India Art Fair 2014: Starke Verkäufe?

08. Feb. 2014 in Kunstmesse

Visitors at India Art fair 2014 watching performance by Anindita Dutta, Supported by Latitude 28. India Art Fair

96% der Aussteller der India Art Fair 2014 meldeten laut der Pressemitteilung „starke Verkäufe“ auf der heurigen 6. Ausgabe der Kunstmesse in Neu Delhi. Das ist eine interessante Ansage in jenem Land, dessen Kunstmarkt gerade massiv zurückgegangen ist.

India Art Fair 2014

Ob das wirklich stimmt? Das Wirtschaftswachstum liegt deutlich unter den Erwartungen, die Inflation ist erschreckend hoch – eine Situation, die der Kunsthandel gewöhnlich schnell und deutlich spürt. 91 Galerien nahmen an der India Art Fair 2014 teil, davon die Hälfe aus Indien.“With 12 new galleries from cities including Paris, Lisbon, Cologne, Barcelona, Madrid, Istanbul, Tel Aviv and Karachi, the fair was pleased to report sales for 90% of all first-time exhibitors, with a number of galleries selling out entirely.“ Klingt doch fantastisch – aber warum sagt uns die Pressemitteilung nicht, welche Galerien hier ausverkauft haben? 15% Einfuhrsteuer müssen für Kunstwerke gezahlt werden, die man zwar – anders als in der Türkei – bei Nicht-Verkauf zurück erhält. Aber es bleibt eine schmerzliche Minderung des Gewinns.

Zudem ist der Subkontinent ein sehr stark national ausgerichteter Markt – und das sollte sich ausgerechnet in einer wirtschaftlich angespannten Situation ändern? Bisher war der indische Kunstmarkt kaum offen für nicht-indische Kunst, woraus Galerien wie Lisson und auch Krinzinger die Konsequenz zogen, nicht mehr an der Messe teilzunehmen. Die Galerie (Frankfurt) dagegen ist seit Anfang dabei, Continua aus San Gimignano bereits seit der 4. Ausgabe, auch Lelong (Paris) und Grosvenor (London) sind treue Kunden.“After three years our relationship with art lovers in India is growing deeper and deeper. For us this has been the best edition yet – we look forward to coming back next year, “ kommentierte Lorenzo Fiaschi von Continua die Situation sehr diplomatisch (Pressemitteilung). Wer auf neuen Märkten bestehen will, muss einen langen Atem haben.  Und ein global ausgerichtetes Programm, denn auf Westkunst wartet so ziemlich niemand mehr. Vermeldet wurden auch hauptsächlich Verkäufe indischer Kunst, die meisten unter 20.000,- Euro. Wenn man dazu bedenkt, dass keineswegs in allen drei Zelten hochwertige Kunst angeboten wird, relativiert sich die Pressemeldung noch ein wenig mehr.

Nalini Malani, Despoiled Shore, Digital Print. Galerei Lelong

Aber die Verkäufe sind nur die eine Seite der Messe. Die andere und auf der India Art Fair 2014 noch deutlich wichtigere ist die Information. Daher nahmen heuer erstmals internationale Museen mit einem Stand teil, The Himalayas Art Museum (Shanghai) inklusiv einer Sammler-Delegation und das Mark Rothko Museum (Latvia).

Chris Dercon, Direktor Tate Modern, und die indische Künstlerin Dayanita Singh

Und wieder kamen mehrere Museumsdelegationen, darunter der sich  häufig auf Kunstmessen umschauende Leiter der Tate Modern, Chris Dercon (London): „This is my third visit to the India Art Fair and I make a point of attending as it is important to get an overview of the Indian art scene. The fair is now bringing indipendent projects, challenging the homogenous system of the art market. At the same time more and more institutions are bringing their best thoughts and images in an increasingly professional way to an ever growing wider public.“

Diesmal allerdings stand es noch in Verbindung mit einem anderen Ereignis: Am 6.2.2014 unterzeichnete das Tate Museum und das Indische Kulturministierum das „MoU“: Memorandum of Understanding. Es sieht eine Zusammenarbeit bei Ausstellungen und Projekt der modernen und zeitgenössischen Kunst, institutionelle und künstlerische Kooperationen zwischen  beiden Länder vor. So wird heuer etwa das faszinierende, im Geiste der Moderne entstandene Werk der indischen Künstlerin Nasreen Mohamedi (1937-1990) in der Tate ausgestellt (6.Juni – 5.Okto. 2014).

Unterzeichnet wurde die Vereinbarung in Neu Delhi von Shri Pramod Jain vom indischen Kulturministerium, und Tates Direktorin für Internationale Partnerschaften, Judith Nesbitt. Shri Pramod Jain: Der Vertrag ist „a part of a series of international collaborations undertaken by the Ministry of Culture, which would strengthen the Museum sector in the country and lead to a cross pollination of ideas.“ Im Dezember 2013 wurde bereits ein dreijähriger kultureller Austausch-Vertrag mit Venezuela unterzeichnet und ebenfalls im letzten Jahr ein ähnliches MoU mit dem Metropolitan Museum in New York. Erste stattliche Schritte zum Aufbau einer stärkeren kulturellen Struktur sind also eingeleitet – und das ist auch notwendig zur Stärkung des indischen Kunstmarktes.

Am Ende der Messe sagt Neha Kirpal, Gründerin und Direktorin der India Art Fair, voller Optimismus: „“Sandy Angus and I are very pleased to have had a successfull art fair as we recognize the importance of our role in the Indian context as market builders (…). Since the inception of the art fair to date we’ve seen the transformation of the art fair, the exhibiting artists and galleries rising to a truly world class standard with an global appeal, and the development of an entire industry around the arts, fueling tremendous possibilities for both business and culture.” (Pressemitteilung) Nächstes Jahr soll ihr Team mit dem Kurator und Kunstkritiker Girish Shahane als künstlerischer Direktor verstärkt werden.

 

Gigi Scaria, Dust, Gallery Chemould Prescott Road

 

Sammler Budi Tek (links), Lorenzo Fiaschi, Director Gallery Continua

 

Neha Kirpal und Sandy Angus. India Art Fair