Für ein neues Morgen? Neue Denkwerkstatt NÖ

31. Mai. 2017 in News

FORUM MORGEN, die neue Denkwerkstatt für überregionale Zukunftsfragen

FORUM MORGEN, die neue Denkwerkstatt für überregionale Zukunftsfragen

Wir stehen vor gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen, auf die die Politik bisher null reagiert. Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn Roboter Arbeitsplätze in Banken, Supermärkten, Rechtsanwaltskanzleien übernehmen werden? Wie können wir auf die zunehmende Bedrohung demokratischer Strukturen reagieren? Die Beantwortung dieser Fragen wird unsere Zukunft strukturieren – und genau das hat ein österreichisches Bundesland erkannt. Gerade wurde das neue Projekt „FORUM MORGEN. Neue Denkwerkstatt NÖ“ (Niederösterreich) vorgestellt.

vlnr: Andreas Theiss, Bettina Glatz-Kremser, Joachim Rössl

vlnr: Joachim Rössl, Bettina Glatz-Kremser, Joachim Rössl, Andreas Theiss

Jährliche 5 Millionen Euro lässt sich Niederösterreich diese Stiftung kosten. Zweck ist die „Förderung von Wissenschaft und tertiärer Bildung sowie von Kunst und Kultur insbesondere im europäischen Kontext durch zB Kooperationen mit Universitäten, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie Kulturinstitutionen, wissenschaftlichen Aufarbeitung und Beratung zu Zukunfts- und Entwicklungsmöglichkeiten des Bundeslandes Niederösterreich.“ Die Projekte sollen über Bundes- und Landesgrenzen hinausgehen und „Kompetenzthemen aufgreifen, die uns morgen gesellschaftlich beschäftigen werden“, erklärte Vorstandsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner auf der Pressekonferenz am 30. Mai. „Wir wollen keine Subventionen vergeben, sondern in Exzellenz investieren, in die Idee eines transnationalen Europa“, ergänzte Joachim Rössl, Vorstandsmitglied und ehemaliger Kulturamtsleiter der NÖ Landesregierung.
FORUM MORGEN wurde präsentiert„Forum Morgen“ bzw „Denkwerkstatt NÖ“ folgt auf die „NÖ Landesakademie“, die von 1988 bis 2016 „Wissensdienstleisterin für fach- und gesellschaftspolitisch wichtige Themen insbesondere in Fragen des Bildungswesen und der Landesentwicklung“ war, wie die Tageszeitung Der Standard im Januar schrieb. Die 65 MitarbeiterInnen der Akademie „wurden in anderen Bereichen untergebracht“. Das neue Forum soll anders ausgerichtet sein, wurde auf der Pressekonferenz mehrmals betont, soll eine schlankere Struktur haben und wird „als Impulsgeber“ gesehen. Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit akademischen Institutionen bei Themen wie „EU Gegenwart und Zukunft“, „Ländlicher Raum“, „Klimaentwicklung – Nachhaltigkeit“. 19 Personen in 3 Organen sind daran bisher beteiligt und erhalten für ihre Tätigkeiten „Vergütungen, keine Pauschalen“, hieß es: 3 Stiftungsvorstände, 9 Kuratoriumsmitglieder und 7 Berater, darunter drei aus der NÖ-Landesregierung.

Wien - Das FORUM MORGEN, die neue Denkwerkstatt für überregionale Zukunftsfragen, wurde der Öffentlichkeit präsentiert.

Wien – Das FORUM MORGEN, die neue Denkwerkstatt für überregionale Zukunftsfragen, wurde der Öffentlichkeit präsentiert.

Zwei Projekte sind schon fix: Eine Ausschreibung zu einer Projektpartnerschaft zu den Themen „Demokratie in der Krise. Befund und Therapie“. Das ist eine interessante Formulierung: die Krise als Krankheit, die von Irgendwo eingeschleppt wurde, diagnostiziert werden soll und mit einer „Therapie“ kuriert werden kann? Daran sind wir Menschen also unbeteiligt – ob hier vielleicht schon der erste „Befund“ ansetzen sollte? Einreichungen von Demokratiekrisen-Doktoren aus akademischen Einrichtungen sind bis 30. Juni 2017 möglich.

