Team der 10. Berlin Biennale

28. Apr. 2017 in News

Gabi Ngcobo

Gabi Ngcobo

Gabi Ngcobo, Kuratorin der 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, hat Moses Serubiri (Kampala, UG), Nomaduma Rosa Masilela (New York, US), Thiago de Paula Souza (São Paulo, BR) und Yvette Mutumba (Berlin, DE) eingeladen, mit ihr als kuratorisches Team zu arbeiten. Darüber hinaus hat Gabi Ngcobo den Grafikdesigner Maziyar Pahlevan ausgewählt, der 10. Berlin Biennale ihre visuelle Identität zu verleihen.
Alle Mitwirkenden verfolgen dehnbare, stetige und im Ergebnis offene Forschungsinteressen, die von Politiken der Undurchsichtigkeit bis zu Prognosen zum Leben nach dem Weltende reichen. Sie arbeiten mit unkonventionellen Organisationsmethoden sowie Texten und Veranstaltungsformaten, die sich den Machtdynamiken verordneter Erzählweisen widersetzen. Ihre jeweiligen kreativen Strategien reflektieren historische wie aktuelle Verschiebungen und deren unbehagliche Verwicklungen. In der Vergangenheit war jedes Teammitglied individuell sowie gemeinsam mit Gabi Ngcobo in dynamischen Initiativen zum Aufbau von Gegeninstitutionen und der Anstiftung kreativer Störungen engagiert.
Die 10. Berlin Biennale wird durch diese kollektiven Träume und Aktionen entworfen und geformt. Im Gespräch mit den ausgewählten KünstlerInnen und Mitwirkenden, die mit und durch die Kunst, jedoch auch über sie hinaus agieren, wird die kuratorische Auseinandersetzung den unablässigen Ängsten die Stirn bieten, die durch das falsche Verständnis unserer vielschichtigen Subjektivität festgeschrieben werden. Angesichts des aktuellen und weitverbreiteten Zustandes einer kollektiven Psychose sowie ausgehend von Europa, Deutschland und Berlin – als einer Stadt im Dialog mit der Welt – wird der kuratorische Prozess selektiv und unvollständig sein. Er wird keine kohärenten Lesarten historischer und gegenwärtiger Situationen präsentieren. Entscheidende Ausgangspunkte für das kuratorische Team sind Strategien der Selbsterhaltung, die Herrschaftsstrukturen aktiv demontieren und eine nicht-hierarchische Position aufbauen.
Die 10. Berlin Biennale schlägt einen Plan vor, wie man einem kollektiven Wahnsinn entgegentreten kann. (Pressetext)
BIOGRAPHIEN:
MOSES SERUBIRI ist freier Autor und Kurator in Kampala, UG. Er ist interessiert an übergeordneten Narrativen und wissenschaftlichen Vorgehensweisen, die über die Kunst hinausgehen. In dem Band How Institutions Think, herausgegeben von MIT Press, erscheint in Kürze ein Kapitel von Serubiri über das Uganda Museum. Unlängst war er Mitglied des Auswahlkommittees für die diesjährige Cape Town Art Fair in Kapstadt, ZA. 2014 kokuratierte er mit einem Team, beraten von Gabi Ngcobo, das Kampala Contemporary Art Festival (KLA ART). 2013 organisierte Serubiri die Radiodokumentation A History of Kadongo Kamu über die Geschichte von Musikaufnahmen in Uganda. Außerdem gab er das Onlinemagazin START – A Journal of Arts and Culture in East Africa heraus. 2011 schrieb Serubiri Kritiken für The New Vision, eine der führenden Tageszeitungen Ugandas. 2015 erhielt er ein Stipendium der Universität Bayreuth, DE, als Stadtschreiber. Er ist Alumni der Àsìkò International Art School am Centre for Contemporary Art in Lagos, NG. Seine Texte erscheinen in The Trans-African, in der Frieze, im Manifesta Journal sowie in der Chimurenga Chronic.
