65 Kilometer lang ist die Nordseeküste Belgiens. Im 19. Jahrhundert Inbegriff mondäner Sommerfrische, dominieren heute Apartmentburgen die Promenaden von De Panne bis Knokke. Seit 2003 findet hier die Beaufort Triennale statt, benannt nach dem Erfinder der Skala für Windstärken: Kunst am Meer und manchmal sogar im Meer. Damit ist hier in den letzten Jahren ein einzigartiger Skulpturen-Parcours entstanden, denn 31 Werke haben eine permanenten Standort gefunden, etwa Daniel Burens Flaggen in Nieuwpoort oder Wim Delvoyes ornamentaler Bagger in Middlekerke-Westende. Jetzt kommen mit der 7. Beaufort Triennale 20 temporäre, neue Werken plus drei Performances hinzu.
In 10 Städten stehen jeweils zwei Werke, die meisten davon direkt am Strand wie Rossella Biscottis von Quallen inspirierte Formen in Bredene oder Heidi Voets Ansammlung von farbigen Beton-Bällen, die mitten in den Dünen die Sternenkonstellation des 7.11.2021 nachbilden – dem letzten Tag der 7. Beaufort Triennale. Gleich hinter der monumentalen Statue von Belgiens erstem König in De Panne hat Laure Prouvost ihren magischen, aus massiver Bronze gegossenen Tintenfisch in den Sand platziert. Einer seiner Tentakel hält eine Lampe – und weist den Weg zurück ins Meer? Höhepunkt des Parcours, der bequem mit einer Straßenbahn oder per Fahrrad abgefahren werden kann, ist Rosa Barbas „Pillage of the Sea“: Bei Flut steht die Säule aus in Beton gegossenen Sandsäcken mitten im Wasser. Auf jedes der 11 Element sind Städtenamen geschrieben, ganz unten Algier, oben Buenos Aires, dazwischen Chennai und Jakarta – Orte, die beim Steigen des Meeresspiegels geflutet werden. So eindrücklich sind die Folgen des Klimawandels selten künstlerisch verbildlicht worden. (SBV)
- Beaufort Triennale, 26. Mai- 7. November 2021
veröffentlicht in: Kunstforum International online, ein ausführliches Essay ist in Bd. 276 Aug./Sept. 2021 veröffentlicht