Digital: 15. Art Dubai 2022 – auf in die Zukunft!

24. Mrz. 2022 in Kunstmarkt, Kunstmesse

15. Art Dubai 2022, Sektion Digital. Foto SBV

15. Art Dubai 2022, Sektion Digital. Foto SBV

Dubai entwickelt sich gerade dank einer staatlichen Regulierungsbehörde zum neuen hub der Krypto-Industrie. Passend dazu lanciert die Art Dubai eine brandneue Sektion: „Digital“.  Seit ein NFT des Grafikers Beeple im März 2021 auf einer Auktion 69 Millionen Dollar brachte, sind diese digitalen Bilder aus dem Kunsthandel nicht mehr wegzudiskutieren. Seither reservieren immer mehr Kunstmessen kleine Ecken für den neuen Trend. Das klassische Messe-Publikum aber begegnet den ´Non Fungible Token´, die nur als Daten existieren, über online-Börsen vertrieben und mit Krypto-Währung zu zahlen sind, weitgehend verständnislos. „Digital“ beinhaltet allerdings weit mehr als nur NFTs, es sei eine „360-Grad-Entscheidung“, wie es Messedirektor Pablo del Val nennt.
Auf der 15. Art Dubai wird ein Einblick in das gesamte „digitale Universum der Kunst“ (del Val) inklusiv begleitender Diskussionsforen gegeben. Damit schlägt die 2007 gegründete, internationale Kunstmesse, die als wichtigster Kunsthandelsplatz im Nahen Osten gilt, jetzt eine Brücke in die Welt des Web 3.0. 17 Aussteller der über 100 Galerien aus 40 Ländern gehört zur neuen Sektion „Digital“. Aber wie können die auf Monitoren präsentierten Bilder in die kulissenhafte Märchenarchitektur der Messehallen im Madinat Jumeirah-Hotel integriert werden? Dafür hat die Art Dubai eine radikale Antwort: Wo früher die Moderne-Sektion platziert war, kündigen jetzt giftgrüne Neonbänder schon von weitem den Zeitsprung an. Mit der Rolltreppe geht es hinunter in eine flirrende und flackernde Welt. Slogans wie Level Up und Next Level blinken uns am Stand von Bybit, eine 2018 in Singapur gegründete Handelsplattform für Kryptowährungen, entgegen und geben das Motto an: Auf in die Zukunft!

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital. Foto SBV

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital. Foto SBV

 

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital, Postmasters New York. Foto SBV

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital, Postmasters New York. Foto SBV

Ab hier fühlen wir uns wie in einer Höhle. Sämtliche Wände sind tiefschwarz gehalten, darauf überall Monitore. Bei Postmasters sehen wir endlose Loops einer kurzen, ruckartigen Bewegung: drei Paare, die sich umarmen. Lo Vids NFTs seien eine Reaktion auf die fehlende physische Nähe während der Pandemie, erklärt Paulina Bebecka von der New Yorker Galerie Postmasters. Davor stehen die rotierenden Objekte mit einer seltsam schimmernden Oberfläche von Grace Lee Lawrence: digital produziert und 3-D-gedruckt.
Seit 1996 auf Netart spezialisiert, sind Postmasters die Dinosaurier dieser Sektion. Im nächsten Stand verwandelt sich eine bunte, Teletubby-ähnliche Gestalt in noch buntere Ostereier. Andere NFTs zeigen schlingernde Muster, ineinander fließende Formen, die an die 1970er Lava-Lampen erinnern und für 1.815 ETH (rund 4300 Euro) sofort verkauft waren. Oder die an Computerspiele erinnernden, leuchtenden griechischen Tempelarchitekturen von Lawrence Lek in seiner Nepenthe-Valley-Edition von 111 zu je 1111 USDC. Das 22köpfige Kollektiv Cyber Baat, die sich als die „afrikanische Stimme des Metavers“ beschreiben, stellt den Stand unter das Thema „Sacred Roots“: hauptsächlich klischeehafte Bilder wie die blaue Frau, aus deren Körper Blumen wachsen, umgeben von herumfliegenden Orangen – simple Symbole für eine heile Welt. Wenn man die Digital-Aussteller der Art Dubai als Querschnitt der momentanen Szene nimmt, dann ist es noch ein langer Weg bis zu einer digitalen Kunst. Meist sind banale Einzelmotive zu sehen, brav mittig angeordnet. Manches bewegt sich sinnbefreit, Schuhe oder Bälle. In grellen Farben und betont artifiziell gehalten, dominiert eine unreflektierte, von technischen Möglichkeiten diktierte Ästhetik. Und doch ist es hoch spannend zu sehen, welche Themen verhandelt und wie mit technischen Möglichkeiten experimentiert wird. Fingerprints DAO präsentiert eine verkabelte Pflanze, deren Feuchtigkeit und Temperatur mit Sensoren gemessen wird. Wenn alles passt, kann man auf der Messe oder online ein „Certificate of Growth“ erwerben, als NFT für 0,15 ETH (rund 360 Euro) oder als physisches Objekt: kleine Platten mit abstrakten Farbfeldern. Je günstiger die Bedingungen, desto mehr NFTs stehen zum Verkauf – ein Modell, dass „Natur zu einem sich selbst versorgenden Produzenten macht“, wie es erklärt wird. Aber ist das Kunst? Pablo del Val antwortet darauf diplomatisch: „Es ist nicht alles Kunst, es sind Sammlungsstücke“.

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital, Bybits. Foto SBV

15. Art Dubai 2022. Sektion Digital, Bybits. Foto SBV

ETH ist die Abkürzung von Ethereum, der im NFT-Handel zentralen Kryptowährung. DAO steht für „dezentralisierte autonome Organisation“, also eine selbstverwaltete Gruppe, die sich via Blockchain-Technologie vernetzt und gemeinsam einen Etat von Kryptowährungen verwaltet. Meist sind es Investmentfirmen. Metavers ist das digitale, durch Computertechnologien generierte Universum, die Summe aller virtuellen Welten. USDC ist eine stabile Kryptowährung, deren Wert 1:1 an den US-Dollar gekoppelt ist.