3. Brügge Triennale: TraumA

02. Aug. 2021 in Biennalen

Henrique Oliveira, Banisteria Caapi, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Henrique Oliveira, Banisteria Caapi, Holz. 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

In Prä-Pandemiezeiten stürmten jährlich mehr als 5 Millionen Touristen die kleine, mittelalterliche Altstadt von Brügge. Auf diese Situation reagierte die Gründung der Brügge Triennale 2015. Mit eigens produzierten Werken aus den Bereichen Kunst und Architektur zielt seither der Parcours quer durch die Altstadt vor allem auf die lokale Bevölkerung, um die Stadt neu zu erkunden und erleben. Stand zunächst der Overtourismus zur Debatte, steht die 3. Brügge Triennale jetzt unter dem erstaunlich aufgeladenen Thema „TraumA“ – ein Titel, der die neue Situation vor Ort zusammenzufassen scheint: Die Straßen, Restaurants und Hotels sind nahezu leer. Der Tourismus beginnt nur sehr langsam, bisher vor allem mit inländischen Besuchern. Aber „TraumA“ ist mehr als nur aktueller Zeitbezug, es soll „den Blick vom öffentlichen Raum auf einige der verborgenen Dimensionen der Stadt“ verlagern, so das Kuratorenteam.

Nadia Kaabi-Linke, Innter Circle, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Nadia Kaabi-Linke, Inner Circle, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Damit ist keine trockene Recherche-Kunst gemeint, sondern „Fantasie, Schönheit, Dunkelheit“ – und das wird tatsächlich eingelöst: Nadia Kaabi-Linke stellt eine zum Kreis geschlossene Bank mit spitzen Stacheln in den Stadtraum, statt entspanntem Ausruhen brutales Ausgrenzen; Nnenna Okore wickelt einen historischen Turm, in dem früher Schießpulver gelagert wurde, mit einem Netz aus roten Formen ein, die an rote Blutkörperchen erinnern.

Hans Op de Beeck, Danse Macabre, 7. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Hans Op de Beeck, Danse Macabre, 7. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Großartig ist Hans Op de Beecks gruselig-morbides Karussell vor der Kirche Sint-Walburgakerk. Auf den Pferden sitzen Skelette, dazwischen stehen Tabletts mit Krügen und Früchten, alles ist grau, wirkt verstaubt – die Party ist vorbei. Und Gijs Van Vaerenbergh stellt einen Labyrinth-artigen Wald aus dicken Stahlsäulen in den Park, düster wie ein Alptraum, aber von zauberhaften Lichtspielen erhellt. Im Zusammenspiel mit der puppenhaften, mittelalterlichen Architektur Brügges und der unverhofften Leere in den Straßen wird die Balance zwischen Traum und Trauma dieser 3. Brügge Triennale beeindruckend eingelöst. (SBV)

Gijs Van Vaerenbergh, colonnade, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Gijs Van Vaerenbergh, colonnade, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

3. Brügge Triennale, 8. Mai – 24. Oktober 2021
veröffentlicht in: Kunstforum International online, eine ausführliche Fassung in Bd. 276, Aug./Sept. 2021

Joanna Malinowska & C. T. Jasper, Who is afraid of Natasha, Begijnhof, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Joanna Malinowska & C. T. Jasper, Who is afraid of Natasha, Begijnhof, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Nadia Naveau, Les Niches Parties, Augustijnenrei, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Nadia Naveau, Les Niches Parties, Augustijnenrei, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Nnenna Okore, And the world keeps turning, Poertoren, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer

Nnenna Okore, And the world keeps turning, Poertoren, 3. Brügge Triennale 2021. Foto: Erwin Bauer