7. Thessaloniki Biennale: Stasis – Taking a stance

17. Dez. 2019 in Biennalen

Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem, 7. Thessaloniki Biennale 2019, Foto Alatza Imaret

Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem, 7. Thessaloniki Biennale 2019, Foto Alatza Imaret

Oben im Norden Griechenlands findet seit 2007 die vom großen Biennale-Tross bisher kaum bemerkte Thessaloniki Biennale statt. Gegründet vom State Museum of Contemporary Art, finanziert vom griechischen Staat und der EU, wurden hier schon so renommierte Kuratorinnen wie Catherine David und Katarina Gregos eingeladen. Für die heurige 7. Ausgabe entschied man sich für ein großes Team: 11 Kuratoren, darunter 9 aus den örtlichen Museen und zwei Freie. Sie wählten unter dem Titel „Stasis – Stellung beziehen“ 54 KünstlerInnen aus. Statt eines Konzepts habe man „Wege des Denkens“ zeigen wollen.

7. Thessaloniki Biennale, Alatza Imaret mit Werken von Petros Moris, Hypercomf, Johan Grimonprez, Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem // SBV

7. Thessaloniki Biennale, Alatza Imaret mit Werken von Petros Moris, Hypercomf, Johan Grimonprez, Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem // SBV

So sind die Werke jetzt lose auf 7 Stationen verteilt: in das ehemalige Armenhaus aus dem 15. Jahrhundert, in vier staatliche Museen und in die Konzerthalle. Der siebte Ort liegt in Athen, da das dortige Haus zu der neuen Museumsdachmarke MOMus gehört.

7. Thessaloniki Biennale, Konzerthalle mit Werken von Aljoscha (im Bild) und außen einer Skulptur von Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem // SBV

7. Thessaloniki Biennale, Konzerthalle mit Werken von Aljoscha (im Bild) und außen einer Skulptur von Nicolas Kozakis & Raoul Vaneigem // SBV

Die MuseumsmitarbeiterInnen entschieden sich zum Teil für ältere Werke aus ihren hauseigenen Sammlungen, die auf der Biennale in neue Dialoge treten, etwa A. Tassos´ suggestive Druckgraphik marschierender Beine mit Filmen von Harun Farocki.

Museen am Hafen // SBV

Museen am Hafen // SBV

Unten am Hafen wurden ehemalige Lagerhallen in Kulturzentren umgewandelt, darunter das MOMus-Experimental Center for the Arts, die dem Performance-Künstler Stelarc eine kleine Retrospektive eingerichtet haben.

Yiorgos Depollas, The Outsiders, 7. Thessaloniki Biennale 2019

Yiorgos Depollas, The Outsiders, 7. Thessaloniki Biennale 2019

Gegenüber im Fotografie-Museum ist – genau: die Fotografie versammelt. Hier wird erstmals Yiorgos Depollas´ Serie „The Outsiders“ gezeigt: humorvolle Selbstportraits in bedeutungsgeladenen Situationen.
Wirklich spannend wird das Konzept der Kombinationen erst im MOMus Museum of Modern Art. Das oben auf dem Hügel liegende, ehemalige Kloster besitzt die faszinierende Costakis Collection mit über 1000 Werken der Russischen Avantgarde – und zeigt übrigens parallel zur Biennale eine großartige Ljubow Popowa-Personale.

Jonas Staal, Neo-constructivist ammonites, 2019, Installation mit Werken der Costakis Sammlung, MOMus-Museum of Modern Art-Costakis Collection; commissioned by the 7th Thessaloniki Biennale of Contemporary Art, Foto Alatza Imaret

Jonas Staal, Neo-constructivist ammonites, 2019, Installation mit Werken der Costakis Sammlung, MOMus-Museum of Modern Art-Costakis Collection; commissioned by the 7th Thessaloniki Biennale of Contemporary Art, Foto Alatza Imaret

In diesem Museum regt Jonas Staal mit seiner neuen Installation „Neo–Konstruktivistische Ammoliten“ einen „transhistorischen Dialog“ mit den ausgestorbenen Kopffüsslern als konstruktivistische „Kameraden“ an. Minna Henriksson präsentiert ihre Recherche zur Kasseler documenta, Apostolos Palavrakis´ streng-sachliche Skulpturen scheinen zu ihren Wurzeln zurückgekehrt zu sein und Maria Choulakis nahezu abstrakte Fotografien sind mit Werken russischer Meister kombiniert – hier entwickelt der Titel „Stasis“ eine erstaunliche Spannung, wenn die Statik von Zeitgrenzen und Kategorien ausgehebelt wird.

Thessaloniki Biennale, 12.10.2019 – 16.2.2020
veröffentlicht in: Kunstforum online, 16.12.2019

Maria Choulaki, 7. Thessaloniki Biennale 2019 // SBV

Maria Choulaki, 7. Thessaloniki Biennale 2019 // SBV

Apostolos Palavrakis, 7. Thessaloniki Biennale 2019 // SBV

Apostolos Palavrakis, 7. Thessaloniki Biennale 2019 // SBV