Aus für Code Art Fair Kopenhagen?

23. Aug. 2019 in News

CIFF Paris, Garage Amelot. Courtesy CIFF

CIFF Paris, Garage Amelot. Courtesy CIFF

Ganz leise, ohne jeden Kommentar, ist eine weitere Kunstmesse verschwunden: Code Art Fair in Kopenhagen. 2016 gegründet, hatte sich die Messe an die erfolgreiche CHART angehängt und sollte heuer mit der 4. Ausgabe eigentlich zeitgleich Ende August eröffnen. Aber auf der webside der Messe finden sich nur Information zu vergangenen Ausgaben. 2019 existiert nicht.

Chart Art Fair 2018, Foto Barsk-barskprojects

Chart Art Fair 2018, Foto Barsk-barskprojects

Dabei hatten die Galerien noch letztes Jahr so große Erwartungen an die Messe, denn sie hofften auf Synergien mit der auf nordische Kunst konzentrieren CHART. CHART wurde 2012 von fünf Galerien begründet und ist ein spannendes Geschäftsmodell: Jeder Gewinn, den die Messe einnimmt, wird reinvestiert. Denn das Ziel ist kein gewinnträchtiges Unternehmen aufzubauen, sondern perfekte Messebedingungen bereitzustellen. Die rund 30 Galerien der CHART können nur auf Einladung teilnehmen, Veranstaltungsort ist die mitten im Zentrum von Kopenhagen gelegene Kunsthalle Charlottenborg. CHART funktioniert wie eine große Ausstellung, in der die Stände der Galerien fließend ineinander übergehen. Code Art Fair dagegen gehört dem Veranstalter CIFF, die auch eine Modemesse mit rund 2000 Teilnehmern organisieren. Austragungsort ist die Messehalle Bella Center, die zwar gut mit einer Metro zu erreichen ist, allerdings deutlich außerhalb des Zentrums liegt. In der hellen Halle zeigten die internationalen Galerien ihre Ware im typischen Messekojen-Einerlei. 2016 begann es mit 48 Galerien, 2017 nahmen schon 74 Aussteller teil, 2018 dann 78. Und jetzt? Ende oder eine Pause, was fatal genug ist für eine Kunstmesse? Auf Nachfragen heißt es lapidar: „Unfortunately, Code Art Fair will not take place this year. We hope to be able to share more information very soon.“

Code Art Fair Copenhagen 2017 // SBV

Code Art Fair Copenhagen 2017 // SBV

Manche Galerie jedenfalls scheint sich schon deutlich zu distanzieren, Nagel Draxler etwa haben die Messe schon nicht mehr in ihrem Messe-„Archiv“ auf ihrer webside gelistet – war Christian Nagel nicht sogar im Komitee der Messe? Und Kukje Gallery aus Seoul ist bereits zum Nachfolger übergewechselt. Denn Code-Direktorin Julie Leopold Alf ist jetzt Chefin der Enter Art Fair. Diese Messe wirbt damit, „als erste“ das bekannte Messeformat mit „state-of-the-art digital art fair experience“ zu kombinieren – daher wohl auch der Name. Enter Art Fair findet in Refshalevej statt, einem ehemaligen Industriestandort im Hafengebiet eine gute halbe Stunde mit der Metro entfernt von der Kunsthalle.
Erinnert sich noch jemand an die so groß angepriesene rein digitale Kunstmesse, die vor einigen Jahren nach zwei Ausgaben grandios scheiterte? Große Worte findet auch diese Messe jetzt: „Enter Art Fair is the only fair that actually connects galleries to collectors and other artlovers on an unlimited global scale and all year round“. Die Betonung liegt wohl auf „Messe“, denn stellt nicht jede Galerie und allerlei Internetseiten diese „Verbindungen“ genauso her? Und übrigens praktizieren immer mehr Messen diese all year round-Betreuung, wenn etwa die Art Dubai einen eigenen Sammler-Club rund um das Jahr zu Ausstellungen und Künstlergesprächen lädt. Ob die Enter Art Fair mit diesem vagen Konzept mehr Chancen haben wird als die Code Art Fair?
Die jedenfalls wird sich offenbar komplett neu aufstellen, soll 2020 „in a different format“ wiederkommen und möglicherweise unter dem Label „northmodern“ stehen – eine Dachmarke, die auch die Modemesse CIFF Paris beherbergt, die in der Garage Amelot stattfindet. Sollen im zukünftigen Modell vielleicht Mode + Kunst auf einer Messe gemischt werden?