Zukunft der Kultur in Ö

12. Jul. 2021 in News

Andrea Mayer, Helga Rabl-Stadler, David Schalko, Yasmo. Foto: HBF/ Daniel Trippolt

Andrea Mayer, Helga Rabl-Stadler, David Schalko, Yasmo. Foto: HBF/ Daniel Trippolt

Gewöhnlich werden hier die Kulissen für Theater gebaut. Jetzt hat in der Halle auf dem Gelände des Wiener Arsenals Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (gemeinsam mit Gästen) die „erste Kunst- und Kulturstrategie des Bundes“ vorgestellt. In der Pandemie sei klar geworden, wie verletzlich, aber auch wichtig die Kultur für uns alle sei. 221.132 Millionen Euro habe es in den letzten Monaten zusätzlich zu dem regulären Budget für spezielle Maßnahmen gegeben, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten und zu „schützen“, wie es Mayer nennt. Weitere 20 Millionen seien im „Neustartpaket“ für „Übergangsprojekte“ beschlossen. Jetzt aber gehe es nicht mehr um Schadenswiedergutmachung, sondern um den Blick in die Zukunft – und ihr Schlüsselwort ist dabei „gemeinsam“: In drei Phasen soll ein offener „Dialogprozess“ entstehen, bei dem alle Akteur:innen der Kunst- und Kulturbereiche aufgefordert sind, gemeinsam über Visionen nachzudenken. „Teil haben, teil nehmen, teil werden“ lautet das Motto. Bis Herbst kann jede:r Ideen und Vorschläge im Internet unter https://www.bmkoes.gv.at/Kunst-und-Kultur/Strategie-Kunst-Kultur.html unter einbringen. Damit soll „das Klima der Kooperation gestärkt“ werden – wenn das mal nicht ein frommer Wunsch bleibt!
Ab Herbst bis Ende des Jahres werden die Themen und Vorstellungen aufbereitet und „Dialoggruppen“ geplant – ob die spartenspezifisch oder bunt gemischt besetzt werden, ist noch nicht entschieden. In Phase 3 nächstes Jahr werden die Ergebnisse in österreichweiten Gesprächen öffentlich präsentiert und „Umsetzungen eingeleitet“, wie es im Papier heißt. Wird es für die vorgeschlagenen, neuen Projekte Budgeterhöhungen geben? „Wir werden sehen“, ist die ausweichende Antwort. Aber „Kunst ist zu allererst ein Wert an sich“, daher seien öffentliche Förderungen enorm wichtig, „nur dann kann Kunst frei sein“, ist Mayer überzeugt. Sie wollen aber nicht nur Geld verteilen sondern auch gestalten. Auf jeden Fall aber werden aus dem Prozess hochinformative Erkenntnisse gezogen werden können: „Wir wollen wissen, was bewegt“, fasst es Mayer zusammen, erwartet Projekte zur Digitalisierung, zu ökologischen Themen, zu Nachhaltigkeit und Diversität, zu Regionalkultur, Baukultur, über neue Wege der Kulturvermittlung bis zu fairen Arbeitsbedingungen. Noch spannender sind aber wohl andere Fragen: Wo gibt es dringenden Erneuerungsbedarf, welche Bereiche müssen ausgebaut werden und wo besteht ein zentraler Mangel? Eines ist jetzt schon sicher: Dringend notwendig ist die Förderung internationaler Vernetzungen in der Kultur – wird 2022 vielleicht endlich das schon so oft geplante, zentrale Förderinstitut für Auslandsprojekte der Bildenden Kunst kommen? Erst einmal sind jetzt alle gefragt: „Schenken Sie uns ihre Zeit und Ihre Energie“, lautet Mayers Aufforderung.

veröffentlicht in: Die Presse, 11.7.2021