2008 von Neha Kirpal gegründet, ist die India Art Fair heute eine der wichtigsten Kunstmessen in Südasien. 2011 war die britische Messegesellschaft Angus Montgomery eingestiegen, 2016 kaufte sich dann auch die Schweizer Messegesellschaft MCH ein. Im November 2018 kündigte MCH überraschend den Ausstieg an. Wie wird es weitergehen mit der India Art Fair? Und was ist in Singapur geplant? Ein Gespräch mit Sandy Angus.
SBV: Sie halten 35 Prozent der Anteile der India Art Fair – wann sind Sie in die Kunstmesse eingestiegen?
SA: Ich habe mir die Messe 2011 angeschaut, die damals noch unter dem Namen India Summit in einer Halle mit nur dreißig Galerien stattfand, aber völlig überlaufen war von Besuchern. Es war ein sehr einfacher Ort, mit undichtem Dach, Taubennestern und sogar Affen, die durch die Halle liefen. Mit unserem Einstieg entschieden wir, einen Ort zu suchen, den wir kontrollieren können. Daher findet die India Art Fair seither in den drei temporären Zelten auf dem NSIC Grund im Süden Delhis statt. Damit veränderte sich alles, es wurde eine seriöse Kunstmesse. Und es läuft sehr gut, die India Art Fair zieht immer mehr große, internationale Galerien und auch Sammler an. Es waren auch schon große Galerien hier wie White Cube, Lisson Gallery, Lelong, Krinzinger und Continua, die es oft im Rahmen anderer Aktivitäten hier entschieden.
SBV: Ich erinnere mich an frühere Ausgaben, als im dritten Zelt noch viel Kunsthandwerk zu sehen war. Jetzt erinnert die Messe mit den breiten Gängen, den eleganten Ausstellerschildern und den offenen Kojen eher an die Art Basel …
SA: … es ist sicherlich nicht die Art Basel, aber es hat sich seither sehr viel verbessert. Es ist eine kleine Messe mit nur 75 Galerien, weil wir uns auf die Qualität der Galerien konzentrieren.
SBV: Geben Sie den internationalen Galerien Tipps für ihre Teilnahme?
SA: Wir geben ihnen einige wenige Ratschläge, was hier gefragt ist, etwa bekannte Namen.
SBV: Es scheint, dass der Markt für internationale Kunst in Indien noch sehr schwierig ist?
SA: Das ist absolut wahr, aber es ändert sich langsam. Die indischen Sammlungen sind voll mit indischer Kunst – ich war heute morgen zum Frühstück bei einem großen indischen Sammler, da waren auch ein oder zwei Werke von internationalen Künstlern.
SBV: US-Sammler kaufen auch oft hauptsächlich US-Kunst, allein schon wegen der steuerlichen Absetzbarkeit. Ist der Kunstmarkt nicht insgesamt eher regional oder sogar national beschränkt?
SA: Das ändert sich langsam. Wir möchten auf der India Art Fair auch gerne expandieren, wir haben leider noch keine Galerien und Kunst aus Afrika. Und noch sehr wenig aus China.
SBV: Als MCH 2016 60.3 Prozent der Messe kaufte, wurde das gesamte Personal der Messe ausgetauscht – warum?
SA: MCH tauschte das Management aus und es begann ein Kleinkrieg zwischen dem alten Stammpersonal und den neuen Mitarbeitern. Das hatte extrem negative Auswirkungen, hatte aber nichts mit MCH zu tun. Jetzt haben wir ein großartiges Team zusammen.
SBV: Ob der nächste Investor die Führung wieder austauschen wird?
SA: Keiner weiß, wer der nächste sein wird – ich wünschte, wir wüssten es. Es sollte möglichst jemand aus Indien sein, um die Messe im Land tiefer zu verwurzeln, das würde der Messe guttun. Aber ich wäre auch glücklich, wenn wir alle Anteile kaufen könnten.
SBV: Sprechen wir kurz über Singapur. Während gerade erst die Art Stage nach acht Jahren geschlossen bzw. verkauft wurde, haben Sie eine neue Kunstmesse gegründet, die als Art SG vom 1.-3.November ebenfalls im Expo and Convention Centre neben dem Marina Bay Hotel stattfinden wird. Gibt es wirklich noch Hoffnung für einen internationalen Kunstmarkt in Singapur? Ist nicht beispielsweise das Projekt des Galerienzentrums Gillman Barracks völlig gescheitert?
SA: In der letzten Art Week Singapur waren 25 Galerien dort temporär in einem Zelt untergebracht, aber ich weiß nicht, wie gut das lief. Es gibtin Singapur viele Aktivitäten. Wir wollen erst einmal sehr klein beginnen, 65-70 Galerien, regionale und internationale. Wir hoffen, dass wir die Sammler der Region mit der Qualität überzeugen können. Qualität ist das wichtige – sobald die nachlässt, verliert man und kann es kaum wieder wettmachen. Das ist offenbar Art Stage passiert, mit Galerien aus der zweiten Reihe schafft man es nicht, man verliert das Vertrauen der Sammler.
SBV: Im Januar fand gerade die 1. Taipei Dangdai statt, die ebenfalls zu Ihrem Portfolio gehört – ist das nicht eine Konkurrenz zwischen Ihren Messen in Hong Kong (Art Central), Indien und bald Singapur?
SBV: Jede Messe hat ein eigenes Profil. Wir hatten in vielen Gesprächen erfahren, dass die Sammler in Taiwan gerne eine eigene Messe möchten. Die großen Galerien konnten dann auch hervorragende Verkäufe verzeichnen. Hong Kong und Taiwan sind auf jeden Fall sehr unterschiedliche Märkte, und mir scheint auch der südostasiatische Markt noch einmal ganz eigenständig.
SBV: Vielen Dank für das Gespräch!