„Der aus Palästina stammende multidisziplinäre Künstler Khaled Jarrar erhält den Preis für sein politisch engagiertes künstlerisches Werk. Aktuell arbeitet der international angesehene Foto-, Video- und Performance- Künstler in den USA. Die Anni & Heinrich Sussmann Foundation unterstützt Künstlerinnen und Künstler, die sich den Grundsätzen der Demokratie und des Antifaschismus verpflichtet fühlen mit der jährlichen Vergabe eines Kunstpreises, der mit 5000 Euro Preisgeld dotiert ist.“ (Pressetext)
Das ist eine mutige Entscheidung, da Jarrar sich wie kaum ein anderer Künstler für Palästina einsetzt. Geboren 1976, sagte Jarrar in Interview 2012 zur 7. Berlin Biennale: „Ich bin nicht als Kind aufgewachsen. Ich bin als Kämpfer aufgewachsen. Als die Intifada begann, war ich elf Jahre alt. Anstatt in die Schule zu gehen, habe ich jeden Morgen Steine auf israelische Soldaten geworfen. Ich habe auch mit Holz und Steinen gespielt und kleine Skulpturen für die Karte von Palästina gebastelt.“ Darauf folgt Daniel Millers Frage: „Du warst ein Kämpfer…“ und Jarrar betont: „Ich musste für meine Freiheit kämpfen, um meinen Hobbys nachgehen zu können, die von der militärischen Besatzung verboten waren.“ Diese Erfahrung thematisiert er noch heute, wenn er aus abgebrochenen Betonstücken der riesigen, von Israel quer durch Palästina gebauten Mauer Skulpturen baut: Tischtennisschläger, ein Paar Turnschuhe und jener Betonball, der ihn bekannt machte.
Bevor Jarrar seinen Weg als Künstler konsequent gehen konnte, war er ein Mitglied der Präsidentenwache von Yasser Arafat und Mahmoud Abba. Er publizierte Fotografien von den israelischen Checkpoints und präsentierte auf der 7. Berlin Biennale sein „State of Palestine“-Projekt: „Als Herausforderung der israelischen Grenzpolitik entwarf er einen Passstempel für den Staat Palästina. Die Stempel repräsentieren einen souveränen, unabhängigen Staat und stehen gleichzeitig für die Ablehnung der gewaltsamen Zerstückelung des palästinensischen Territoriums. Wer seine Papiere stempeln lässt, bestätigt die anhaltende Forderung nach palästinensischer Souveränität und äußert zudem seine individuelle politische Einstellung in einer Art Coming Out.“ (Pressetext Berlin Biennale).
Die Anni & Heinrich Sussmann Stiftung wurde 1989 gemäß dem letzten Willen von Heinrich Sussmann gegründet, um Künstlerinnen und Künstler ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit oder Nationalität zu unterstützen. Seit 2014 stehen Friedemann Derschmidt, Ronen Eidelman und Daniela Zobel der Stiftung vor, die den bis dahin österreichischen Preis international positionierten. Das Stiftungs-Komitee nominiert jährlich neun Künstlerinnen und Künstler, aus denen dann der Preisträger/die Preisträgerin ermittelt wird. Die Verleihung findet immer Anfang November in Wien statt. Darüber hinaus wird ab 2016 auch biennal ein Projektpreis in der Höhe von 5000 Euro vergeben. Gewinnerin des Vorjahres war Marina Naprushkina.
Das Sussmann Stiftungs Komitee: Aurora Fonda (I, SLO); Ralf Homann (D); Kristina Norman (EST); Christan Rathner (A); Anda Rottenberg (PL); Brigitte van der Sande (NL); Kevin Smith (GB); Pelin Tan (TUR); Masha Zusmann (IL)
Pressegespräch der Sussmann Stiftung mit Khaled Jarrar am DI 8.November, 11 Uhr, Jüdisches Museum Wien, Atelier, Dorotheergasse 11, 1010 Wien
Artist Talk mit Khaled Jarrar am DI 8. November, 18 Uhr
im Foyer des Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien