Schon während des Studiums hatte Constantin Luser eine erste Ausstellungsbeteiligung in einer Galerie. Bald übernahm Christine König den Studenten in ihr Galerieprogramm, sieben Jahre hielt die Zusammenarbeit. Seine Lektion aus dem frühen Einstieg: „Wenn man Arbeiten für Messen oder ähnliche Anlässe liefern muss, wird man schnell zum Teil des Marktsystems – das erzeugt einen Druck, der sich auf die Freude am Arbeiten legt.“ Trotzdem kam für ihn nie ein Ausstieg aus dem Beruf in Frage. Er kann von seinem Beruf leben.
Und das verdankt er nicht nur dem Erfolg seiner Skulpturen und Zeichnungen, sondern auch der Dynamik des Marktes für zeitgenössische Kunst. Nicht zuletzt dank des Museumsbooms hat sich das Vertrauen der Käufer von Alten Meistern zu Zeitgenossen verschoben. Seit der Jahrtausendwende entstanden mehr Museen als während der vorangegangenen zweihundert Jahre – und es kommen pro Jahr an die 700 meist private hinzu, gerade etwa das Aisthi Museum in Beirut.
Der starke Fokus auf Zeitgenossen führte in den letzten Monaten zu einem Anstieg des weltweiten Preisindex um 30 Prozent, wie die Datenbank Artprice ausrechnete. Damit ist die Kurve fast wieder auf dem Niveau von 2008, bevor der Börsencrash den Markt abstürzen ließ. Trotz des Einbruchs damals sei der Verkaufserlös in den letzten fünfzehn Jahren um 1.800 Prozent gestiegen. Allerdings sorgt nur eine Handvoll Blueship-Künstler für die Rekordsummen, 68 Prozent der weltweiten Erlöse, also 1.2 Mrd Dollar, entfallen laut Artprice auf 100 Künstler, 35 Prozent auf lediglich zehn Künstler. Ein Werk von Jean-Michel Basquiat – der übrigens in seinem kurzen Leben (1960-´88) ohne eine einzige Museumsschau zum Käuferliebling wurde – kostete in den 1990er Jahren 66.000 Dollar und erzielte am 1. Juli 2015 bei Sotheby´s 8.8 Mio Dollar.
Solche Gewinnspannen heizen den Markt an und davon profitieren auf die jungen Künstler. Denn immer mehr Käufer suchen frühe Entdeckungen. Nilbar Güres, die 1977 in Istanbul geboren wurde und 2002 an der Akademie der Bildenden Künste Wien ihr Studium abschloss, ist gerade für den BC21 Boston Consulting & Belvedere Contemporary Award im 21er Haus nominiert. Ihre Fotografien in der Galerie Martin Janda kosten schon bis zu 15.000,- Euro, ihre Collagen bis zu 30.000,- Euro.
Solche Preise sind noch vergleichsweise moderat, die Bilder des 1986 geborenen US-Malers Ito Parker haben auf Auktionen bereits über 70.000,- Dollar gebracht. Aber solche Summen für Junge sind nur auf dem US-Markt möglich. Denn Werke lebender Künstler sind dort steuerlich absetzbar, und Preise steigen dank einer ausgeprägten Art Industry schneller und höher als in Europa. In den USA wird denn mit 37% auch der größte Teil des Auktions-Umsatzes gemacht, gefolgt von China (30,9%) und England (23,3%) – alle drei Märkte zusammen ergeben 91 Prozent des Weltmarktes für Zeitgenössisches. Weitaus größter Teil der verkauften Ware sind laut Artprice Gemälde (61,2 %), gefolgt von Zeichnungen (17,4 %), Skulpturen (15,3%), Fotografie (4,6%), Grafik (1,2%) und 0,3% Andere. In Zahlen sind das 24.200 verkaufte Gemälde oder 15.400 Zeichnungen. Aber diese Rechnung erfasst nur die Auktionen, wo Videos äußerst unbeliebt und Performances nahezu gar nicht vorkommen – genau jene Medien, die von jungen Künstlern besonders geschätzt werden und deren Preisentwicklung noch unabsehbar ist.