I. Ein abgedunkelter Raum, in dem auf einer wandgroßen Leinwand computergenerierte Bildwelten entstehen. Interaktivität: Die Abfolge der Bilder bestimmt der Betrachter. 32 Kontaktmatten liegen im Galerieboden, die über Sensoren mit dem Computer verbunden sind. Der Boden des realen Raumes ist der Eingang in die virtuelle Bildwelt; Bewegungen im realen Raum werden in Echtzeit als Veränderung der Bilder – Rückprojektion – sichtbar. Die Sensoren sind unterteilt in drei farbige („the world mode“), 26 graue (‚Navigations-Felder‘) und weitere drei Bodenkreise für Spezialfunktionen (Linienzeichnung, Nicht-LÜschen etc.). Angelehnt an das Alphabet, eine Art Schreibmaschine, sind „drei parallel existierende Welten“ präsentiert: die mentale Welt (Sprache, Grammatik, Logik), die mediale (Raum, Architektur, Medium) und die materiale (Objekte, Gegenstände). Mittendrin interagiert der Betrachter mit der Maschine.
Die Beschreibung von Peter Weibels auf Ineraktivität basierende Computerinstallation muß ich hier über die Maße verkürzen, weil sonst die Betonung vollständig auf der technischen Seite der Arbeit landen würde(1). Interessant daran sind für mich nicht die faszinierenden, innovativen Programme, sondern die Bestimmung des Betrachters durch die Arbeit. Vergleichbar mit einem Buch, bedarf es der Handlung des Betrachters, die Bildwelten auszulösen, den Buchdeckel zu öffnen – andernfalls ruhen die Bildwelten unsichtbar im Computer. Im zweiten Schritt allerdings ist es hier weniger eine kognitive als eine simple Beteiligung des Betrachters, die verlangt wird – ein Hüpfen von Sensor zu Sensor.
Zur selben Zeit präsentiert das Duo Büro Bert (Renate Lorenz, Jochen Becker, Düsseldorf) eine Arbeit im Schaufenster einer Galerie am Friesenplatz, die den Anschein von Interaktivität erweckt. In der Ästhetik politisch linker Schaufenster-Gestaltung ist der ungekürzte, mit Randbemerkungen versehene Brief der RAF hinter der Scheibe auf einem Holzgestell aufgestellt. Die RAF distanziert sich darin vom bewaffneten Kampf. Das Datum der Veröffentlichung dieses Schreibens bestimmt Büro Bert zum Namen einer Bewegung: „bewegung 10. april 1992“, geschrieben auf die Scheibe, und darunter das Zitat: „… raum für politische Lösungen…“ – ein Raum, der direkt hinter der Scheibe wieder aufhört, denn nicht die Galerie Campana, sondern die publikumsoffene Lage des Schaufensters ist Ort der Arbeit. Auf dem Platz stehend, vor der Scheibe, kann der Betrachter über ‚Tele-Sensor‘ weiteres Material über die RAF und andere außerparlamentarische Oppositionen abrufen. Ein Dia-Karrussel zeigt kleine Lichtbilder: Vorschläge, mit welchen ‚Werkzeugen‘ (Computer, Video, Mikrophon etc.) das Gewehr im RAF-Zeichen ausgetauscht werden, der Kampf weitergehen könnte.
‚Tele-Sensor‘ ist eine Tastatur, über die Passanten per Sensoren vorprogrammierte Informationen auf einem Bildschirm im Schaufenster wählen können. Bekannt aus Werbezusammenhängen, vor allem Apothekenschaufenstern wird damit auf unverbindliche Weise der Betrachter zum handelnden Wahrnehmen aufgefordert. Auf der Eingangstür hängt eine leere Pappe plus Stift, die Raum für Kommentare bietet – für Interaktion zwischen den Betrachtern.
II.
Beide Arbeiten basieren auf interaktiven Techniken. Der Begriff ‚Interaktion‚ entstammt der soziologischer Theorie und bezeichnet das aufeinander bezogene Handeln mehrerer Personen, die Verknüpfung von ego und alter durch wechselseitige individuelle Verhaltensweisen. Allerdings wird hier meist von einer face-to-face-Situation ausgegangen, für technische Interaktionen gelten andere Bedingungen.
