Dunja Gottweis, neue Direktorin Art Dubai: Wir wollen wachsen

27. Mrz. 2025 in Kunstmarkt

Die Installation „Solarcoca“ Opavivara für die_Art Dubai. Credit Photo Solutions

Zwölf Jahre arbeitete Dunja Gottweis für die Art Basel. Jetzt ist sie die neue Direktorin der Art Dubai geworden.

Anfang des jungen 21. Jahrhunderts gab es in Dubai nicht einmal fünf Galerien. Auch die Museen im benachbarten Abu Dhabi waren noch in weiter Ferne. Lediglich im nördlich gelegenen Sharjah hatte sich eine internationale Biennale etabliert.

Dann gründeten 2007 zwei Briten die Art Dubai – und damit begann eine spannende Erfolgsgeschichte. Denn die Messe richtete konsequent den Fokus auf die Kunst des Nahen Ostens. Heute ist Art Dubai die führende Messe der Region und die Art Dubai Group (ADG) betreibt ein ganzjähriges Programm mit rund 30 Projekten, darunter Dubai Design Week. Jetzt hat das Unternehmen eine neue Führungsstruktur entwickelt. Das bisherige Leitungsduo der Messe: Benedetta Ghione wird sich auf Corporate Partnerships und New Business konzentrieren; Pablo del Val  übernimmt neue, international ausgerichtete Funktionen innerhalb ADG. Alexie Glass-Kantor kommt als Executive Director Curatorial hinzu. Neue Direktorin der Art Dubai wird Dunja Gottweis. Die Österreicherin sammelte erste Erfahrung ab 2005 am MAK in Wien. 2012 wechselte sie an die Art Basel, wo sie zuletzt als Global Head of Gallery Relations für die Messen in Basel, Hong Kong, Miami und Paris verantwortlich war.

SBV: Sie leben in New York – vermissen Sie Österreich?

Dunja Gottweis: (lacht) Ich höre jedenfalls jeden Tag das Morgenjournal von Ö1!

SBV: Sie arbeiten seit 12 Jahren für die Art Basel, seit 2022 gehören sie zum Vorstand. Ab März werden Sie in Dubai leben. Haben Sie den Wechsel gesucht?

Dunja Gottweis: Eigentlich hatte ich mich weder beruflich verändern noch New York verlassen wollen. Anfangs sprach ich mit Ben Floyd nur informell über die Art Dubai. Ben gründete 2007 zusammen mit John Martin 2007 die Art Dubai und leitet die Art Dubai Group. Dann fragte er mich konkret – und ich war auf der Liste.

SBV: Was umfasste Ihre Position bei der Art Basel?

Dunja Gottweis: Ich war zuletzt Mitglied des Führungsteams der Art Basel, habe global mit den vier Messen gearbeitet – auch, um einen Wissenstransfer herzustellen, um nicht jedes Mal für jede Messe alles neu zu entwickeln, nicht verschiedene Benennungen für dieselben Abläufe zu verwenden und um die Regeln zu vereinheitlichen. Bei der Art Basel Miami Beach war ich bei jeder Ausgabe von Anfang bis Ende involviert, also konzeptuelle Überlegungen, Verbesserungsvorschläge, Galerienauswahl bis zum Standplan.

Dunja Gottweis, Courtesy Art Dubai Group

12 Jahre – Zeit für was Neues

SBV: Ist die regionale Art Dubai nach der globalen Art Basel nicht ein krasser Wechsel?

Dunja Gottweis: Ich habe dort so viel gelernt, das war großartig! Aber es sind 12 Jahre – da kann man was Neues ausprobieren. Im Oktober war ich erstmals in Dubai, bin drei Tage geblieben und habe mich sehr wohl gefühlt. Ich war von so vielem so positiv überrascht, vom Wetter bis zu den Menschen. Mein Name Dunja ist übrigens arabisch, das heißt ´Welt´. Meine Eltern haben die Schreibweise angepasst, mit j statt y – ich hatte immer ein tiefliegendes Zugehörigkeitsgefühl für die Region.

SBV: Von der Art Basel sind Sie gewöhnt, dass jede Galerie gerne teilnehmen möchte. Reagieren viele auf die Art Dubai nicht deutlich anders, etwa mit Vorurteilen?

Dunja Gottweis: Natürlich ist es eine ganz andere Situation. Ich habe es mir auch gründlich überlegt. Aber zum Schluss bei der Art Basel wurde mir bewusst, dass ich es genieße, neue Dinge zu verkaufen. Das Produkt ist ja großartig, es ist die wichtigste Messe der Region – und das wird sich auch nicht ändern. Mit meinem Netzwerk und dem Team in Dubai können wir weit mehr als eine Messe veranstalten, das bestehende Ganzjahresprogramm noch deutlich ausbauen.

SBV: Wird die Art Dubai wichtig bleiben, immerhin gibt es das Gerücht über einen Einstieg der Art Basel in die benachbarte Abu Dhabi Art Fair?

Dunja Gottweis: Das Gerücht kann ich nicht kommentieren. Aber die Art Dubai ist so stark, auch von der Unterstützung durch die Gemeinschaft dort, dass ich da sehr zuversichtlich bin.

SBV: Gibt es klare Anforderung seitens der Art Dubai an Sie?

Dunja Gottweis: Ich habe bei dem Gespräch darüber gesprochen, wie ich mit Galerien arbeite, wie ich mir eine Messe vorstelle, wie ich eine Zusammenarbeit mit Sponsoren sehe und was es erfordert, dass sich VIPs auf allen Ebenen wohlfühlen. Ben Floyd meinte darauf nur: Es ist, als wärest du in meinem Kopf. Alles andere wird sich in den nächsten Monaten entwickeln. Ich beginne im März, die Messe dieses Jahr steht noch unter der Leitung von Benedetta und Pablo. Dann bleibt mir ein ganzes Jahr, um die Ausgabe 2026 gemeinsam mit dem Team zu erarbeiten. Strategische Ziele haben wir uns noch nicht gesetzt. Aber klar ist, dass wir wachsen werden.

Schwierige Zeit?

SBV: Ist der Moment dafür nicht sehr schwierig gewählt, in einer durch politische Konflikte verunsicherten Region und einem weltweit schwächelnden Kunsthandel?

Dunja Gottweis: Ja, aber es ist nicht so schlimm wie während der Weltfinanzkrise 2008. Der Markt wird sich sicher schnell erholen und es geht bereits jetzt in diese Richtung. Aber trotzdem müssen und sollen sich Galerien extrem gut überlegen, wie und in welchen Markt sie investieren und an welcher Messe sie teilnehmen wollen.

SBV: Wegen der Stand- und der extrem gestiegenen Transportkosten?

Dunja Gottweis: Auch. Ich habe Galerien immer geraten, Hong Kong zum Beispiel nur zu machen, wenn man mehr als einmal im Jahr hinfährt. Man muss eine Beziehung zu dem Standort aufbauen, zu der Gemeinschaft vor Ort. Das gilt auch für Dubai. Im Übrigen bin ich mir sicher, dass Kunstmessen nicht verschwinden werden. Kunstmessen sind enorm wichtige Orte für Galerien, da entstehen viele neue Verbindungen zu Künstlern und Kunden – und die sind auch wichtig für Zeiten, wo es eine Flaute gibt, wie wir in der Pandemie gelernt haben.

SBV: Sehen Sie eine mögliche Messe in Saudi-Arabien als Konkurrenz?

Dunja Gottweis: Wenn es dem Markt gut geht, dann sind mehrere Messen gut für den Standort.

veröffentlicht in: Die Presse, 8.2.2025