Willkommen in Wien: Stella Rollig, Belvedere

17. Okt. 2016 in News

Pressekonferenzraum Kulturministerium // SBV

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Wer wird die Nachfolge im Belvedere antreten? Nichts wurde bekannt im Vorfeld. Manche Namen waren im Gespräch, Direktoren und Direktorinnen von kleinen und größeren Häusern aus Zürich, Mannheim, London wurden genannt. Man hatte sie in Wien gesehen. Sie hatten tatsächlich ganz andere Ziele in der Donaumetropole. Aber wie das in Wien so ist: Gerüchte entstehen schnell und werden noch schneller zu Tatsachen. Denn  nichts bewegte die Kunstzene in den letzten Wochen mehr als die Ausschreibung des Belvedere: Vom 6. August bis 12. September wurde eine neue wissenschaftlich-künstlerische und eine wirtschaftliche Leitung gesucht.
Ging vor wenigen Jahren noch die damalige Kulturministerin Schmied persönlich auf die Suche, so wurde heuer eine Agentur beauftragt. 35 Bewerbungen gab es für die künstlerische Direktion, 51 für die wirtschaftliche. Für die Künstlerische bewarben sich 18 aus Österreich, 17 aus dem Ausland, darunter 17 Frauen und ergo 18 Männer. 15 wurden zu Gesprächen eingeladen – und dabei gelang dieses einmalige Meisterstück, dass nichts, aber auch gar nichts im Vorfeld verraten wurde. Eine einzige blasse Information erhielt jeder, der nachfragte: Wir würden uns freuen, werden zufrieden sein mit der Wahl. Das immerhin legte nahe, dass es eine österreichische Besetzung werden würde.

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Jetzt also ist das Geheimnis gelüftet: Er habe sich mit „Überzeugung entschieden“, sagte Kulturminister Thomas Drozda. Die neue Direktorin wird ab 16.1.2017 Stella Rollig. Sie ist in Wien geboren, wie sie bei der Pressekonferenz betonte, und leitet seit fünfzehn Jahren das Museum Lentos in Linz, zu dem seit fünf Jahren auch das Nordico Stadtmuseum gehört. Sie freue sie sich, zurück zu kommen, sagte sie strahlend.

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Ihre kurze Rede bei der Pressekonferenz lässt auch uns auf eine spannende Zeit freuen. Auf drei Säulen beruhe ihr Konzept für ihre zukünftige Arbeit an der Österreichischen Nationalgalerie, die zum Weltkulturerbe gehört: Wissen. Sie wolle die Sammlung des Museums aktualisiert vermitteln und stark auf Forschung setzen, womit sie eine wichtige Praxis der bisherigen Direktorin Agnes Husslein-Arco weiterführt. Der zweite Punkt sei Neugierde und der dritte Haltung, erklärte sie. Unter dem letzten Aspekt versteht sie eine soziale, politische und ethische Haltung in der Aufgabe, die Welt mit den Mitteln des Museums zu zeigen, aber auch Vision einer Welt zu entwerfen, in der wir leben wollen – da kann man gespannt sein, wie das mit und in Werken der Kunst übersetzt wird.
Ihre drei Säulen für den Ausbau des Belvedere verrät Rollig auch schon: 1. Unverwechselbarkeit des Profils als österreichische Nationalgalerie – das wird die heimische Kunst freuen, denn es garantiert die Fortsetzung von Husslein-Arcos Entscheidung, österreichische KünstlerInnen zu Personalen einzuladen. Rollig möchte nicht nur das kulturelle Erbe verwalten und vermarkten, sondern auch gestalten – wie, bleibt noch ihr Geheimnis, aber vielleicht ist darin ein Seitenhieb auf die vielen Fundraising-Bälle unter der Ära ihrer Vorgängerin enthalten. Opulente Dinner hat Rollig in ihrer bisherigen Laufbahn immer und offen gemieden. Wichtig ist der studierten Kunsthistorikerin auch die Frage nach der kulturellen Identität Österreichs im Gefüge von Europa in Zeiten der Globalisierung. Die 2. Säule sollen nicht nur Ausstellungen, sondern auch „Plattformen“ seien, die das Museum als Medienunternehmen platzieren. Und 3. will sie internationale Allianzen vor allem in Europa ausbauen.
Keine der drei Säulen ist sonderlich originär. Alle drei Punkte bedeuten eine Fortführung des Bisherigen – und genau darum freut sich Wien tatsächlich! Unterstützt wird Rollig  von dem wirtschaftlichen Geschäftsführer Wolfgang Bergmann, zuvor Caritas und Der Standard.  „Sie verfügen beide über große Führungserfahrung und einen hervorragenden Ruf bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, so Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda.