AKT + Hermann Czech zur 18. Architektur Biennale 2023

21. Feb. 2022 in Biennalen, News

AKT und Hermann Czech - Modellfoto 1. © Theresa Wey. Ein temporärer Hintereingang erschließt den Pavillon zur Hälfte vom angrenzenden Stadtviertel Sant’Elena. Dessen Lebenswelt und Bedürfnisdiskurse werden zu einem Gegenstand der Architekturbiennale.

AKT und Hermann Czech – Modellfoto 1. © Theresa Wey. Ein temporärer Hintereingang erschließt den Pavillon zur Hälfte vom angrenzenden Stadtviertel Sant’Elena. Dessen Lebenswelt und Bedürfnisdiskurse werden zu einem Gegenstand der Architekturbiennale.

Im östlichen Teil endet das Gelände der Biennale Venedig mit einer langen Mauer. Dahinter befindet sich der kleine Stadtteil Sant´Elena. Erst 1928 als Wohnviertel durch Aufschüttungen gebaut, leben hier rund 1800 vor allem ältere Menschen. Ihnen mangele es an Versammlungsplätzen, erklärt das Architekturkollektiv AKT auf der Pressekonferenz zur 18. Architektur Biennale Venedig.
Das 17köpfige Team zusammen mit dem Stararchitekten Hermann Czech gewann die Ausschreibung zur nächsten Architektur Biennale 2023.  18 Bewerbungen waren dazu eingegangen. 460.000 Euro stehen als staatliches Budget zur Verfügung. Sie wollen den Bewohnern von Sant´Elena einen neuen Ort schaffen – auf dem Gelände des österreichischen Pavillons. Dafür soll ein „dünn vermauertes Fenster“ in der Mauer geöffnet werden, um einen „gesellschaftlich wirksamen, temporären Umbau“ mit Veranstaltungsprogramm zu schaffen. „Die Stadt kommt in den Pavillon, aus Abschottung wird Beteiligung, aus Trennung wird inhaltliche und räumlich erlebbare Nachbarschaft“, erklären sie. „Den Hoffmann Pavillon trennt – wie viele andere in den Giardini – eine Eigenschaft vom Hauptstrom der Moderne: die Symmetrie. Haupt- und Nebenraum wiederholen sich spiegelverkehrt. Dem Inhalt des einen Raums kann ein zweiter gleichrangig gegenübergestellt werden. Gerade diese unmoderne Eigenschaft ermöglicht eine aktuelle räumliche Demonstration: Trennung und Beteiligung“, so Hermann Czech. Der 1936 in Wien geborene Architekt nahm an der Architektur Biennale bereits 1980, 1991, 2000 und 2012 teil.

AKT und Hermann Czech - Photomontage Foto: Andreas Balon © AKT und Hermann Czech

AKT und Hermann Czech – Photomontage. Foto: Andreas Balon. © AKT und Hermann Czech

Jetzt also soll der 1934 von Josef Hoffmann errichtete Pavillon diagonal geteilt werden. Der linke Teil steht dann dem Biennale-Publikum, der rechte Teil plus Innenhof den Bewohnern von Sant´Elena zur öffentlichen Nutzung offen. Man werde sich gegenseitig hören, vielleicht auch sehen können, deutet AKT an – wie genau, ist noch nicht geklärt. Czech: „Ich bin selbst neugierig, was da herauskommt.“ Ob die Dachorganisation Biennale Venedig diesen krassen Eingriff genehmigen wird? Einen Plan B jedenfalls gibt es schon: Wenn der Durchbruch nicht möglich ist, werden halt die Pläne, Recherchen und Skizzen ausgestellt.

18. Architektur Biennale Venedig, 18.Mai-26.November 2023
veröffentlicht in: Kunstforum online, 21.2.2022