In seinem Text „The Institut for Image Media“ (ZKM, Karlsruhe) bestimmt Jeffrey Shaw die ‚Mensch-Maschine-Interaktion‘ als einen Prozess, in dem eine Person einen tatsächlichen (vs imaginären) Dialog mit einem technologischen Apparat führen kann. Anders als bei passiven Medien wie Film oder TV ‚antwortet‘ das interaktive System auf die Aktionen und Anfragen des Benutzers. Auf diese Weise wird die Beziehung des Benutzers zur Information ein Prozeß persönlicher Wahl und Entdeckungen.
Jeffrey Shaws interaktive Computerarbeit „Virtual Museum“ war dieses Jahr im Rahmen einer anläßlich der Ars Electronica organisierten Ausstellung in Linz zu sehen. „Die Eigenwelt der Apparate-Welt“ (kuratiert von Woody und Steina Vasulka), so der Titel, zeigte neben aktuellen Arbeiten Pioniere der elektronischen Kunst: Geräte, die von Künstlern für Video, TV und elektronische Musik eingesetzt wurden und in der Ausstellung vom Besucher ausprobiert werden konnte. Heißt: KnÜpfchen drehen. Nicht diese minimale Eingriffsmöglichkeit ist es, die hier faszinierte, sondern die Einfachheit der Apparate (von u.a. Nam June Paik & Shuya Abe, Robert Moog, Bill Hearn, Don Buchla, Eric Siegel). Die Geräte zur Übersetzung von Bild in Ton, Veränderungen von Videobildern, von Farben, Computermusik etc. sind Wege, die Eindimensionalität von Informationssurrogaten (TV, Radio etc.) durch Eingriffsmöglichkeiten aufzuheben.
In der Linzer Ausstellung werden Produktionsmittel und Funktionsweisen gezeigt, wird der Technik ihre Fremdheit und Unsichtbarkeit genommen – was nicht über die Präsentationsform erklärt werden kann, denn die ist Ausdruck der Absicht. Nüchtern, ohne Zauber, stehen die Apparate in Plastikkästen; über Videos und Bar-Code-Computerstationen können ausführliche Informationen zu den Künstlern und Apparaten abgerufen werden. Die Ausstellung funktioniert gleichermaßen als Präsentations- und als Informationssystem.
III.
Interaktivität ist ein umfassendes Thema, dem ich mich nur in ersten Schritten nähern kann. Verbunden damit sind die beiden Begriffe ‚Kommunikation‘ und ‚Information‘, die hier noch weniger zusammenzufassen sind. Was mich an dem Wert ‚Interaktion‘ interessiert, ist die Idee des sozialen Handelns – und damit im weitesten Sinne ein politisches Handeln. In interaktiven Arbeiten ist es möglich, die aus auf Ästhetik gezielte Wahrnehmung resultierende Starre aufzuheben. Oder zu umgehen. ‚Interaktivität‘ heißt Aufforderung zur Beteiligung, zum Eingreifen, statt auf Sinnsuche zu schicken oder den Beobachterposten zu postulieren. ‚Eingreifen‘ generell genommen, in gesellschaftliche Prozesse – z.B. in Kommunikationsstrukturen und d.h. Bestimmung einer Öffentlichkeit. Und ‚umgehen‘ deswegen, weil eine ästhetische oder auch ästhetisierende Betrachtung natürlich nie ausgeschlossen werden kann, aber als Wert hinter der Handlungs-Aufforderung zurücktritt – weswegen ich auch nicht weitere Details (Materialien, Konstruktionen etc.) der genannten Arbeiten nennen werde.
Prinzipiell ist die Mensch-Maschine-Interaktion perfekt dazu geeignet, auf spielerische Weise als Informationsinstrument eingesetzt zu werden. Büro Berts Installation bietet über verschiedene Techniken – vom Computer bis zum Bleistift – Informationen. ‚Tele-Sensor‘ ist nur eine Technik darunter, die allerdings als Schnittstelle zwischen Betrachter und Information die größte Aufmerksamkeit erhält.
Büro Berts Arbeit darf nicht als auch nur irgendwie mit der RAF vergleichbares Handeln mißverstanden werden. Es ist eine dokumentierende Präsentation, mit Aufforderungscharakter, der – so meine These – stark durch die interaktive Technik entsteht. Information ist hier als politische Handlung gleichermaßen auf inhaltlicher und formaler Ebene bestimmt.
