veranstalter sind zwei Locals.

„In Basel gibt es eine Lücke.“ Mit diesem Statement sprach der Photo Basel-Gründer Sven Eisenhut-Hug im September 2024 seinen Freund Benjamin Flüglister an. „Lass uns doch eine Messe für Afrika machen!“ Von der Art Basel bis zur Liste werden die bestehenden Formate oft kritisiert, nicht offen genug zu sein, erzählt Flüglister im Gespräch – genau da wollen sie mit ihrer Neugründung ansetzen. Dank seines 2012 gegründeten, seither jährlich verliehenen CAP Prize für afrikanische Fotografie bringt er ein umfangreiches Wissen über die Kunstszene des Kontinents mit. Denn die fünf Gewinner erhalten Ausstellungen, die er auch in Afrika touren lässt.

Markt für afrikanische Kunst schwächelt

Portrait Sven Eisenhut, Co-Founder Africa Basel, Contemporary African Art Fair

Den Preis habe er begonnen, als Afrika langsam mehr Aufmerksamkeit erhielt. Anfang der 2010er Jahre eröffneten immer mehr Biennalen und Museen, 2013 entstand mit 1:54 die erste auf zeitgenössische Kunst aus Afrika spezialisierte Kunstmesse, die in London, später auch New York und Marrakech stattfindet. „Wir haben die Messen jetzt natürlich alle besucht, auch AKAA in Paris, und die Probleme diskutiert. Der Boom für afrikanische flacht gerade etwas ab. Aber das betrifft nicht nur dieses Segment,“ erzählt er. Auch Maike Cruse, Art Basel in Basel-Direktorin, habe ihnen bestätigt, „das der Markt insgesamt gerade sehr geschwächt ist.“

Africa Basel: „Wir sind der Phönix aus der Asche“

Portrait Benjamin Füglister, Co-Founding Director Africa Basel, Contemporary African Art Fair

Was für den globalen Markt gilt, trifft allerdings auf die afrikanische Gegenwartskunst noch verstärkt zu. Zwischen 2013 bis 2023 stiegen die Auktionsverkäufe ultrazeitgenössischer Werke um 46 Prozent, laut Artnet war 2021 der Höhepunkt mit 101.3 Millionen Umsatz. Schon 2023 wurden nur mehr 55 Prozent der Lose verkauft. 2024 brachen die Preise teils dramatisch ein. Die Auktionsergebnisse für manche Künstler gingen vom sechs- in den niedrigen fünfstelligen Bereich zurück. Zu sehr war es ein Flipper-Markt, auf dem Käufer nur mit schnellem An- und Verkauf auf lukrative Preissteigerungen setzten. Aber genau davon wollen sich die neuen Messegründer abgrenzen. Zwar gebe es noch wenige Künstler auf Blue Chip-Niveau, bestätigt Flüglister. Aber der Markt wachse kontinuierlich und werde immer stabiler. „Wir sind der Phönix aus der Asche! Was überlebt hat, damit kann man jetzt gut weiterarbeiten.“

Damit liegen tatsächlich im Trend der Zeit. Unabhängig vom überhitzten und vornehmlich auf junge, figurative Malerei konzentrierten Auktionsmarkt findet sich eine vielschichtigere afrikanische Kunst mittlerweile auf jeder Biennale, 2024 waren erstmals die drei Länder Äthiopien, Tanzania und Benin mit eigenen Pavillons in Venedig vertreten. Auf nahezu jeder Messe finden sich mittlerweile afrikanische Galerien, in Wien auf der Spark gerade Xenios Art Space aus Uganda.

Top-Galerien für Basel

Africa Basel liegt damit im Trend – auch in ihrer Entscheidung, auf ein kleines Format mit wenigen Galerien zu setzen und damit den Markt erst einmal zu testen. Die erste Ausgabe findet vom 17.-22. Juli parallel zur Art Basel mit 20 Ausstellern statt. Veranstaltungsort ist der ´Ackermannshof´, ein Fabrikkomplex mit Innenhof aus dem 13. Jahrhundert gleich am Rhein nur zwanzig Minuten von der Art Basel entfernt. „Wir wollen hohe Qualität bei wenigen Galerien“, betont er. „Ich schätze, dass es weltweit 400-500 Galerien gibt, die ernsthaft mit zeitgenössischer afrikanischer Kunst handeln. Wir wollen die Top-Galerien nach Basel bringen.“

Gibt es denn eine ausgeprägte Galerienszene in Afrika? „Sicher! In Südafrika, langsam auch in Lagos. Zwei Drittel der Bewerbungen kamen von dem Kontinent, wir haben uns auch für Galerien aus Nordafrika, d.h. Marokko und Tunesien entschieden.“ Einige Galerien, das müsse man zugeben, seien in europäischen Händen. Aber das ändere sich gerade mit einer sehr jungen Generation, die dezidiert den lokalen Markt aufbauen wolle.

Wer sammelt?

Aber ist der Fokus nicht zu eng gesetzt, noch dazu für einen Kontinent, der kulturell keineswegs homogen ist? Die Kritik hören sie häufiger, gibt er zu. Aber ihnen sei die geographische Einordnung wichtig. Zwar wollen sie Afrika nicht als Spezialfall bringen, aber mit dem Namen klar die Ausrichtung kommunizieren. „Wir wollen eine Nischenmesse veranstalten!“ Woher erwarten sie die Käufer? „Es gibt wichtige afrikanische Sammler, die aber nicht so sichtbar sind“, betont Flüglister. Nicht zuletzt die Tatsache der „enorm teuren und unzuverlässigen Flüge“ innerhalb von Afrika würden kontinentale Sammlungen erschweren – da sei der Besuch einer Messe, und sei sie in Europa, deutlich einfacher.

Auch in Europa sehen sie ein großes Potential, „wir sprechen eine sehr spezielle Gruppe an.“ Bei ihren ersten Gesprächen mit Sammlern in Basel konnten sie vor Ort ein hohes Interesse an dem Gebiet beobachten. „Die Baseler freuen sich darüber, wenn es hier eigene und neue Initiativen gibt – Sven und ich sind Locals, wir sind hier aufgewachsen, wir sind bestens vernetzt.“ Über die Messe hinaus planen sie auch Gespräche und Vorträge mit der Universität Basel, den Basler Afrika Bibliographien und der Basler Kunst & Design-Plattform Afrinova, um den Diskurs über den Fokus auf Postkolonialismus hinaus auch auf die Inhalte und Prozesse der Kunst zu richten. Parallel zur Messe sollen die auf einer Terrasse direkt am Rhein stattfinden, aber auch direkt neben Dieter Roths ehemaligen Atelier über den Ausstellungshallen. Damit wollen sie die Messe stärker in Basel verankern.

Ackermannshof Areal in Basel. Courtesy Africa Basel

Vetorecht der Art Basel?

Vielleicht können sie auch irgendwann einmal Werke im öffentlichen Raum zeigen, hofft Flüglister. Dafür allerdings müsse erst und endlich das von der Art Basel behauptete Zertifikat für ein Veto-Recht auf alle Kunst im öffentlichen Raum während der Messetage als das anerkannt werden, was es ist: nicht beweisbar und offenbar frei erfunden.

veröffentlicht in: Die Presse, 23.3.2025