Die Design-Wandermesse NOMAD zieht weiter

13. Feb. 2019 in Kunstmarkt, News

Tea Pavillon mit Cultural Gallery

Tea Pavillon mit Cultural Gallery

Kaum etwas ist so heiß umkämpft wie Messetermine. Ist einmal ein Platz etabliert, wird der verteidigt, damit sich die Galerien langfristig darauf vorbereiten können. Seit drei Jahren gibt es jetzt eine Boutique-Messe, die genau das Gegenteil verfolgt: die Design-Wandermesse NOMAD, die keinen fixen Ort, keinen fixen Termin hat und sich noch dazu vom white cube abwendet, um stattdessen in geschichtsträchtigen Häusern zu gastieren. Die beiden Gründer Giorgio Pace und Nicolas Bellavance-Lecompte wollten einen Markt für „collectibles“, also Sammlungsstücke der angewandten Kunst, kombiniert mit Kunstwerken an der Grenze zum Design schaffen – und das ist ihnen perfekt gelungen.

Gallery Fumi, NOMAD St. Moritz 2019

Gallery Fumi, NOMAD St. Moritz 2019

Erster Austragungsort war die Villa la Vigie in Monte Carlo 2017. Im Jahr darauf folgte NOMAD St. Moritz, wo auch dieses Jahr wieder gut 20 Galerien im Chesa Planta in Samedan, fünfzehn Autominuten von St. Moritz entfernt, gastieren. Der 1595 gebaute, ehemalige Stammsitz der Adelsgeschlechter von Planta und von Salis ist heute ein Museum für Wohnkultur der Engadiner Patrizier des 18. und 19. Jahrhunderts. Auch dieses Jahr ist wieder der Wintertermin gewählt, das tief verschneite Engadin ist die perfekte Kulisse für die oft opulenten Möbel. 25 Galerien zeigen hier in teilweise fix möblierten, ehemaligen Wohn- und Schlafzimmern, sogar in einer Küche und auf den Fluren hochwertige Leuchter, Tische, Sessel und Kunstobjekte.

Galerie Andrea Caratsch mit Werken von Milan Kunc. NOMAD St. Moritz 2019

Galerie Andrea Caratsch mit Werken von Milan Kunc. NOMAD St. Moritz 2019

Massimo de Carlo mit Teppich von Carsten Höller. NOMAD St. Moritz 2019

Massimo de Carlo mit Teppich von Carsten Höller. NOMAD St. Moritz 2019

Da treffen die gewollt schrill-kitschigen Skulpturen von Milan Kunc auf die bunten Türen des Hauses (Galerie Andrea Caratsch, St. Moritz); der Kokosnuss-Leuchter des dänischen Designers Fos kontrastiert mit den traditionellen Rüschenvorhängen (Etage Projects, Kopenhagen) und Carsten Höllers Pilz-Teppich passt perfekt auf den jahrhundertealten Holzboden (Massimo De Carlo, Mailand). 3000 Besucher kamen dieses Jahr, der Eintritt ist frei, wenn sich die Gäste vorab online registrieren. Der Flair dieses Ortes ist so überzeugend, dass NOMAD auch 2020 wieder in St. Moritz stattfinden soll. NOMAD Monaco dagegen ist passé, stattdessen wurde gerade für September NOMAD Venedig im Palazzo Axel angekündigt. 2020 wird die Design-Wandermesse NOMAD in einer Privatvilla in Südfrankreich logieren. Auch die USA ist noch im Visier der Messebetreiber, Los Angeles, oder Dallas, oder sogar eine Insel im Pazifik werden angedacht. Das Konzept ist offen für jeden Ort, viele Galerien wären bereit mitzuwandern. Übrigens wollen die beiden Gründer gar nicht von einer Messe sprechen: „Wir nennen NOMAD nicht eine Messe. Es ist ein showcase, fast wie ein Club.“

Gallery Almine Rech mit Objekten von Matt Maggis, NOMAD St. Moritz 2019

Gallery Almine Rech mit Objekten von Matt Maggis, NOMAD St. Moritz 2019

 

Giorgio Pace. Courtesy NOMAD

Nicolas Bellavance-Lecompte, Giorgio Pace. Courtesy NOMAD

in kürzerer Form veröffentlicht in: Kunstforum online, 11.2.2019