Corona-News zu Museen, Theatern und Festspielen

17. Apr. 2020 in News

Am 17. April 2020 fand ein Pressestatement zu den Maßnahmen gegen die Krise im Bundeskanzleramt statt. Im Bild Vizekanzler Werner Kogler (l.) und Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek (r.).

Pressestatement 17.04.2020 mit Vizekanzler Werner Kogler (l.) und Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek (r.). Foto Andy Wenzel

Mitte März mussten Galerien, Museen und Kunsthallen wegen der Ausbreitungsgefahr des Corona-Virus´ schlagartig schließen. Seit Ostern dürfen Galerien wieder aufsperren – was die wenigsten nutzen. By appointment kann man sie besuchen, aber ein regulärer Betrieb würde unnötige Mitarbeiterkosten bedeuten. Die befinden sich großteils in geförderter Kurzarbeit und im home office. Große Besucheranstürme wären eh nicht zu erwarten. Heute wurde auf der Pressekonferenz von Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek erklärt, dass auch die Museen wieder öffnen dürfen, allerdings erst ab Mitte Mai.

Kunsthistorische Museum Wien // SBV

Kunsthistorische Museum Wien // SBV

Drei der großen Bundesmuseen in Wien werden da nicht mitziehen: Albertina, Belvedere und Kunsthistorische Museum eröffnen freiwillig erst am 1. Juli. Sie wollen die Zeit noch für Renovierungen u.ä. benutzen. Ihr Publikum besteht laut Lunacek aus 50-80 Prozent ausländischen Gästen, die wohl zumindest bis Ende dieses Jahres komplett ausbleiben. Von millionenschweren Verlusten sprechen die Direktorinnen, Direktor Schröder (Albertina) spricht im Standard-Interview von 3,6 Millionen Euro (23.3., Stephan Hilpold) allein aus der Zeit bis Ende Mai. „Auch wenn jährlich etwa 350.000 Österreicher die Albertina besuchen, benötigen wir weitere 700.000 internationale Besucher, um unseren allgemeinen Museumsbetrieb finanzieren zu können.“ Die Kosten des neuesten Projekts Albertina Modern im Künstlerhaus Wien sind da wohl nicht  eingerechnet. Die kleineren Museen dagegen rechnen mit lokalen Besuchern und sperren am 1.6. auf.

Am 17. April 2020 fand ein Pressestatement zu den Maßnahmen gegen die Krise im Bundeskanzleramt statt. Im Bild Vizekanzler Werner Kogler (l.) und Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek (r.).

Vizekanzler Werner Kogler (l.) und Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek (r.). Foto Andy Wenzel

Rund 180.000 Menschen arbeiten im Kultursektor in Österreich. Für die „Orte der Präsentation im kulturell-künstlerischen Bereich“, wie es Kogler umschrieb, meldeten sie jetzt neue Entscheidungen – und Einschränkungen. Zu dem Bereich gehören Bibliotheken und Archive, die öffnen werden. Lesesäle dürfen nicht. Freiluftkinos schon. Kinos beginnen laut Lunacek freiwillig erst Anfang September, weil sie im Sommer eh kaum Besucher hätten. Bei Theatern wird es schwieriger: Im Publikum ließe sich Abstand wahren, aber wie beim Einlass mit fixen Beginn- und Endzeiten? Wie die Situation auf der Bühne handhaben? „Schlägerei oder Liebesszene – das wird nicht gehen“, erklärt Lunacek. Chöre, Orchester? „Wir prüfen, was geht.“ „Sprache, Gesang, Blasinstrumente werden schwierig.“
Atelierbestrieb, Forschung, Restaurierung, Werkstätten, Tonstudios sind schon möglich bei Einhaltung der Schutzbestimmmungen. Training, Proben? Ab 18. Mai Einzeltraining und -proben in Musik, Tanz, Gesang, mit „möglichst geringer Anzahl von Trainer*innen und Betreuer*innen“ – aber alles nur im professionellen Bereich. Im Amateurbereich sind weder Proben noch Aufführungen möglich, keine Amateur-Chöre oder -theater. Wie werden ausländischen Gäste im Kulturbetrieb gehandhabt? „Wir wissen das noch nicht.“ Schwierig sei es auch bei Filmproduktion: „Wir haben zu wenig content, es fehlt an Neuem.“ Aber für die Branche sei noch keine Lösungen gefunden. Kunstuniversitäten und Musikschulen? Noch nicht geklärt!
Soweit der Fahrplan bis Juni. Ab 1. Juli wird die Situation „kniffeliger“, warnt Kogler: Bisher sind Veranstaltungen bis zum 30. Juni ohnehin nicht erlaubt. Für die Zeit danach ist „folgendes angedacht bzw. gilt ein Verbot bis 31.August“: weiterhin keine große Veranstaltungen, auf denen sich viele Menschen treffen, die eng zusammen stehen wie bei Stadtfesten, Musikfestivals. Das heißt, es wird auch kein Donaufestival geben. Ab Mitte Mai will die Regierung bekannt geben, was möglich sein kann. Und die Salzburger Festspiele oder Festspiele in Bregenz? Mit beiden seien sie in engem Austausch, aber noch ist nichts entschieden. Man sehe allerdings, dass die „indoor Aufführungen schwierig werden“, da die Rentabilität bei stark limitierter Besucherzahl nicht möglich ist. Auch hier ist noch völlig offen, wie mit Einreise- und Ausreisebestimmungen umgegangen werden kann. Beide Festspiele müsse das laut Lunacek „bis spätestens Ende Mai entschieden werden, weil dann die Proben anfangen“. Bleibt noch eine Frage, die leider keiner der wenigen, vor Ort anwesenden Journalisten stellte: Wie schaut es mit der Kunstmesse im Herbst aus? Wäre eine streng limitierte Besucherzahl möglich? Aber wie sollte der Sicherheitsabstand gewährleistet werden, mit Warteschlangen vor den Gängen?
screenshot-2020-04-17-17-00-50Ob überhaupt noch eine Großveranstaltung wie etwa die Art Basel im September stattfinden kann, ist fraglich. Eines aber ist bereits sicher: Die für Juni geplante Berlin Biennale wird laut internen Informationen verschoben. Im Moment ist man noch super optimistisch und hofft auf den Herbst. Wahrscheinlicher für Kunstmessen und Biennalen ist aber ein anderer Termin: erst, wenn es einen Impfstoff gibt.
PS: Gerade kam die Nachricht, dass die Art Brussels, die viel zu  optimistisch den Messetermin von April auf Juni verschoben hatte, jetzt einen neuen Termin vorgibt: April 2020. Die heurige Edition fällt aus.