NOMADUMA ROSA MASILELA ist eine in New York, US, lebende Autorin, Historikerin und Künstlerin. Derzeit beendet sie ihre Promotion in Kunstgeschichte an der Columbia University in New York. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit Kunst im öffentlichen Raum und Performancekunst der 1980er Jahre in Dakar, SN. Masilelas Interessen im Kunstbereich liegen in unterrepräsentierten Aspekten von Geschichtsschreibung, kollektivem Arbeiten und damit verbundenen Strategien sowie den Ambivalenzen im Spannungsfeld von Öffentlichem und Privatem. Sie hat Stipendien und Preise unter anderem von der Ford Foundation, der SSRC Mellon Foundation und der Columbia University erhalten. Masilela leitete einen Einführungskurs in Kunstgeschichte an der Columbia University, hat für The Kitchen und das Brooklyn Museum, beide in New York, gearbeitet sowie bei Dak’art, der Biennale von Dakar, 2006 und 2009 deren Generalsekretär assistiert. Zuletzt hatte sie eine einjährige Forschungsstelle am Museum of Modern Art in New York inne. Sie veröffentlichte Texte in diversen Büchern und Magazinen, darunter in der Publikation DON’T/PANIC, die 2011 eine gleichnamige, von Gabi Ngcobo kuratierte Ausstellung begleitete.
THIAGO DE PAULA SOUZA lebt und arbeitet in São Paulo, BR, wo er von 2014 bis 2016 als Pädagoge am Museu AfroBrasil tätig war. 2016 ko-kuratierte er die Ausstellung Weiterleben – In anderen Worten über Leben? an der Akademie der bildenden Künste Wien, AU. Bei der 32. Bienal de São Paulo war de Paula Souza Teammitglied der Accra Study Days, die von Gabi Ngcobo als Teil des öffentlichen Programms organisiert wurden, sowie des Oficina de Imaginação Política („politischer Imaginationsworkshop“). Er arbeitete mit lanchonete.org zusammen, einer von Künstlerinnen und Künstlern betriebenen kulturellen Plattform, die sich ausgehend von São Paulo mit dem Alltagsleben und progressiven Aktionen in heutigen Städten auseinandersetzte. Außerdem war er einer der MitbegründerInnen von We Cannot Build What We Cannot First Imagine (WCB WCFI), einer visionären Plattform, die Arbeiten und Perspektiven von durch Rassifizierung diskriminierten KünstlerInnen und TheoretikerInnen versammelt. Derzeit forscht de Paula Souza zu Darstellungen von Kunst aus Südamerika und der afrikanischen Disapora im deutschsprachigen Kontext. Diese Forschungen wird er in Kürze auch auf nicht-westliche Zusammenhänge ausdehnen und untersuchen, wie künstlerische Gemeinschaften sich mit der Dekonstruktion hegemonieller Lesarten von Geschichte auseinandersetzen.
YVETTE MUTUMBA ist Mitbegründerin und Chefredakteurin des Kunstmagazins Contemporary And (C&). Von 2012 bis 2016 war sie als Kuratorin am Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main, DE, tätig. Hier ko-kuratierte sie die Ausstellungen WARE & WISSEN (or the stories you wouldn’t tell a stranger) (2014–15), El Hadji Sy: Painting, Performance, Politics (2015) und A Labour of Love (2015–16, mit Gabi Ngcobo). 2016 ko-kuratierte sie Focus: African Perspectives der Armory Show in New York, US. Mutumba studierte Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, DE, und promovierte am Birkbeck, University of London, GB. Als Autorin und Herausgeberin hat sie zahlreiche Texte und Bücher zu zeitgenössischer Kunst aus afrikanischen Perspektiven sowie zu globaler Kunstgeschichte veröffentlicht. Ihre neueste Publikation I am built inside you, herausgegeben vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) und C&, ist im April 2017 bei Sternberg Press erschienen.
Der Grafikdesigner der 10. Berlin Biennale MAZIYAR PAHLEVAN lebt derzeit in New York, US. In seiner Arbeit konzentriert er sich auf künstlerische und musikalische Projekte, zu denen auch seine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Other People gehört, einem Ton-, Bild- und Datenarchiv in den USA. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte die Publikation Network, 2017 herausgegeben von Other People und Printed Matter Inc. Bevor er in die USA zog, lebte er in Berlin, DE, wo er zusammen mit Gabi Ngcobo die Zeitung Digging Our Own Graves, designte, die vom Center for Historical Reenactments im Rahmen der 8. Berlin Biennale 2014 herausgegeben wurde. 2012 erhielt er seinen BA an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag, NL, 2016 seinen MFA an der Yale University in New Haven, US, und macht derzeit seinen MFA in Psychoanalyse an der New York Graduate School of Psychoanalysis.