Peter Kogler in Graz – großartig!

01. Sep. 2019 in Ausstellungen

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz

Kaum ein Ausstellungsraum ist derartig herausfordernd wie das Kunsthaus Graz: eine Rolltreppe trägt die Besucher mitten in die Halle, wo man dann inmitten von gewölbten Wände und einer niedrigen Decke steht. Im hohen Obergeschoß dominieren dann monströs große Lampen den Raum. Die Kunst steht hier gewöhnlich verloren im Vakuum herum. Jetzt hat Peter Kogler das Haus übernommen und eine großartige Ausstellung entwickelt: Der friendly alien, wie das Haus genannt wird, ist zum Zeiten- und Bilder-verbindenden Universum geworden. „Connected. Peter Kogler with…“ beginnt gleich am Ende der Rolltreppe mit einem Bild von Ferdinand Léger, führt weiter zu Entwürfe des Architekten Friedrich Kiesler und der Designerin Charlotte Perriand, die eingerahmt sind von Koglers sich bewegenden Vorhängen.

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz

Vorbei an seinen Collagen kommt man zu Légers wegweisenden Film „Ballet mecanique“ (1924). Damals komponierte George Antheil die passende Musik dazu, die von Automaten aufgeführt werden sollte – was jetzt Winfried Ritsch (Professor für Computermusik an der Uni Graz) erstmals in einer aufwendigen Installation umsetzen konnte.

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected, mit F. Legers Film "Ballet machinique". Kunsthaus Graz 2019

Ausstellungsansicht Peter Kogler, Connected, mit F. Legers Film „Ballet mecanique“. Kunsthaus Graz 2019

Die von Film und Sound erzeugte Atmosphäre der Maschinenbegeisterung, Großstadtfaszination und die Freude an ineinander verwobenen Bildsequenzen legt sich über die gesamte Ausstellung, gibt den kunsthistorischen Referenzen einen ganz eigenen, nicht-linearen Rhythmus – der im zweiten Geschoß in einer fulminaten, 16-minütigen 5-Kanal-Videoprojektion gipfelt: Sich bewegende, amorphe weiße Linien verwandeln den dunklen Raum inklusiv Decke in eine ständige Bewegung. Dazu läuft der Sound von Franz Pomassl, mal aggressiv, antreibend, dann beruhigend, dabei immer den pulsierenden Linien folgend – das Ballet mecanique unserer Zeit, dass sich grenzenlos auszudehnen scheint, ein labyrinthisches Netz, dass alles verbindet und in dem wir nicht externer Betrachter, sondern innewohnende Partikel sind.

Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz 2019, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Peter Kogler, Connected. Kunsthaus Graz 2019, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

veröffentlicht in: Kunstforum online, 26.8.2019
Kunsthaus Graz: Peter Kogler, Connected. Peter Kogler with … (bis 20.10.2019)