Alles schien so perfekt: Mit der Spark Art Fair in der Marx Halle hatte Wien endlich wieder eine Kunstmesse, bei der es tatsächlich um Kunst ging. Das Konzept der gleichgroßen Stände für alle und die Konzentration auf Solopräsentationen überzeugte. Die ersten beiden Ausgaben waren ein großer Erfolg. Im Sommer 2022 während der laufenden Vorbereitungen für die heurige Ausgabe verließ Geschäftsführer Renger van den Heuvel das Projekt – und damit begann eine unerwartete Talfahrt. Sein Expartner und Pächter der Marx-Halle Herwig Ursin übernahm die Messe, allerdings ohne jegliche Erfahrung oder Kontakte in der Kunstindustrie. Das sorgte für Befremden bei den Galerien, zumal es keine künstlerische Leitung gab. Am 13. Januar meldete die Messe in einer offiziellen Aussendung das neue „Kuratoren- und Advisory-Board“: der Schweizer Kurator Christoph Doswald und die ehemalige Museumsdirektorin Sabine Breitwieser. Beide arbeiteten bei früheren Ausgaben mit, erhielten aber bis heute keinen Vertrag für die aktuelle Edition – die Pressemeldung erschien ohne jegliche Absprache. Breitwieser hat mittlerweile final abgesagt, erklärt sie auf Nachfrage. Christoph Doswald antwortet auf Nachfrage, dass er „nicht operativ für die Kunstmesse tätig ist und keine kuratorische Funktion wahrnimmt“, wie er in einer email schreibt.
Bleiben nur noch zwei übrig, die für die künstlerische Leitung und offensichtlich gleichzeitig als „Advisor“ zuständig sind: Walter Seidl und Jan Gustav Fiedler. Beide wurden erst eine Woche vor Weihnachten berufen. Seidl arbeitet seit Jahren für die Erste Bank Sammlung mit Osteuropa-Schwerpunkt – ist die Erste Bank nicht der Sponsor der Konkurrenzmesse Vienna Contemporary? Fiedler ist mit seinem Projekt unter dem Namen „Museum of Now“ auf Wanderschaft. Seine Expertise für den Job erklärt er mit der Mitarbeit bei der Kurzzeitgalerie Christian Ehrentraut und einer von ihm organisieren kleinen Berliner Alternativmesse. Fragt man Fiedler und Seidl nach der Galerienliste, zeigen sie sich mit den bisherigen Anmeldungen zufrieden. 80 Galerien wollen sie insgesamt für die Spark Art Fair rekrutieren, 47 haben sich laut ihrer Ausgabe bereits fix registriert, bei weiteren 30 sprechen sie von „Zusagen“. Mit einer „dritten Gruppe an potentiellen Teilnehmern“ sei noch die „endgültig ausgestellte Position“ zu entscheiden. In der vorliegenden Liste allerdings fehlen fast alle der renommierten österreichischen Galerien. Das würde das Niveau der Spark Art Fair massiv senken – was für das Leitungsduo offenbar kein Problem darstellt. Sie beharren zuversichtlich darauf, erst drei „Absagen“ erhalten zu haben – bedarf es einer schriftlichen Abmeldung von einer Messe? Im Gespräch nennen einige der Wiener Galerien Terminschwierigkeiten. Andere wollen sich in der bisherigen Galerienliste nicht einreihen. Und manchen ist es die 5600 Euro Standgebühren nicht wert. Emanuel Layr fasst es sehr deutlich zusammen: „Eine gute Kunstmesse benötigt eine Leitung mit einschlägiger Erfahrung, um zu funktionieren. Sonst ist man in Wien in den eigenen Räumen besser aufgehoben.“