Durch die Handlungsaufforderung wird die distanzschaffende, leidliche Sinnfrage nach der Bedeutung des Werkes ausgeschaltet. Das trifft natürlich auf jede interaktive Installation zu. Aber für eher formal orientierte Arbeiten geht damit nicht die Aufforderung nach einer Verbindlichkeit des Handelns – und Denkens – einher. Besonders, wenn der Bezugstrahmen die Technik und nicht der Interaktionspartner ist.
Weibels interaktive Installation gibt verschiedene Rahmen an: die Technik und durch die Bildwelten (auf der illustrativen Ebene) den Alltag bzw. alltäglicher Erfahrung: 1. leerer Innenraum (Raum-Welt), 2. Buchstaben (Text-Welt), 3. Objekte (Stuhl, Tisch, Gesicht). „Die Welt der konstanten Erscheinungen wird zu einer Welt der Variablen. Dadurch werden vertraute Vorstellungen von Identität und Wirklichkeit, von Subjekt- und Objekttrennungen in Frage gestellt.“(2) (S.Craemer) Der Betrachter wird in die Auflösung geschickt, die Grenzen zwischen Konstanten wie ‚real‘ und ‚virtuell‘, ‚Subjekt‘ und ‚Objekt‘ verwischt. Es entsteht kein kommunikatives Handeln, sondern unter der Bedingung von Distanzaufgabe der Versuch einer neuzuziehenden Selbstbestimmung. Wer sich hier allerdings der Aufforderung zum Hüpfen einfach fügt, weil Fügsamkeit die einfachste Reaktion ist, nimmt es in Kauf, sich als Probant oder als von den Sensoren ‚beobachtetes‘ Vibrationsobjekt identifiziert zu finden. Als Subjekt kann darauf eigentlich nur die Erfahrung einer erhöhten Sensibilisierung für Überwachungsinstallationen gezogen werden. Oder natürlich Freude an den Möglichkeiten eines Computers, der dann die Frage folgt: wofür der ganze Aufwand eigentlich?
IV.
Die Mensch-Maschine-Interaktion (MMI) wird oft als eine Form von Kommunikation bezeichnet. Kommunikation ist Weitergabe von Information; der Dialog ist die Elementarform der Kommunikation. Bei der MMI allerdings beschränkt sich dieser ‚Dialog‘, wie Jeffrey Shaw es nannte, auf „Wahl und Entdeckungen“. Denn der Benutzer ruft nur Antworten aus einer Vielfalt ab, die in der Kombinationsvielfalt unendlich sein können, aber dies nur innerhalb eines Programmes. Diese Dialoge sind von einem Programmierer als Teile vorhergeplant, um die Verläufe – dies dann in der Interaktion – entstehen zu lassen. Damit wird die Handlung des Benutzers nicht als veränderungsfähiger Eingriff, sondern als ‚Mitspielen‘ bestimmt – in einem festgelegten Spielfeld, und zwar eigentlich mit dem abwesenden Programmierer!
Im Begleittext zu Weibels Installation wird die Bewegung im Raum als Kommunikationsmittel, als Sprache verstanden. Die Konsequenz dieses Theorems lautet dann, daß „letztendlich der Objektivitätsanspruch technologischer Systeme wie der Kommunikation dekonstruiert“ werden. Ich würde die Bewegung im Weibel-Raum keineswegs als ‚Sprache‘ bezeichnen, da es wie bereits gesagt keine Verbindung zum Ablauf der Bildwelten gibt – die Bewegungen sind nur Auslöser für Abläufe. Mit dieser Form von Interaktivität wird eine Diskrepanz zwischen Input und Output erzeugt, die übersteigert gesagt nicht so weit vom Fernseher/Fernbedienung entfernt ist. Jegliches Kommunikations- und Informationsbedürfnis wird hier generalisiert. Und das ist es auch, was ich an Weibels Zugriff kritisiere, nämlich die Bestimmung der ‚Information‘ als eine technische, unter Ausschluß sozialer Bezüge und d.h. einer Verbindlichkeit für den Agierenden. Darum ist es auch umso erstaunlicher für mich, das das Bezugsfeld der generierten Bilder der Alltag ist.
V.
