14.3. in Kuwait, es ist angenehm warm und erstaunlich diesig.Heute beginnt das Gobal Art Forum Kuwait Programm. Zur Diskussion steht die Rolle der Medien – Zeitschriften, Radio, TV, aber auch Digitalisierung – in der gesellschaftlichen Entwicklung der Golf-Region.
Im Flugzeug las ich, dass Kuwait eine der billigsten arabischen Städte sei. Teuerste Städte Platz 1: Amman; Platz 2: Abu Dhabi; Platz 3: Dubai. Kuwait belegt Platz 9, weltweit (von 133) Nr. 111. Gemessen am Preis für ein Brot und einen Tee heut auf dem Forum kann ich das nicht bestätigen, 10 Kuwait-Dinar = 30 Euro. Anders als Dubai und mittlerweile auch Abu Dhabi ist Kuwait ruhig, null Tourismus, wenige Hochhäuser, Mengen von breiten Autostrassen, aber ohne Stau (Korrektur: Am 2. Tag standen wir viel und viel im Stau!!). Fußgängerverkehr ist nicht vorgesehen, dafür scheint es ein breites Netz für öffentliche Busse zu geben.
Austragungsort des Global Art Forum Kuwait ist das Dar al-Athar al-Islamiyyah (DAI), ein einhundert Jahre altes, ehemaliges Krankenhaus – der erste Betonbau Kuwaits. Aber warum bauten die US-Amerikaner damals das Haus im orientalischen Stil damals bloß aus Beton? Ausgestellt ist hier u.a. ein Teil der prä-islamischen Sammlung von Sheikh Nasser Sabah al Ahmed al Sabah, Gründer The al Sabah Collection, und seine Frau, DAI director general und Co-founder Sheikha Hussah Sabah al Salem al Sabah.
In der Kultur der Golfregion des 20. Jahrhundert gilt Kuwait als Pionier, 1959 wurde hier die in der gesamten Region einflußreiche Zeitung Al-Arabi gegründet, 1969 mit der SULTAN GALLERY die erste professionelle Kunstgalerie. Das Geschwisterpaar Ghazi und Najat Sultan positionierten den nur 100 qm kleinen Raum explizit als Ort für „modern young Arab artists“. Das Archiv der Galerie ist erhalten und damit die perfekte Grundlage jener Tendenz, die das gesamte Forum prägt: die Aufarbeitung der eigenen Geschichte im 20. Jahrhundert aus arabischer Sicht, d.h. ohne Wertmaßstäbe, Vorgaben und Missverständnisse der westlichen Hegemonie.
In der Sultan Gallery begannen laut Referentin Kristine Khoury auch die ersten institutionellen Kunstsammlungen. Sie hat das Archiv studiert und aufgearbeitet – ebenso, wie auch eine Ausstellung, die 1978 von der PLO organisiert wurde. Kunst galt der Politik immer wieder als perfektes Propagandainstrument. Der Katalog bzw. eine Kopie des Kataloges diente ihr dazu, die Schenkungen von 200 Künstlern aus 30 Ländern zu recherchieren. Die Sammlung selbst ist zerstört, die Aufarbeitung tourt als Ausstellung.
Aufarbeitung von Geschichte, Recherche von Archiven, Digitalisierung von Archiven – soweit die Themen heute: Sabih Ahmed vom Asia Art Achive stellte das Projekt vor, Mengen von Katalogen und Zeitungsartikeln indischer Kunst zu digitalisieren und auszuwerten – ein Großteil der Texte darin stammt von den Künstlern selbst, in über 30 Sprachen!
Die nächste Ebene, nämlich die der Schlußfolgerungen aus all den Recherchen, ist noch offen. Oder zielen die verschiedenen Projekte auf ein gemeinsames, unausgesprochenes Ziel, nämlich ein ´rebranding´ der Region? Kultureller Reichtum gegen gegenwärtiges Images als Krisen- und Konfliktregioin, Höhepunkte der Kultur statt Fokus auf islamische Radikalisierung? Auf jeden Fall werden der Zukunft über den Blick in die Vergangenheit neue Möglichkeiten geöffnet und die Gegenwart wird bereichert.