Art Genève: Schwere Vorwürfe gegen Exdirektor

28. Jan. 2024 in Kunstmarkt, News

Joana Vasconcelos, Valkryrie Mumbet, 2020. Courtesy Gowen. 12. Art Genève. Foto Julien Gremaud

Während die 12. Art Genève gerade erfolgreich mit rund 80 Galerien stattfindet, läuft gegen den Ex-Direktor und Messe-Gründer Thomas Hug ein Ermittlungsverfahren.

Auf den Gängen der 12. Art Genève herrscht große Aufregung. Denn erst jetzt erfahren viele Galeristen, warum der langjährige Messedirektor Thomas Hug bereits letztes Jahr entlassen wurde: Gegen Hug laufen strafrechtliche Ermittlungen.

Hug, eine ehemaliger Musiker mit Erfahrung als Galerist, gründete 2012 die Art Genève als Salon d´Art in einer Mischung aus angewandter und freier Kunst. Mittlerweile erfolgreich als internationale Kunstmesse etabliert, eröffnete gerade die 12. Ausgabe mit rund 80 internationalen Galerien auf dem Palexpo-Messegelände wenige Gehminuten vom Genfer Flughafen entfernt. Neben einer Sektion für private Kunstsammlungen und lokale Institutionen gehört mit „Art Genève /sur-mesure“ auch eine Art Miniatur-„Unlimited“ zum Programm, wo dieses Jahr die überdimensionale, von der Decke hängende Stoffskulptur von Joana Vasconcelos beeindruckt.

12. Art Genève 2024. Foto Julien Gremaud

Schon während der ersten Tage berichten viele Galerien von guten Verkäufen. Aber die Stimmung ist getrübt. Denn wie Julien de Weck für das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilan am 18.1. schreibt, wurden gegen den ehemaligen Messedirektor nach einer internen Prüfung der Konten vier Anklagepunkte verfasst: „Wertpapierfälschung, unlautere Geschäftsführung, Betrug und Diebstahl“.

Hug wird verdächtig, vermutlich neun Jahre lang mit Geldern der mit der Messe verbundenen, von Förderern unterstützten Foundation Pour Les Arts Visuel Kunstwerke gekauft zu haben – eine keineswegs unübliche Methode, um die Verkaufssituation einer Messe zu stabilisieren. Manche dieser Werke seien allerdings laut Bilan nicht auf die Stiftung, sondern auf seinen Namen oder den Dritter ausgestellt. „Wir bestätigen, dass gegen den ehemaligen Direktor der Art Genève ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Kauf zahlreicher Kunstwerke läuft“, antwortet die Pressesprecherin von Messeveranstalter Panexpo auf meine Anfrage am 27.1. Der Fall liege in den Händen der Gerichte, es gilt die Unschuldsvermutung.

12. Art Genève, Dominique Gonzalez-Foerster, metapanorama I,II,III, 2023. Courtesy of Albarran Bourdais (rechts). Foto Julien Gremaud

Befragt man auf der Messe Schweizer Galerien dazu, scheint der mutmaßliche Betrug noch viel weiter zu gehen. Laut einer Galerie habe Hug einige dieser Kunstwerke weiterverkaufte. Der Gewinn sei jedoch nicht zurück in die Foundation geflossen, sondern auf sein Privatkonto. Offenbar wurde bereits einer dieser Verkäufe bei einem Sammlern konfisziert. Bewiesen ist allerdings bisher nichts – auch hier gilt die Unschuldsvermutung.

Gstaad Art im Februar?

Wenn diese Anschuldigungen stimmen, könnte das über die Art Genève hinaus Folgen haben. Denn Hug hat bereits den nächsten Salon d´Art gegründet: Vom 16.-18.Februar soll die erste Gstaad Art im Festival-Zelt stattfinden. Geplant sind 20 internationale Galerien von Air de Paris, Kurimanzutto über Mai 36, Galerie Nächst St. Stephan bis zu White Cube. Rund zwei Autostunden von Genf im Berner Oberland gelegen gilt Gstaad als Hochburg von Milliardären. Laut Galeristen-Aussage gehören dazu auch Sammler, die von Hug geschädigt sein sollen.

Angesichts der Vorwürfe wird jetzt heftig diskutiert, ob die Galerien ihre Teilnahme überhaupt noch vertreten können: Überwiegt die Unschuldsvermutung oder muss eine sofortige, kompromisslose Absage erfolgen? Die Art Genève jedenfalls ist unter der neuen Leitung und langjährigen Mitarbeiterin Charlotte Diwan gesichert. Auch die Schwesterveranstaltung Art Monte Carlo ist von dem Skandal nicht betroffen und soll wie angekündigt im kommenden Juli stattfinden.