Alltagssprachlich wird der Informations-Begriff synonym verwendet für Erkenntnis, Wissen und Mitteilung. In den 60er Jahren als politisch-emanzipatorischer Begriff, philosophisch als ‚Bildung‘ und ‚Gestaltung‘ verstanden, steht ‚Information‘ heute als kaum mehr vordefinierter zur Verfügung. In den interaktiven (informationstechnischen!) Ausstellungen läßt sich daran die jeweilige Ausrichtung festmachen: In Weibels Interaktivität ist ‚Information‘ eher technizistisch, in Büro Berts politisierend bestimmt. In ihrer Arbeit bedeutet die Benutzung der Informationstechnik nicht eine Erweiterung des Formenvokabulars oder eine Ergänzung durch neue Medien, verbunden mit neuen visuellen Realitäten. Hier wird die Interaktion zur Informationsübermittlung im Sinne von Mitteilung eingesetzt. Kunst als System zur Informationsübermittlung – Akteur ist der Betrachter, nicht das Werk.
VI.
In seinem Text „Transformation der Techno-Ästhetik„(3) setzt Peter Weibel ‚interaktiv‘ identisch mit ‚dynamisch‘. Die ‚Dynamik‘ in der Kölner Ausstellung ist eher in dem technischen Vorgang als in der Wechselwirkung zwischen Betrachter und ‚Maschine‘ zu finden. Das leitet über zu einer Unterscheidung, die zwischen ‚Interaktivismus‘ und ‚Interaktionismus‘ gezogen werden muß. Auf bereits vorgenommene Definitionen kann ich nicht zurückgreifen und meine Unterscheidung ist mit Seitenblick auf Forderungen getroffen. ‚Aktivismus‘ ist ein aus politischen Zusammenhängen geläufiger Begriff: eine Tätigkeit für gesellschafts-politische Belange, die generell gilt, ohne zeitliche und örtliche Eingrenzung. ‚Aktionismus‘ ist als Handlung zu bestimmen, die an einem vorher festgelegten Ort zu festgelegter Zeit als festgelegte Aktion, Performance, Happening stattfindet. Mit Zuschauern.(4)
Ich denke, daß diese Unterscheidung wichtig da wird, wo eben nach dem Potential von interaktiven Arbeiten, und d.h. dann auch nach der Funktion und Einbindung der Kunst in gesellschaftliche Zusammenhänge gefragt wird. Interaktiv sind auch Dan Grahams frühe Videoinstallationen, sind Hans Haackes Fragebögen oder Renee Greenes Ausstellung „Import/Export Funk Office„, wo sie Mengen von Material (Musik-Tapes, Interviews, Bücher) zur Information über schwarze Kultur (und deren Rezeption) bereitstellte. Die Arbeiten verlangen Partizipation, um überhaupt erst zu entstehen, und indem sie an kunstemmante Zusammenhänge anschließen und Produktionsbedingungen präsentieren, lassen solche ‚Interaktivitäten‘ Fragen zu, die über das formale System hinausgehen. Allerdings auch verstärkt auf die aktuelle Präsentationssituation weisen, denn die Situation bestimmt die Nutzungsmöglichkeiten.
Entscheidend in interaktiven Installationen ist das soziale Bezugssystem. Wenn ich oben nach dem ‚wofür‘ der technisch-orientierten Arbeiten gefragt habe, ist genau die fehlende politische Ebene gemeint. Solange die Information, Informationsverarbeitung und -vermittlung nicht konkret gesellschaftspolitisch eingesetzt wird, zielt die Kommunikation und Interaktion ins Leere.
Interaktivismus legt die Betonung auf die Notwendigkeit von (dauernder) Handlung, Interaktionismus auf begrenzte Ereignisse. Ich will jetzt Interaktionismus keineswegs grundsätzlich kritisieren, ebensowenig, wie ich Peter Weibels Installation als nur kritikabel darstellen will. Aber von der Möglichkeit aus gesehen, solche Formen zur Neubestimmung von ‚Information‘ und ‚Kommunikation‘, bis hin zum Aufbau einer Öffentlichkeit der Beteiligung (vs Spektakel, d.h. Zuschauer), ist Interaktivismus die weitreichendere Form.
VII.
