Gerade wurde der hoch dotierte Lorck Schive Art Prize vergeben. Nie gehört? Kein Wunder: Austragungsort ist Trondheim, eine kleine Stadt in Norwegen. 997 unter dem Namen Nidaros gegründet, ist es die drittgrößte Stadt nach Oslo und Bergen. Hier leben rund 1900.000 Einwohner, darunter 30.000 Studenten. Berühmt ist Trondheim für den Nidarosdom, eine romanisch-gotische Kathedrale und die alte Stadtbrücke aus dem Jahr 1862. Und für die Kunstinstitutionen natürlich: die Kunsthalle Trondheim, die gerade als Außenstelle der Kiew Biennale dient.
Noch ist die Institution in einem Geschäftslokal untergebracht, aber bald soll der Umbau des ehemaligen Feuerwehrquartiers beendet sein – eine massive Vergrößerung steht also bevor.
Oder das Kunstmuseum Trondheim, das gleich zwei Häuser bespielt. Das eine ist ausschließlich für Wechselausstellungen, hier läuft gerade „Kapitalistischer Realismus“ mit Werken aus Rene Blocks Privatsammlung zusammen mit der lokal sehr wichtigen „Gras Graphikmapp“ 1971.
Im anderen Gebäude findet die Ausstellung des Lorck Schive Art Prize statt (bis 28.2.2016).
Der 2013 erstmals vergebene Preis ist nach einem Immobilienbesitzer benannt, der sein Vermögen einer Stiftung widmete. Daraus fließen alle zwei Jahre 1.5 Mio Norwegische Kronen in den Preis: Vier Kandidaten werden vorgeschlagen, die jede/r 150.000,- Norwegische Kronen (NOK), also rund 15.000,- Euro Produktionsgeld für ein neues Werk erhalten, das im Kunstmueum ausgestellt ist. Das Museum erhält 300.000,- NOK. Der Preis ist mit noch einmal rund 50.000,- Euro dotiert. Preisträgerin 2015 ist: VANESSA BAIRD.
Die 1963 geborene, norwegische Künstlerin hat für die Ausstellung die für sie typischen Zeichnungen mit drastischen, von Gewalt geprägten Szenen einmal rundherum im Raum präsentiert. Es beginnt mit „netten Wellen“, wie sie es bezeichnete, um dann schnell umzukippen:
Wir sehen ertrinkende Kinder, Flüchtlinge, die hilflos im Wasser schwimmen. Dann führen uns die Bilder ins häusliche Leben, geprägt von hartem Sex, Vergewaltigung, Alkoholismus. Es sei „das Chaos, in dem jeder lebt“, erklärt Baird dazu. Permanent im Raum steht ein Relief aus der Sammlung des Museums, Titel: The Hell. Baird hat sich diesen Raum für ihr Werk ausgesuchtet, es ist ihre Version der Hölle, die im Hier, nicht im Jenseits stattfindet.