Erste Preisträgerin des neu initiierten Dagmar Chobot-Preises ist die junge Bildhauerin Angelika Loderer. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis etabliert die Galeristin Chobot zu ihrem 70. Geburtstag als Förderung für zeitgenössische Skulptur.
Chobot gründete 1971 das „Atelier Yppen“ als Ausstellungsraum für östereichische Kunst. war zugleich als Bankkauffrau tätig, übernahm 1988 die Leitung einer Bankfiliale und ist seit 1997 ausschließlich in ihrer Galerie tätig. Ein Schwerpunkt ihres Programms sind Skulpturen. So ist der neue Kunstpreis auch eine Fortsetzung ihrer Galerie als Fördermittel zeitgenössischer Bildhauerei. „Der Preis soll die Landschaft der österreichischen Kunst- und Kulturpreise erweitern und explizit dem Medium Skulptur gewidmet werden. Insbesondere der Skulpturbegriff hat eine Öffnung erfahren, der neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze, Installationen, performative und auch architektonisch definlierte Arbeiten gleichermaßen einschließt. Dementsprechend offen will sich dieser Preis verstanden wissen, der einmal jährlich von einer Fachjury einem/einer Bildhauer/in zuerkannt wird, dessen/deren Werk sich durch eine eigenständige Formensprache und eine bereits nachvollziehbare Profilierung in der heimischen Kunstszene auszeichnet. Als Stiftung soll der Dagmar Chobot Skulpturenpreis auch posthum für weitere Generationen von Bildhauer/innen eine öffentliche Anerkennung bedeuten. Um die organisatorische Abwicklung und die Fortschreibung des Stiftungszweckes zu sichern, wurde die Bildrecht von Dagmar Chobot als institutioneller Kooperationspartner für die Verleihung des nach ihr benannten Preises gewählt.“ (Pressemeldung)
Als Tochter in der bekannten Kunstgießerei Loderer aufgewachsen, variiert Angelika Loderer die Methoden und Materialien des Gießens, Schöpfens, Schichtens und Pressens in ihren Skulpturen. Manches ist als abstrakte Form angelegt, andere Werke gehen von in der Natur vorgefundenen Formen wie Höhlen aus, die sie bisweilen abschließend in Bronze gießt und mit einem großen Wissen um das Material bearbeitet. „Das Ephemere in Loderers Arbeit verdeutlichte sich bereits in ihrer 2011 entstandenen Diplomarbeit „Pinker Schnee“, eine Installation, in der gepresster Sand auf Wäschestände, gefüllte Aquarien und eine Matratze stieß. Auch später entstandene Skulpturen aus Eiszapfen oder Gras, sowie Alu- und Bronzeabgüsse von verlassenen Maulwurfsgängen (Schüttlöcher, 2012) und Spechthöhlen (Untitled, Buntspecht, 2013) verfestigen das Vorübergehende sowohl in fragilen, als auch in massiven, traditionellen Materialien. Zu ihren Experimenten zählen auch Objekte aus gepresstem Quarzsand, die sie gelegentlich mit Fragmenten aus dem Bereich der abstrakten Malerei ergänzt (Untitled [With Dejan Dukic], 2014) und Materialcollagen, die gewöhnliche Dinge wie Plastik, Metall, Wasser oder Papier in eine skulpturale Form überführen (Waschmaschinenskulpturen, 2015). Für ihre diesjährige Ausstellung Animate im Salzburger Kunstverein hat Loderer Pilzgeflechte, jene mysteriösere, ambivalente Substanz, für ihr Experiment zur Skulptur und der empfindlichen Verletzbarkeit des Lebens gewählt. Die aktuelle Arbeit bezieht sich einerseits kritisch auf unsere kollektive Zukunft und eröffnet zugleich einen künstlerischen Ausdruck, der Freude am eigenen Forschen und Erkunden hat. Durch das stete Ausreizen klassischer Bildhauertechniken schafft Angelika Loderer Skulpturen, die mit der die Ernsthaftigkeit der Form brechen, mit der Ästhetik des Alltäglichen spielen und einen tiefen prozesshaften Charakter offenbaren.“ (Pressemeldung)
NOMINIERTE: Karin Frank, Heinz Frank, Herbert Golser, Eva Grubinger, Julie Hayward, Michael Kienzer, Michael Kos, Anita Leisz, Angelika Loderer, Constantin Luser, Christoph Meier, Leslie de Melo, Signe Rose, Michael Schuster, Philipp Timischl und Heimo Zobernig
JURY | Dagmar Chobot Skulpturenpreises 2016: Dagmar Chobot | Galerie Chobot; Heike Eipeldauer | BA Kunstforum; Edelbert Köb | Kurator; Günter Schönberger | Bildrecht; Hans-Peter Wipplinger | Leopold Museum