Joachim Rössl

Joachim Rössl

Das zweite Projekt erstaunt noch mehr: Eine „Hommage an Werner Hofmann“, gemeinsam mit der Kunstmeile Krems GmbH und dem Wiener MUMOK. Hofmann, 1928 in Wien geboren, 2013 in Hamburg gestorben, war ein faszinierender Kunsthistoriker und Museumsdirektor, der in einer Zeit agierte, als die Welt noch in Ordnung war – ein Gestern für Morgen? „Eine zeitgemäße Aufarbeitung auch für Entwicklungen in der Kunstgeschichte“ sieht Rössl darin, „als ein Thema der Zukunft in den auseinanderfallenden Diskursen unserer Gegenwart“. Im Forum Frohner in Krems, wo Rössl Präsident der Adolf Frohner Stiftung ist, eröffnete schon der erste Teil dieses Projekts.
Auf der Presskonferenz wurde immer wieder betont, es gebe keine Förderungen mehr, man strebe Kooperationen an – ist das nicht nur ein Wortspiel? So gesehen ist jede Förderung eine Kooperation, denn immer kommt ein Eigenanteil dazu. Ähnlich irritierend war auch die Aussage eines Vorstandsmitglieds, der unter dem Motto „gut ist, was erfolgreich ist“ seine Vorstellung einer guten Museumspolitik im Gespräch zusammenfasste – damit lässt sich sicher keine sinnvolle (Museums-)Zukunft gestalten.
Rektor Gerald Bast von der Universität für Angewandte Kunst dagegen beweist Weitblick: Die Angewandte will erkunden, wie die sich verändernde Rolle von Kunst und Kultur in der universitären Ausbildung neben die traditionellen Sparten integriert werden kann, erklärte er im Gespräch. Ein neues Projekt geht schon jetzt in diese Richtung: Cross Disciplinary Strategies – Applied Studies in Art, Science, Philosophy and Global Challenges heißt der neue Studiengang an der Angewandten. Es ist ein neues Studium Generale unter Beachtung einer ungewissen Zukunft. Und übrigens: Gehört nicht dringend ein IT-Spezialist, möglichst ein KI-Kenner (Künstliche Intelligenz) in ein Kuratorium für Morgen?

Stiftungsvorstand:
Bettina Glatz-Kremser, Andreas Theiss, Joachim Rössl
Kuratorium:
Rektor Geradl Bast, Universität f Angewandte KunstRektor Friedrich Faulhammer, Donau Uni Krems
Rektor martin Gerzabek, Uni f Bodenkultur WieN
Marie-Therese Harnoncourt, Architektin
Thomas A. Henzinger, IST Austria
Univ. Prof. Anna Maria Krassnigg, Max Reinhardt Seminar
Robert Menasse, Schriftsteller
Univ. Prof. Elisbeth von Samsonow, Akademie der bildenden KünsteWien
Rektor Olver Vitouch, Alpen-Adria-Uni Klagenfurt
Beirat:
Martina Höllbacher, Leiterin Abt. Wissenschaft u. Forschung , Amt der NÖ Landesregierung
Hermann Dikowitsch, Leiter Abt. Kunst u Kultur, Amt der NÖ Landesregierung
Georg Bartmann, Leiter Abt. Wirtschaft, Tourismus u Technologie, Amt der NÖ Landesregierung
Theres Friewald-Hofbauer, Geschäftsführerin d Europäischen ARGE Landentwicklung u Dorferneuerung
Rektor Rudolf Mallinger, Karl Landsteiner Privatuni f Gesundheitswissenschaften
Hubert Mierka, Geschäftsführender Gesellschafter Mierka Donauhafen Krems
Karin Weißenböck, Geschäftsführerin Moorheilbad Harbach