Als privat über Mitgliederbeiträge finanzierter Wiener Verein konnte Phileas seit der Gründung 2014 79 Kuratoren auf Recherchereisen nach Wien einladen, 100 Projekte nationaler Künstler:innen im Ausland mitfinanzieren und mehr als 50 für weltweite Biennalen entstandene Werke österreichischer Künstler:innen heimischen Museen schenken. Dafür gab es bisher bereits staatliche Förderungen.
Jetzt hat das private Institut einen Tochterverein gegründet, der unter dem umständlichen Namen „The Austrian Office for contemporary art“ (AOCA) stolze 700.000 Euro Bundesförderung erhält. Das Budget ist für die Infrastruktur, also Miete der prominent gelegenen Räume am Opernring und für Personal. Die Kunstförderung wird weiterhin von den Mitgliedsbeiträgen und vom Bund getragen, heuer wurden aus 50 Einreichungen 18 Projekte ausgewählt, etwa Toni Schmale für die Riga Biennale oder Sophie Thun im ARAC Bucharest.
Die Struktur des neuen Tochtervereins entspricht in etwa Instituten wie ifa, Mondriaan Fund oder Pro Helvetia, ist allerdings semiprivat und rund um das Engagement von Gründer Jasper Sharp aufgestellt. Anders als staatliche Institute basiert AOCA auf einer vagen Grundstruktur: Weder ist die Zukunft gesichert, heißt ein Wechsel in der Politik oder ein knappes Kulturbudget könnten das Abkommen kippen. „Die Zukunft ist trügerisch“, erklärte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer auf der Pressekonferenz dazu lakonisch. Noch ist die personelle Struktur geklärt: Wer entscheidet über eine neue Direktion, wenn der Phileas-Gründer und jetzige Direktor Jasper Sharp neue Wege einschlägt? Als Kontrollgremium sind zwei Bundes-Vertreter:innen berufen, die anders als in einer Stiftung in der Vereinsstruktur allerdings jederzeit ausgewechselt werden könnten. Beratend steht ein fünfköpfiges Advisory Board zur Seite, darin u.a. Metropolitan Museum-Direktor Max Hollein und Künstler Hans Schabus. (SBV)
veröffentlicht in: Kunstforum online, 27.2.2023