Endspurt in der Kunsthalle Wien 2023

25. Jan. 2023 in News

Elfie Semotan, Zetrales Post- und Kommunikationszentrum Skopje, 2022. Courtesy Fotografin und Kunsthalle Wien

Solidarität, Brüste, die Großmutter – das Programm der Kunsthalle Wien 2023
11 Ausstellungen, 231 Werke, 91 Künstler:innen. 176 Führungen, 97 Veranstaltungen, 49 Workshops. Der Rückblick der Kunsthalle Wien auf das Jahr 2022 fällt stattlich aus. Nur eine Zahl fehlt: die Besuchermenge. Die sei wieder auf den präpandemischen Stand von 2019 gekommen, erklärt das Leitungsteam WHW zur Jahrespressekonferenz, allerdings ohne konkret zu werden. Zur Erinnerung: Unter Nicolaus Schafhausen waren es 2018 gut 70.000, 2019 unter WHW dann rund 74.000. Auch neue Publikationen zu den Ausstellungen 2022 werden kommen, allerdings jene der Personalen erst mit monatelanger Verzögerung im Laufe von 2023. Man habe keine Eile und wolle die Ausstellungen in den Katalogen vertiefen, war die Erklärung. Und das Programm 2023? Das verspricht – endlich – hervorragende Ausstellungen!
Für die große Personale von Laure Prouvost (11.5.-1.10.2023) in Kooperation mit den Wiener Festwochen wird eine Auftragsarbeit mit kinetischen Objekten, Sound und Licht für die untere Ebene entstehen. Darin beschäftige sich Prouvost „mit der Figur der Großmutter als Ahnin und Vorreiterin“, erklärte Kuratorin Carolina Nöbauer. Ein Höhepunkt ist „No Feeling is Final. The Skopje Solidarity Collection“ (20.4.-Jänner 2024): Skopje war 1963 bei einem Erdbeben schwer beschädigt worden. Im Rahmen des Wiederaufbaus folgten Künstler:innen aus aller Welt dem Spendenaufruf durch die Vereinten Nationen für ein neues Museum. Brook Andrew (Melbourne), Yane Calovski & Hristina Ivanoska (Skopje), Sinisa Ilic (Belgrad), Iman Issa (Berlin) und Gülsün Karamustafa (Istanbul) wählen für die Ausstellung Werke aus der Sammlung aus und entwickeln Präsentationsformen für einen Dialog der historischen mit zeitgenössischer Kunst – fünf großartige zeitgenössische Positionen, die für hochspannende und diverse künstlerische Perspektiven stehen. Die Wiener Fotografin Elfie Semotan fotografierte dafür Skopje und das Museum, die Autorin Barbi Markovic verwebt die Geschichten der Sammlung in einem fiktiven Reisebericht. Als Leitfragen der Ausstellung formuliert WHW: „Hat die Idee von Solidarität in den Werken überlebt? Gibt es heute in der Kunstwelt noch einen Wunsch von Solidarität?“

Monia Ben Hamouda, Gymnasium, 2020, Courtesy die Künstlerin und ChertLüdde, Berlin

Unter dem Arbeitstitel „Darker, lighter, puffy, flat“ (9.11.´23-April 2024) thematisiert Kuratorin Laura Armann die „vielfältigen Bedeutungen der Brust in der Geschichte der Kunst, aber auch in Gesellschaft und Kultur“ – ein vielversprechend sinnliches Thema, das vom religiösen Motiv bis zum erotischen Objekt und auch zur Abwesenheit der Brust etwa in queeren Diskursen reicht. Die Gruppenausstellung läuft bis ins nächste Jahr – wenn die Kunsthalle Wien bereits unter neuer Leitung stehen soll. WHWs Vertrag läuft Mitte 2024 aus, im kommenden März soll die Entscheidung über die Nachfolge fallen, Bewerbungsende ist der 15. Februar 2023. Interessante Anforderungspunkte: „Die Position verlang (…) einen intensiven Austausch mit der lokalen Kunstszene und den nationalen Medien“, „Ausbau des lokalen, nationalen und internationalen Netzwerks“, aber auch „profunde Deutsch- und Englischkenntnisse“. Jahresgehalt: 90.000 Euro.