Noch im Juni war die Lage unklar, im Juli stand es dann fest: Die Biennale Gherdëina 7 findet statt. Gegründet als Parallelprojekt zur 7. Manifesta 2008, war die Veranstaltung in St. Ulrich in Gröden (Südtirol) Anfangs ein kleine, lokale Veranstaltung mit weniger als zehn Künstler*innen. Das änderte sich 2016 mit der Berufung des renommierten Kurators Adam Budak. Damit startete eine Internationalisierung, die jetzt zur 7. Ausgabe 2020 gut 30 Künstler*innen aus 16 Ländern unter dem Titel „- a breath? A name? – the ways of worldmaking” vereint. Themen sind dabei u.a. „Prozesse von Weltschöpfung“ und „Ökologie der Anderen“.
Anliegen der Biennale Gherdëina ist es, die lokale (Holzschnitz-)Kultur, Natur und zeitgenössische Kunst zusammenzubringen, was in dieser Ausgabe vor allem in der Ausstellung im Trenker Sall vielfältig und durchaus auch humorvoll geschieht.
Zweiter zentraler Ort der Biennale ist die Fußgängerzone, wo etwa Myfanwy MacLeod (Kanada) die traditionelle Holzschnitzerei überspitzt: Sie ließ die kleine, im örtlichen Museum ausgestellte Holzskulptur „Adam & Eva“ als Monumentalversion nachbilden – was sofort zum Touristen-Selfie-Hit wurde und einen krassen Kontrast zu der teilweise allzu lieblichen Architektur bildet.
Erstmals führt die Biennale auch in die Nachbargemeinde Wolkenstein. Für „A Tree Mirrored“ ließ Henrik Hakansson (Schweden) einen eigens gepflanzten Baum mit einer Spiegelfläche umgeben – ob der Baum die dadurch entstehende, geballte Hitze überleben wird?
Am Eröffnungsabend fand Paulina Olowskas (Polen) „Slavic Goddesses and the Ushers“ als atemberaubend schöne Performance oben im Teatro Pilat oben am Berg inmitten der Dolomiten statt. In surreale Gewänder gekleidete Göttinnen stiegen langsam zum Sound von Sergei Tcherepnin aus dem Wald die Wiese hinunter.
(Biennale Gherdëina, 8.8.-20.10.2020, Val Gardena, Dolomiten)
veröffentlicht in: Kunstforum online, 11.8.2020