Zur selben Zeit fand in Köln noch eine dritte interaktive Arbeit statt. Als ein Forum von „The Thing“ war für 10 Tage die „Wochenschau„(5) installiert. „The Thing“ ist eine Mailbox, ein Netzwerk – „Interactivities“ zwischen Computer + Modem-Besitzern. Die „Wochenschau“ wurde von verschiedenen Künstlern, Kritiker und Kuratoren in mehreren Städten durchgeführt: in Hamburg im ‚Westwerk‘, in (Ost-)Berlin in ‚Kunst-Werke‘, in Düsseldorf in ‚WP8‚, in Köln im ‚Friesenwall 116a‚ und in Stuttgart von der „schleifschnecke„. Innerhalb der „Wochenschau“ sollten ursprünglich die Beteiligten unter der Voraus-These über Präsentationsformen schreiben, daß Formen und Funktionen von Präsentationen nicht den gewandelten künstlerischen (vor allem interventionistischen) Arbeiten entsprechen, und damit Fragen nach einer möglichen Umdefinition von Strukturen in Bezug auf Präsentation, Distribution und Partizipation gestellt werden müssen(6). Das Projekt wurde zum Chaos, denn kaum einer hatte genügend Wissen und Übung im Umgang mit Computern. Und auch die Mail-Box war noch keineswegs fehlerfrei installiert. Aber als erster Schritt auf dem Weg, Kommunikation, Information und Öffentlichkeit mitzubestimmen, Partizipation zu ermöglichen, war es notwendig. Fast sieben Tage hat es gedauert, bis alle Stationen das Medium soweit beherrschten, daß der schriftliche Austausch funktionierte – was jetzt, im kontinuierlichen Netzwerk „The Thing“(7), weitergeführt wird. Und bei aller Kritik an der „Wochenschau“ darf nicht übersehen werden, daß der Anspruch der Beteiligung, des aktiven Teilnehmens entscheidend ist (und nicht der in den 80ern so oft wiederholte Anspruch auf ‚Professionalität‘ – was ein Pilotprojekt nicht leisten kann!) und auch eingehalten wurde – bis zu nervösen Spannungen, denn die Kommunikation in einem Netzwerk hält einige Fallen bereit.
VIII.
Ein Weg des sozialen Handelns ist der Aufbau eines Informationssystems, das nicht als Herrschaftsinstrument und Surrogat (wie TV etc.) funktioniert, sondern auf einer aktiven Beteiligung, einer Öffentlichkeit unter Anwesenden basiert. Das Netzwerk ist eine Möglichkeit, Themen, Teilnahme und Konstruktion selbstzubestimmen. Im Hinblick auf interaktive Ausstellungen ist dies eine entscheidende Frage: wie der Betrachter vom Werk aus bestimmt wird. Im Falle von Weibels Installation scheint es die eines Probanten zu sein, in „Büro Berts“ Arbeit als ein mündiger, mitteilungsinteressierter bis aufzuklärender Bürger und in „The Thing“ als absoluter Teilnehmer, d.h. ohne Beteiligung existiert nichts. Zuschauer erzeugen leere Stellen.
veröffentlicht in: ARTIS, Nov. 1992
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(1) Es sei hier jedem nahegelegt, sich über die Galerie Grunert in Köln ausführliche Informationen zu der Installation zu besorgen.
(2) Susanne Craemer, Zur Rechtfertigung der hypothetischen Natur der Kunst und der Nicht-Identität in der Objektwelt, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von Peter Weibel, Köln 1992
(3) Digitaler Schein, Hrsg. F. Rötzer, Frankfurt/M. 1991, S. 205
(4) Im Katalog zu Weibels Kölner Austellung wird explizit eine Verbindung zum Wiener Aktionismus gezogen.
(5) organisiert von Michael Krome und mir fand die „Wochenschau“ im Juni in verschiedenen Städten (Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Stuttgart) in dort eingerichteten öffentlichen Stationen statt, die über das Netzwerk „The Thing“ nachrichtenagenturhaft verbunden waren.
(6) ausführliche Beschreibung des Projektes: Michael Krome, Zur Konstruktion neuer Strukturen, in: A.N.Y.P. nr.4 1992
(7) The Thing ist in New York gegründetes Netzwerk, eine Art elektronischer Zeitung, dort seit November 1991 in Betrieb, in Köln (Modem-Nr. 0221/125582) seit Juni dieses Jahres.